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Drei Erzieherinnen für 150 Kinder Drei Erzieherinnen für 150 Kinder: Hortchefin gibt auf und kündigt

Von Undine Freyberg 23.04.2018, 07:38

Merseburg - Die Aufregung um die Betreuung der Kinder im Hort „Freizeitstrolche“ an der Merseburger Curie-Grundschule ebbt nicht ab. Zuletzt hatte es Kritik gegeben, dass häufig zu wenige Erzieherinnen für die Kinder zur Verfügung standen. Zum Teil soll es nur drei Betreuerinnen für bis zu 150 Kinder gegeben haben.

Jetzt scheint sich die Situation noch einmal verschärft zu haben. Nach MZ-Informationen hatte die Leiterin des Hortes ihre Stelle zum 30. April gekündigt und war daraufhin vom Geschäftsführer des Trägers Kinderland Merseburg gGmbH, Dirk Jürgens, am 12. April freigestellt worden. Am 13. April hat bereits ihre Nachfolgerin ihren Dienst angetreten. Offiziell sei sie aber erst ab 1. Mai im Dienst, so Jürgens.

Schulelternrat: Sie hat immer sehr engagiert zum Wohle der Kinder agiert

Dennis Göthe, der Vorsitzende des Schulelternrates, zeigte sich gegenüber der MZ sehr überrascht vom Rückzug der Hortleiterin. „Sie hat immer sehr engagiert zum Wohle der Kinder agiert. Deshalb wundert mich ihre Kündigung sehr.“ Andere Eltern können das Ganze ebenfalls nicht verstehen, denn die Hortchefin war unter anderem Mitglied des Betriebsrates. „Und warum sollte jemand fünf Jahre vor der Rente kündigen und sich damit beim Arbeitsamt noch eine Sperre einhandeln?“, sagte ein Vater der MZ.

Pikant: Zwischen der bisherigen Hortchefin und Dirk Jürgens, hatte es immer wieder mehr als nur atmosphärische Störungen gegeben - beispielsweise als Hortnerinnen der „Freizeitstrolche“ die Kinder zum Schwimmunterricht begleiteten, um den Unterricht überhaupt möglich zu machen, damit allerdings eine Tätigkeit übernahmen, zu der sie nicht befugt waren. Als diese Vorkommnisse ein Nachspiel haben sollte, und die Erzieherinnen zu einem Gespräch geladen wurden, wurde dafür ein Ferienausflug der Hortkinder in den halleschen Zoo abgebrochen, was großen Zorn bei den Eltern hervorrief.

Zwischenzeitlich ist ein ominöser Brief aufgetaucht

MZ fragte Dirk Jürgens, ob er von der Kündigung der Chefin der „Freizeitstrolche“ überrascht gewesen sei. „Überrascht? Also zu Personalangelegenheiten möchte ich mich nicht äußern“, so Jürgens. Neben der Hortleiterin hat übrigens eine weitere Hortnerin gekündigt, wie diese gegenüber der MZ bestätigte.

Zwischenzeitlich ist ein ominöser Brief aufgetaucht, der von allen Merseburger Kita- und Hortleiterinnen bzw. - Stellvertreterinnen unterzeichnet ist, deren Einrichtungen sich in Trägerschaft der Kinderland Merseburg befinden. Gedruckt auf dem Briefpapier des Trägers werfen sie der bisherigen Hortleiterin der „Freizeitstrolche“ vor, möglicherweise absichtlich Probleme provoziert zu haben. In dem Schreiben, das an alle Stadträte und den Oberbürgermeister gerichtet ist, heißt es außerdem „Offensichtlich wird aus politischem Kalkül unserem Träger Fehlverhalten unterstellt.“ Da stellt sich die Frage: Um welches politische Kalkül soll es hier gehen und wer hat diesen Brief tatsächlich geschrieben?

Anzahl der Erzieherinnen soll aufgestockt werden

Unterdessen hat Jürgens bekanntgegeben, dass er die Anzahl der Erzieherinnen bis auf zehn (teils auch Teilzeitkräfte) aufstocken wolle - wenn nötig auch mit Hilfe von pädagogischem Fachpersonal, das über einen Personaldienstleister zur Verfügung gestellt werden könnte.

„Herr Jürgens könnte noch 20 Erzieherinnen bringen - das Hauptproblem ist doch, das verloren gegangene Vertrauen wieder herzustellen“, sagte Daniel Stahnke (SPD), der Vorsitzende des Bildungsausschusses des Merseburger Stadtrates. Er bezweifelt, dass ausgerechnet ein Wechsel in der Leitung des Hortes für eine Verbesserung des Verhältnisses zwischen den Eltern und dem Träger führen soll. „Her Jürgens hat dagegen immer wieder Öl ins Feuer gegossen“, so Stahnke. Jürgens auf Anfrage der MZ: „Das hier Vertrauen verloren gegangen sein soll, kann ich nicht bestätigen.“

Stahnke setzt dem Träger jetzt jedenfalls die Pistole auf die Brust: „Wenn es bis zum Sommer nicht gelingt, diese Situation gravierend zu verbessern, müssen wir über einen Trägerwechsel nachdenken.“ Das ginge entweder über eine normale Kündigung. „Oder der Träger tritt von sich aus zurück.“ Denn leider stünde das Wohl der Kinder derzeit nicht im Fokus. „Und deshalb müssen wir handeln.“ (mz)