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Autobahn A143  Autobahn A143 : Applaus für die Planer und Pläne

Von Silvia Zöller 26.04.2018, 08:03
In die Landschaft eingeschnitten werden soll die A143 südlich von Salzmünde. Damit soll der Lärm eingedämmt werden.
In die Landschaft eingeschnitten werden soll die A143 südlich von Salzmünde. Damit soll der Lärm eingedämmt werden.  Animation Deges

Salzmünde - Nervös schaut Michael Zarth auf die Uhr: Kurz vor 18 Uhr, der Saal in der Gaststätte „Zum Yachthafen“ in Salzmünde ist schon voll, eine Handvoll Interessierte muss abgewiesen werden. Der Pressesprecher der Deges, die die Autobahnen plant und baut, hat Sorge, dass es schon vor der Infoveranstaltung zur A 143 Ärger gibt. Doch das Gegenteil war das Ergebnis der Veranstaltung am Dienstagabend: Die Mehrzahl der Besucher unterstützte mit Applaus Pro-Argumente für die A 143.

So etwa der Unternehmer Carl Friedrich Wentzel, der ein heißes Plädoyer für den Bau des zwölf Kilometer langen Teilstücks vorbrachte: „Ich bin sehr für den Bau dieser Autobahn, die sogar zu spät kommt. Sie macht die Infrastruktur für den Ort Salzmünde attraktiv und sie wird jeden hier positiv beeinflussen.“ Der Saal tobt, stimmt Wentzel bei, der noch hinterherschiebt: „Ich hoffe, dass ich den Bau noch erleben werde und dass auch meine Enkel ihn positiv erleben können.“

Infoveranstaltung zur A143: 120 interessierte Zuhörer in Salzmünde

Mit viel Verstärkung war Projektleiter Michael Herbst von der Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges) aus Berlin nach Salzmünde gekommen: Er und fünf weitere Deges-Kollegen standen den 120 Interessierten Rede und Antwort. Wie wichtig auch der Politik der Lückenschluss des Autobahnrings rund um Halle ist, zeigte die Anwesenheit von Frank Süsser aus dem Bundesverkehrsministerium und von Sebastian Putz, Staatssekretär des Landes-Verkehrsministeriums.

Viele Fragen an die Planer gingen in Richtung Lärm- und Umweltschutzschutz. „Gab es Konsensgespräche mit den Umweltverbänden?“, fragte der frühere hallesche Baudezernent Wolfgang Heinrich. Die gab es, so Deges-Mitarbeiterin Karin Wolfram - Einwände gebe es keine. Auch die EU-Kommission, die wegen der Eingriffe in das Naturschutzgebiet nach den Klagen gegen die erste Planung eine lange Mängelliste erstellt hatte, sei zufrieden: „Wir mussten optimieren. Die EU-Kommission hat uns gegenüber erklärt, dass sie nun keine weitere Stellungnahme abgeben wird.“

A143: Zum Thema Lärmschutz gab es ebenfalls etliches Neues

Zum Thema Lärmschutz gab es ebenfalls etliches Neues: So sollen nicht nur ein Lärmschutztunnel bei Salzmünde und Lärmschutzwände für weniger Belastung sorgen. Vielmehr verlaufe die Fahrbahn an vielen Stellen wie etwa südlich von Salzmünde (Foto oben) unterhalb des Landschaftsniveaus. Genau dort soll zudem ein 19 Hektar großer Wald aufgeforstet werden. „Weiter wird auch ein lärmmindernder Belag verbaut“, so Herbst.

War jüngst noch von einem riesigen Schornstein die Rede, der die Abgase des Landschaftstunnels bei Friedrichschwerz in die Höhe blasen soll, so ruderte die Deges jetzt zurück: „Das war eine Variantenbetrachtung aus früheren Zeiten“, erläuterte Herbst. Vielmehr soll der Tunnel mit einem etwa drei Meter hohen Schornstein versehen werden, der durch eine spezielle Entlüftungstechnik die Abluft weit in den Himmel bringt.

A143 bekommt Anschlussstelle in Salzmünde

Die Salzmünder interessierte aber noch eine weitere Frage: Was ist, wenn es eine neue Autobahn mit einer Anschlussstelle in Salzmünde gibt, die dann auf die desolate Landstraße führt - zumal eine Ortsumgehung nicht vorhanden ist?

Da konnte Staatssekretär Putz gute Nachrichten aus Magdeburg mitbringen: Sobald das Planfeststellungsverfahren für die A 143 wasserdicht ist, will das Land mit den Planungen für die Erneuerung der L173 und der Ortsumgehung beginnen. „Unser Ziel ist, zu planen und die Straßen mit der Autobahn fertigzustellen“, sagte Putz.

Vom 26. April bis zum 9. Mai liegen die 800-seitigen Planungsunterlagen in den Rathäusern der Stadt Wettin-Löbejün und den Gemeinden Petersberg, Teutschenthal, Salzatal zur Einsicht aus. Im Anschluss daran beginnt eine einmonatige Frist, in der gegen das Vorhaben beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig Klage eingereicht werden kann. Damit steht erst am 12. Juni fest, ob die Autobahn gebaut werden kann.
Baustart wird frühestens Ende 2019 sein. Es wird mit einer Bauzeit von fünf bis sechs Jahren gerechnet.
››Alle Infos auch unter: www.deges.de

Für Missstimmung und Protestrufe der Befürworter sorgte dagegen das Statement einer Schiepzigerin, die sich Sorgen um die schwindende Lebensqualität durch den Autobahnbau machte. Zudem sei auch die Entlastung der Straßen in Halle nicht belegt, sagte sie. Das konnte Planer Björn Meyer nicht entkräften. Tatsächlich werde Halle durch den Autobahnbau von etwa dreitausend Autos entlastet. „Grundlage für die Planung ist aber, dass 45.000 bis 49.000 Fahrzeuge an einem Tag auf der A 143 prognostiziert sind“, so Meyer.

A143: Teuerste Trasse im Land Sachsen-Anhalt

Querungshilfen für Tiere, Landschaftspflege, Grünbrücken und alle Neuplanungen für den Naturschutz haben nun dazu geführt, dass das Autobahnstück zwischen Neustadt und Gimritz zum wohl teuersten Autobahnstück in Sachsen-Anhalt wird. Rund 30 Millionen Euro wird jeder Kilometer den Bund kosten, insgesamt 350 Millionen Euro. Frank Süsser vom Bundesverkehrsministerium: „Natürlich bauen wir keine Autobahn, die den Naturschutz verbessert. Aber wir versuchen, nicht wie vor 30 Jahren zu bauen, sondern Wert auf den Schutz der Umwelt und des Menschen zu legen.“

Was passiert, wenn erneut gegen die A 143 geklagt wird? Dann sei mit Verzögerung von möglicherweise zwei Jahren zu rechnen, sagte Michael Herbst. Der Naturschutzbund, der durch Klagen die Überarbeitung der Planungen durchgesetzt hatte, habe die aktuellen Unterlagen erst am Dienstag erhalten, so Sprecherin Annette Leipelt. Man prüfe diese jetzt. (mz)