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Kommentar zu Syrien Kommentar zu Syrien: Geschosse schaffen keinen Frieden

Von Hartmut Augustin 15.04.2018, 14:37
Syrien, Region Damaskus: Rauch steigt nach dem Einschlag einer Rakete der syrischen Armee über Duma auf.
Syrien, Region Damaskus: Rauch steigt nach dem Einschlag einer Rakete der syrischen Armee über Duma auf. XinHua

Halle (Saale) - Es hat gerumst. Mehr als 100 Geschosse haben die USA, Großbritannien und Frankreich am Wochenende auf drei Ziele in Syrien abgefeuert. US-Präsident Donald Trump kündigte den Angriff ein paar Tage vorher als Reaktion auf einen mutmaßlichen Giftgasanschlag in Duma an.

Was in diesem Ort am 7. April passiert ist, das weiß niemand genau. Gab es überhaupt einen Anschlag? Und steckt der syrische Diktator Baschar al-Assad dahinter? Die USA und Frankreich wollen Beweise dafür haben, dass das syrische Regime den Giftgaseinsatz befohlen hat. Öffentlich gemacht wurden die Belege aber bislang nicht.

Ohne Frage ist es Assad zuzutrauen, Giftgas einzusetzen. Er verfügt über die Möglichkeit und sicherlich ist ihm auch jedes Mittel recht, im syrischen Bürgerkrieg endgültig wieder die Oberhand zu gewinnen.

Sein Regime hat Menschen gefoltert und ermorden lassen. Dafür gibt es gesicherte Erkenntnisse und deshalb kann man den Mann auch einen Diktator nennen, an dessen Händen Blut klebt.

Nur, erlauben diese Tatsachen, dass Nato-Mächte einen Luftangriff starten? Trump hatte den Angriff mal so im Kurznachrichtendienst Twitter erwähnt. Dann wurde die Ankündigung am nächsten Tag relativiert und anschließend wurde zugeschlagen.

Was ist das für eine Welt, in der ein US-Präsident ohne vorzeigbare Beweise ein anderes Land angreifen lässt und das beiläufig bei Twitter ankündigt? Nicht viel besser ist, dass andere - Großbritannien und Frankreich - da mitmachen. Das Völkerrecht und die Charta der Vereinten Nationen wurden so mir nichts dir nichts einfach ausgehebelt.

Und Deutschland? Unser Land beteiligte sich zwar nicht an der Aktion, aber die Bundesregierung hat den Militärschlag sofort begrüßt, nachdem er öffentlich wurde.

Die Bedeutung dieses Angriffs reicht weit über Syrien hinaus. Es kommt wieder Angst in Europa auf, Angst vor einem Weltkrieg. Denn so hart wie die USA und ihre Verbündeten reagiert haben, so hart bleibt auch Russland in der Verteidigung des syrischen Regimes.

Syrien-Krise - Welt am Rande eines militärischen Konfliktes

Beide Seiten sind nicht bereit, für die Lösung der Syrien-Krise ihre Positionen aufzugeben. Sie bringen damit die ganze Welt an den Rand eines militärischen Konfliktes.

Die USA und Russland sind sich dessen offenbar schon noch bewusst. Denn das sogenannte Rote Telefon wurde in den vergangenen Tagen wiederholt genutzt, um Absprachen zu treffen, damit russische Soldaten in Syrien vom Militärschlag nicht betroffen sind.

Doch wie lange kann das gutgehen? Das archaische Macho-Gehabe und das Vertrauen auf militärische Gewalt - beides ist Donald Trump und Wladimir Putin eigen- lassen zumindest befürchten, dass den beiden mal die Sicherungen durchbrennen könnten. Und dann...

Die Bundesregierung macht im Syrien-Konflikt keine gute Figur. Ein bisschen Nato-Krieg kann schon sein, so lässt sich die Zustimmung von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen zum Militärschlag interpretieren. Nein, mit Krieg lässt sich in Syrien kein Frieden schaffen. Es sei denn, alle bringen sich gegenseitig um.

Syrien-Konflikt - Deutschland ist ohne Plan

Die Reaktionen von Merkel und von der Leyen zeigen, dass Deutschland ohne Plan ist. Ein Lichtblick ist da der Vorstoß von Außenminister Heiko Maas.

Der will eine Wiederaufnahme der Syrien-Gespräche und dafür Russland gewinnen. Das könnte die Feuertaufe für den neuen Minister sein - ohne Raketen und Geschosse. (mz)

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]