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Zugverkehr Verkehr : Auf dem Abstellgleis, Bedarfshalt gefordert

Von Yvette Meinhardt 15.04.2018, 11:56
Gras und Unkraut wuchert auf dem Bahnhof in Bornitz. Die Erfurter Bahn fährt jede Stunde durch, aber die Züge halten nicht mehr.
Gras und Unkraut wuchert auf dem Bahnhof in Bornitz. Die Erfurter Bahn fährt jede Stunde durch, aber die Züge halten nicht mehr. Hartmut Krimmer

Bornitz - Gräser und Unkraut wuchern auf den Bahnsteigen. Dafür ist das kleine Wartehäuschen noch gut in Takt, bietet den Reisenden einen trockenen Platz auf der Bank und auch Radständer stehen funktionstüchtig bereit. Der Haken daran: Seit mehreren Jahren hält kein Zug mehr in Bornitz. Der Bahnhof ist sozusagen auf dem Abstellgleis.

Bornitz mit Leipzig verbinden

„Wir brauchen von Zeitz nach Leipzig keine Züge im 30 Minuten-Takt, wohl aber einen Bedarfshalt für Bornitz und Reuden“, sagt Andrea Kabisch (CDU).

Die Ortsbürgermeisterin von Bornitz macht sich seit einigen Jahren für einen Bedarfshaltepunkt stark, doch Bornitz und Reuden wurden aus ihrer Sicht bahntechnisch komplett abgehangen. Auf der anderen Seite steigt die Zahl der Reisenden in Richtung Leipzig.

"Wieso kein Bedarfshalt?" - Der Zug muss ohnehin anhalten

„Meine Frau ist bis vor kurzem jeden Tag nach Leipzig gefahren“, erzählt Olaf Schröter (CDU). Doch sie musste zuerst mit dem Auto nach Profen fahren. Das Fahrzeug dort abstellen und in den Zug umsteigen. „Das ist einfach zu umständlich“, sagt Schröder.

Er ist nicht nur stellvertretender Ortsbürgermeister in Bornitz, sondern sein Herz hängt an der Bahn. Er wohnt nur 100 Meter vom Bahnhof entfernt und hat früher selber bei der Bahn gearbeitet. „Ich verstehe nicht, warum es hier keinen Bedarfshalt gibt.

Denn vor dem Leipziger Hauptbahnhof hält der Zug regelmäßig und muss mindestens fünf Minuten auf die Einfahrt warten“, sagt Schröter. Andererseits gebe es jene gewünschte Bedarfshaltestelle auf Thüringer Seite. Warum soll das nicht auch in Sachsen-Anhalt gehen?

Zugverkehr für mehr Rad-Tourismus

„Die Zahl der Rad-Touristen nimmt immer mehr zu. So könnten wir auch mit dem Zug nach Gera oder Leipzig fahren, unser Rad mitnehmen und dann entlang dem Elsterradweg zurück“, fährt Kabisch fort.

Ein wunderbares Schild mit allen Ausflugsmöglichkeiten entlang des Radweges steht noch am Bornitzer Bahnhof. Unter heutigen Bedingungen erscheint es fast wie Hohn. Und noch etwas kritisiert die Kommunalpolitikerin. Parallel zur Bahn verkehrt auf der Bundesstraße 2 die Buslinie 850 von Zeitz über Zangenberg, Bornitz, Draschwitz, Reuden, Profen und weiter nach Hohenmölsen.

Bahnverkehr statt "Geldverschwendung"

„Das ist für mich eine Geldverschwendung, auch wenn ich weiß, dass Zug und Bus aus verschiedenen Töpfen bezahlt werden“, sagt Andrea Kabisch.

Sie hält es für sinnvoller die Fahrgäste bei der Bahn zu bündeln und stattdessen von Profen aus eine Querverbindung nach Hohenmölsen zu schaffen. „Ich wünsche mir außerdem eine Buslinie von unserer Seite der Elster aus nach Tröglitz“, fährt sie fort. Denn in Alttröglitz befindet sich der Sitz der Gemeinde Elsteraue, außerdem der Hyzet-Kultur- und Kongresszentrum mit sehr viel Publikumsverkehr.

Die Bürger gehen nach Tröglitz zum Arzt oder in die Apotheke, auch eine Grundschule gibt es dort. Nur keine Busverbindung in den größten Ort der Elsteraue.

Wer ist zuständig für den Bedarfshalt?

Eine Stellungnahme zu diesem komplexen Thema scheint schwierig. Die Zugverbindung Leipzig, Profen, Gera wird von der privaten Erfurter Bahn betrieben. Doch auf die MZ-Anfrage zum Sachverhalt verwies man in Erfurt an andere Stelle. „Leider liegt die Frage des Haltens in Bornitz und Reuden nicht in unserer Hand.

Die Aufgabenträger, in diesem Fall der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt (Nasa), entscheidet, wie gefahren und wo gehalten wird. Entsprechend wird dann bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen der Verkehr bestellt“, heißt es von Pressesprecherin Hella Tänzer.

Auch die Deutsche Bahn selbst - die noch vor wenigen Tagen den Bau des Bahnhofes in Profen groß kommunizierte - verweist an die Nasa. Die Nasa wiederum bittet sich Bedenkzeit aus. Und auch der Burgenlandkreis möchte erst mit der Nasa Rücksprache halten und bittet daher ebenfalls um Bedenkzeit. (mz)