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AfD-Demo in Querfurt AfD-Demo in Querfurt: Hallenser erhält zahlreiche Morddrohungen - weil er filmt

Von Robert Briest 04.05.2018, 09:29
Die AfD zog mit rund 180 bis 200 Anhängern durch Querfurt.
Die AfD zog mit rund 180 bis 200 Anhängern durch Querfurt. Robert Briest

Querfurt - „Sage mal, dass die Schweine verschwinden sollen“, fordert der ältere Herr mit weißem Schnauzer und gestreiftem Polohemd aufgebracht: „Sag das mal, bevor du umgebracht wirst.“

Der angesprochene Kameramann fragt irritiert nach, von wem er umgebracht werde. Der Demonstrant antwortet ihm in die Kamera hinein: „Du hast mich auch fotografiert. Normal dürfte ich dich dafür umbringen.“ Der in dieser Szene bedrohte Kameramann ist ein Journalist aus Halle, der regelmäßig etwa für den „Störungsmelder“ von Zeit online über rechte Veranstaltungen berichtet.

Die Drohung auf den Stufen des Querfurter Rathauses sei nur eine von fünf Todesdrohungen gewesen, die er am Maifeiertag am Rande der dortigen AfD-Demo erhalten habe, schildert der Hallenser. Eine junge Frau habe ihm im weiteren Verlauf der Demo noch gegen die Kamera geschlagen. „Sie ist erst kurz auf mich zugekommen, hat mich gefilmt, dann hat sie zugeschlagen.“

Der Polizei ist dieser Vorfall nicht bekannt. Der Journalist erklärt jedoch: Er habe auch keine Anzeige erstattet: „Damit ist in der Regel mehr Stress verbunden, als dass es etwas bringt.“

Er vermutet, dass die Drohungen gegen ihn auch mit einem Artikel der zum Umfeld der neurechten Identitären Bewegung gehörenden Website einprozent.de zusammenhängen. In dem wird er mit Fotos als vermeintlicher Linksextremist „geoutet“. Der Hallenser erklärte dazu, er sei vor drei Jahren bei einer Demo für Flüchtlinge spontan als Ordner eingesprungen und früher Mitglied der Linken gewesen.

Aggressive Stimmung bei AfD-Demo in Querfurt

Bei der AfD-Demo in Querfurt fühlte er sich eher an eine NPD-Veranstaltung erinnert. Das lag nicht nur an der aus seiner Sicht aggressiven Stimmung. Unter den Demonstranten fanden sich einige bekannte Rechtsextreme. Zahlreiche Teilnehmer trugen einschlägige Kleidung der rechtsextremen Szene.

Die AfD hatte am Dienstag in Querfurt ihre zentrale Veranstaltung zum 1. Mai abgehalten. Vor den gut 250 Teilnehmer sprach dabei auch Kreisparteichef Hans-Thomas Tillschneider. Auf MZ-Anfrage erklärt er nun: Sollte es tatsächlich zu solchen Drohungen gekommen sein, missbillige er dies.

„Gewalt und Drohungen haben bei uns keinen Platz.“ Tillschneider kündigte an, sollte sich herausstellen, dass es sich bei den Drohenden um AfD-Mitglieder handele – was er sich nicht vorstellen könne –, würde er sofort mit einem Parteiausschlussverfahren reagieren. (mz)