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Nach Gülle-Havarie Nach Umweltverschmutzung durch Gülle bei Hayn im Südharz: Schaum erreicht die Saale in Bernburg

Von Marko Jeschor und Katharina Thormann 11.04.2018, 07:55
Das Wasser der Wipper ist braun gefärbt - wie hier am Schierstedter Wehr gut zu sehen ist.
Das Wasser der Wipper ist braun gefärbt - wie hier am Schierstedter Wehr gut zu sehen ist. Frank Gehrmmann

Ilberstedt/Bernburg - Gülle spritzt meterhoch, Einsatzkräfte in Schutzanzügen stehen mitunter knietief in der schwarzen Pampe, die trotz der Bemühungen zunächst unaufhörlich aus einem Biogasbehälter in Hayn im Landkreis Mansfeld-Südharz läuft.

Diese Szenen spielten sich bereits vergangenen Freitag ab. Mittlerweile sind die Folgen dieser Havarie in dem rund 60 Kilometer entfernten Ort auch im Salzlandkreis zu spüren: Die Wipper schäumt an vielen Stellen ungewöhnlich stark auf, und auch eine Verschmutzung der Saale haben Augenzeugen gesichtet.

Die Beobachtung treibt besonders Güstens Bürgermeister Helmut Zander (SPD) die Sorgenfalten ins Gesicht.

Er nahm deshalb bereits Kontakt zu den zuständigen Behörden im Landkreis Mansfeld-Südharz auf, wie er auf MZ-Anfrage in der Verwaltung der Verbandsgemeinde Saale-Wipper sagte. Dort befürchten einige bereits ein großes Fischsterben.

Fluss ist besonders geschütztes Gebiet

Am Montagnachmittag gab es tatsächlich entsprechende Meldungen aus dem Raum Hettstedt sowie von der Wippertalsperre. Das wäre nicht nur deshalb ein Problem, weil die Wipper einen besonders großen Fischbestand hat, wie Bürgermeister Zander erklärte.

Der Fluss gehört auch für die EU zu einem besonders geschützten Gebiet. Sollte sich der Zustand der geschützten Arten darin verschlechtern, drohen im schlimmsten Fall sogar empfindliche Strafzahlungen.

Noch ist alles aber nur Spekulation. Denn wie viel Gülle in die Wipper gelangt ist, kann derzeit noch niemand mit Gewissheit sagen.

Klar ist nur, dass aus dem 4.000 Kubikmeter fassenden Gülle- und Gärbehälter nach Berichten von Augenzeugen der pampige, schwarze und übelriechende Strom bis Samstag nicht versiegte.

Erst dann gelang den rund 160  Einsatzkräften von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk, das rund 50 Zentimeter große Leck mit einer Art Betonsarkophag zu verschließen. Zuvor war die Gülle auf umliegende Felder verteilt worden.

Ursache soll eine defekte Gummimuffe am Rührgerät gewesen sein.

Proben soll Klarheit bringen

Alarmiert ist nach dem Vorfall auch der Fachdienst Umwelt und Natur. „Derzeit wird auch durch Probenahme abgeklärt, inwieweit hiesige Flussläufe betroffen sind.“ Ob und welche Maßnahmen einzuleiten seien, könne allerdings noch nicht gesagt werden.

Mittlerweile hat die Verschmutzung auch weitere Gebiete stromabwärts erreicht. „Ja, es ist Schaum auf der Wipper, aber nicht so stark wie andernorts“, sagt Ilberstedts Ortsbürgermeister Lothar Jänsch (UWG).

Auch den Gestank nach Fäkalien konnte er bisher noch nicht wahrnehmen. Stattdessen ist die Verschmutzung offenbar auch in die Saale gelangt, in die die Wipper kurz hinter Ilberstedt mündet.

Dort beobachteten Augenzeugen am Montag nicht nur einen auffälligen Schaumteppich, sondern auch feste, helle Schwimmkörper, die an Teile von Styroporplatten erinnerten. Ob sie mit der Havarie in Hayn zusammenhängen ist allerdings unklar.

Keine Auswirkungen auf Wasserkraftanlagen

Auswirkungen auf die Bernburger Wasserkraftanlagen hat die Umweltverschmutzung allerdings nicht, versichert Geschäftsführer Mathias Mönchmeier.

Denn größeres Treibgut würde in den Rechen hängen bleiben und anschließend mit dem Bagger herausgefischt und entsorgt. Worum es sich bei den beobachteten hellen Platten gehandelt haben könnte, bleibt offen.

Denn wenn sie tatsächlich sehr leicht waren, wurden sie laut Mönchmeier über das Wehr gespült und sind nicht an der Wasserkraftanlage hängen geblieben.

Derweil befassen sich nicht nur Umweltbehörden mit dem Leck, sondern auch die Polizei. Es werde wegen unerlaubten Umgangs mit Abfällen ermittelt, bestätigte ein Sprecher der Polizeidirektion Süd. Die Kripo war bereits vor Ort, nachdem der Landkreis Anzeige erstattet hatte. (mz)