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Gericht ist nicht befangen Prozess gegen Adrian Ursache nach Pause fortgesetzt - Gericht ist nicht befangen

Von Steffen Könau 11.04.2018, 17:08
Adrian Ursache im Gerichtssaal
Adrian Ursache im Gerichtssaal Steffen Könau

Halle (Saale) - Ist das Adrian Ursache? Ein Mann in ausgebeulter blauer Trainingshose, Turnschuhen, einem ausgeleierten grünen Pullover und einer alten Nato-Kutte steht dort, wo sonst der wegen versuchten Mordes an einem Polizisten angeklagte frühere Unternehmer und „Mister Germany“ Adrian Ursache in Hemd, Binder und Maßanzug seinen Platz hat.

Aber doch, der verkleidete Herr ist der 42-Jährige, dem die Staatsanwaltschaft vorwirft, im Sommer 2016 während eines Polizeieinsatzes auf einen Beamten des SEK geschossen zu haben. Ursache wird später erklären, er wolle mit seiner Kostümierung gegen die Haftbedingungen im „Roten Ochsen“ in Halle protestieren. Dort sitzt Ursache seit mehr als anderthalb Jahren und wartet auf sein Urteil, das nach den ursprünglichen Planungen bereits gefallen sein sollte.

Strafzahlungen gegen Adrian Ursache summierten sich auf mehr als 15.000 Euro

Und auch an diesem ersten Verhandlungstag nach der Osterpause kommt die große Strafkammer dem Ende des seit Oktober laufenden Prozesses nicht viel näher. Zuerst einmal muss wieder ein Befangenheitsantrag der Verteidigung behandelt werden, auch diesmal gibt es eine Ablehnung. Dann wird das Vorstrafenregister des Familienvaters verlesen, der von den Behörden der Reichsbürgerszene zugerechnet wird.

Danach haben Gerichte in Zeitz und an Ursaches früherem Arbeitsort Radolfzell am Bodensee in den Jahren vor der Eskalation während der Zwangsräumung des zwangsversteigerten Hauses der Familie gegen Ursache mehrere Strafbefehle wegen Nötigung, Beleidigung, Bedrohung, falscher Beschuldigung und Urkundenfälschung erlassen.

Ursache hatte Mitarbeiter von Gerichten, aber auch einen Gerichtsvollzieher in Briefen bedroht, so etwa damit, dass er Schadenersatz verlange, wenn sie seinen Fall weiter bearbeiten würden. Mit selbst ausgestellten Schuldscheinen hatte er zudem versucht, gegen Beamte Material in die Hände zu bekommen, mit dem er diese ins internationale Schuldnerregister eintragen lassen wollte.

Die verhängten Strafzahlungen summierten sich auf mehr als 15.000 Euro. Ursache hatte sich da in einer Vermögensauskunft schon selbst als mittellos bezeichnet. Besitztümer habe die Familie nur „im Rahmen bescheidener Lebensführung“.

Danach schlägt einmal mehr die Stunde des selbst ernannten Staats- und Religionsgründers aus Reuden im Burgenlandkreis, dessen Reich „Ur“ einen von Richter Jan Stengel ebenfalls verlesenen „Beistandspakt“ mit dem Mini-Staat des inzwischen wegen Mordes an einem Polizisten zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilten fränkischen Reichsbürger Wolfgang Plan.

Ursache erläutert gewohnt weitschweifig seine Staatsrechtstheorien, er bezeichnet den biblischen Archenbauer Noah als „Gottes Reichsbürger“ und sich selbst ebenfalls als „Gottes Reichsbürger“, dementiert aber Augenblicke später wieder, ein Reichsbürger zu sein. Er stehe treu zur Verfassung von 1949, aber auch zu der der DDR. Das Verfahren wird in der kommenden Woche fortgesetzt.

(mz)