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Zu schwere Aufgaben Zu schwere Aufgaben: 1500 Prüflinge bangen um ihr Mathe-Abitur

Von Hagen Eichler 16.05.2018, 17:44
Abiturienten bei der Prüfung
Abiturienten bei der Prüfung DPA

Magdeburg - In die Diskussion um die Abiturprüfung in Mathematik schaltet sich jetzt die Politik ein. Der Bildungsausschuss des Landtages will bei seiner nächsten Sitzung am 8. Juni Aufklärung fordern.

Der Philologenverband, eine Gewerkschaft von Gymnasiallehrern, hatte die Aufgaben als zu schwer kritisiert. Unter anderem seien Themen abgefragt worden, die im Lehrplan gar nicht vorgesehen seien.

Zu schweres Mathe-Abi: Abgeordnete fordern Erklärung des Ministeriums

„Ich kann mir überhaupt nicht erklären, wie so etwas passieren kann“, sagte die Vorsitzende des Bildungsausschusses, Monika Hohmann (Linke), am Mittwoch. Das Ministerium müsse sich dazu erklären, fordert sie.

Zuvor hatte bereits die SPD angekündigt, das Abi auf die Tagesordnung zu setzen. Praktischerweise hat der Ausschuss die zuständigen Experten ohnehin zu Gast: Bereits seit langem eingeladen ist das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB).

Berliner Institut war für Abi-Aufgaben verantwortlich

Die Berliner Einrichtung ist zuständig für das Sammeln von Prüfungsfragen, die dann von den Bundesländern abgerufen werden – auch die jetzt strittigen Aufgaben stammen von dort.

Im Bildungsministerium ist der Zeitdruck indes noch weitaus größer. Am 7. Juni beginnen bereits die mündlichen Prüfungen; bis dahin muss jeder Prüfling wissen, wie er schriftlich abgeschnitten hat.

1500 Schüler hatten die schweren Aufgaben auf dem Tisch

Nach Angaben aus dem Haus von Marco Tullner (CDU) geht es um rund 1500 Schüler. Sie alle haben sich für die Matheprüfung auf erhöhtem Niveau entschieden. Offenbar nicht betroffen sind die Aufgaben auf grundlegendem Niveau.

Am Mittwoch holte das Bildungsministerium erstmals die Experten aus dem Landesschulamt und dem Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung zusammen.

Nachprüfung oder andere Bewertung - was folgt jetzt?

Bis zum Freitag sollen sie überprüfen, ob die Aufgaben die Schüler überfordert haben oder nicht. Über mögliche Konsequenzen will das Ministerium vorerst nicht sprechen. „Wir müssen erst wissen, wie die Fakten sind“, sagte Sprecher Stefan Thurmann.

In Brandenburg hatte das Bildungsministerium im vergangenen Jahr rund 6000 Oberstufenschülern angeboten, die Matheprüfung nachzuholen.

Philologenverband spricht sich gegen Nachprüfungen beim Mathe-Abi aus

Ein Teil der Schulen hatte vorgeschriebenen Unterrichtsstoff nicht behandelt, obwohl er auf dem Lehrplan stand. Der Chef des Philologenverbandes in Sachsen-Anhalt, Thomas Gaube, hält nichts von einer Nachprüfung.

Diese brächten den Schülern eine unnötige Mehrbelastung, sagte er. Er fordert stattdessen, den Bewertungsmaßstab nachträglich zu lockern.

Mathelehrerin fand Stochastik-Aufgaben extrem schwer

Bedenken gegen die verwendeten Aufgaben äußert auch die Lehrergewerkschaft GEW. Deren Landesvorsitzende Eva Gerth, selbst Mathelehrerin, sagte: „Im Bereich Stochastik waren Aufgaben, bei denen auch ich lange grübeln musste.“

Sie hält es allerdings auch für denkbar, dass es Versäumnisse im Unterricht gegeben hat.

AfD lobt extrem schwere Abi-Aufgaben

Völlig entgegengesetzt argumentiert die AfD. Deren Bildungspolitiker Hans-Thomas Tillschneider lobt die strittigen Aufgaben ausdrücklich.

„Es mag ja sein, dass das Mathematik-Abitur dieses Jahr schwerer war als üblich. Da es ansonsten aber immer zu leicht ist, haben wir daran wenig auszusetzen“, sagte er.

Wer eine glatte Eins erreichen wolle, müsse auch solche Aufgaben lösen, „auf die man nicht vorbereitet ist“.

Aufregung um Abi-Aufgaben in Sachsen-Anhalt nicht neu

Die Aufregung um Sachsen-Anhalts Abi ist nicht die erste in diesem Jahr. Vor zwei Wochen erst hatte das Bildungsministerium die für den Folgetag angesetzte Physik-Prüfung abgesetzt.

Ein Lehrer hatte die vorgesehenen Prüfungsaufgaben versehentlich einen Tag zu früh geöffnet. Die Prüfung wurde dann mit anderen Aufgaben nachgeholt. (mz)