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Goldener Zaunpfahl Goldener Zaunpfahl: Negativpreis für "absurde Auswüchse des Gendermarketing"

18.04.2018, 19:34
Produkte liegen während der Pressekonferenz vor der Verleihung des «Goldenen Zaunpfahls» auf einem Tisch. Die Auszeichnung ist ein Negativpreis für absurdes Gendermarketing.
Produkte liegen während der Pressekonferenz vor der Verleihung des «Goldenen Zaunpfahls» auf einem Tisch. Die Auszeichnung ist ein Negativpreis für absurdes Gendermarketing. dpa

Berlin - Versuche mit Kleiderschrank, Schuhregal und Waschmaschine: Ein Experimentierkasten für Mädchen mit vermeintlich typisch weiblichen Themen ist mit einem Negativpreis ausgezeichnet worden. Die Publizistin und Linke-Politikerin Anke Domscheit-Berg sowie die Autoren Almut Schnerring und Sascha Verlan („Die Rosa-Hellblau-Falle“) wollten dem Hersteller am Mittwoch in Berlin den Goldenen Zaunpfahl 2018 für „absurde Auswüchse des Gendermarketing“ verleihen.

Fünf Nominierte für Negativpreis

Der Kasten komme unter dem Deckmantel der Gleichstellung daher, stelle aber „mal wieder Schönheit, Konsum und Mode als weibliche (Haupt-)Interessen in den Vordergrund“, begründete die Jury ihre Wahl. Mit dem Produkt werde unterstellt, dass sich Mädchen nur dann für Technik interessieren, wenn sie rosa verpackt werde. Das sei kontraproduktiv.

Insgesamt waren fünf Produkte und Werbekampagnen für den Preis nominiert. Darunter waren zum Beispiel Spiel-Werkzeuge aus Plüsch und eine Bibel in Männer- und Frauen-Edition. Bis Anfang März konnten Verbraucher Vorschläge von Produkten einreichen, die auf Rollenklischees setzen oder die grundlos einem von zwei Geschlechtern zugeordnet werden.

Die Initiatoren des Preises wollen Unternehmen nach eigenen Angaben zu „intelligenteren und innovativeren Strategien“ zur Vermarktung ihrer Produkte anstiften und eine Debatte über die Wirkung von Werbung auf gesellschaftliche Normvorstellungen in Gang bringen.

Hemmung der Persönlichkeitsentwicklung befürchtet

Der Hersteller des Experimentierkastens erklärte auf dpa-Anfrage zur Nominierung: „Weder Diskriminierung noch eine sexistische Grundhaltung spiegeln die Absichten des Kosmos Verlags wider.“ „Sollte der nominierte Experimentierkasten für Barbie-Fans einen anderen Eindruck vermittelt haben, bedauern wir dies.“ Man habe die Fans in „ihrer bekannten Spielwelt“ abholen wollen. Die Inhalte seien die gleichen wie in klassischen Experimentierkästen.

Weil manche Produkte heute auf zwei Geschlechterbilder zugeschnitten sind - etwa in rosafarbener oder hellbauer Aufmachung - befürchten Kritiker, dass Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gehemmt werden. Manche sehen einen Zusammenhang zwischen den so vermittelten Rollenbildern und gesellschaftlichen Problemen - von Essstörungen bis hin zu Lohnunterschieden zwischen Männern und Frauen.

Der Goldene Zaunpfahl war 2017 erstmals verliehen worden: an Leselernbücher für Mädchen (Ponys und Prinzessinnen) und Jungs (Piraten und Polizisten). (dpa)