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Vermisstenfall aus DDR-Zeiten Vermisstenfall aus DDR-Zeiten: Wird verschwundener Dirk bei DNA-Abgleich gefunden?

Von Frank Schedwill 04.04.2018, 12:50
Heidi Stein bei einer ihrer öffentlichen Suchaktionen vor der Heimkehle in Uftrungen im Jahr 2007.
Heidi Stein bei einer ihrer öffentlichen Suchaktionen vor der Heimkehle in Uftrungen im Jahr 2007. Andreas Stedtler

Sangerhausen/Uftrungen - Heidi Stein gibt nicht auf. Mit einer DNA-Probe will die Gifhornerin beweisen, dass ein junger Mann aus Sangerhausen ihr seit 39 Jahren vermisster Sohn ist: Am Mittwoch vergangener Woche hat sie in der Polizeiinspektion Gifhorn eine Speichelprobe abgegeben.

Stein glaubt, ihrem vermissten Sohn so nah auf der Spur zu sein wie noch nie seit dem 10. März 1979. Damals verschwand der Dreieinhalbjährige an der Heimkehle bei Uftrungen. Seine Leiche wurde nie gefunden.

Entführung durch die Stasi oder in der Thyra ertrunken?

Während die Behörden davon ausgehen, dass der blonde Junge in der Thyra ertrank, ist seine Mutter von einer Entführung durch die Stasi überzeugt und auch davon, dass Dirk noch lebt. Womöglich sogar in Sangerhausen.

Um Gewissheit zu haben, setzt Stein jetzt auf den DNA-Abgleich. Aus den dabei gesicherten Zellen wird ein genetischer Fingerabdruck erstellt. Das DNA-Profil soll dann in einer bundesweiten Vermisstendatei abgespeichert werden, sagte Halles Polizeisprecherin Ulrike Diener. Das Profil könne bei Vermisstenfällen automatisch abgeglichen werden, wenn beispielsweise Skelett-Teile auftauchen.

Stein erhofft sich damit eine große Hilfe bei der Suche nach Dirk. Sie wünscht sich, dass die Polizei auch eine DNA-Probe von dem Sangerhäuser nimmt, den sie für ihren Sohn hält. Nach Hinweisen war sie auf einen Mann gestoßen, der der seit Jahrzehnten gesuchte Dirk sein könnte.

Nach Steins Informationen ist der Junge, um den es geht, adoptiert worden. Sein Adoptiv-Vater sei Major der Stasi gewesen. Und er soll 1979 einen blauen Moskwitsch mit Leipziger Nummer gefahren haben. Genauso ein Auto hatte Stein kurz vor dem Verschwinden des Jungen auf dem Parkplatz an der Höhle bemerkt.

Wurden Akten des Jugendamtes gefälscht?

Die Polizei hält es aber für äußerst unwahrscheinlich, dass der Mann Dirk ist. Nach ihren Recherchen ist der Junge bereits Monate vor Dirks Verschwinden von der Sangerhäuser Familie adoptiert worden. Er kann also nicht der Vermisste sein, heißt es von den Behörden. Deshalb sei bei dem Mann auch keine Abnahme einer DNA-Probe geplant. Heidi Stein hält dagegen: „Die Akten des Jugendamts können gefälscht sein.“

Sie will nach Ostern nach Halle fahren und mit dem zuständigen Ermittler sprechen. Außerdem bittet sie den Sangerhäuser, freiwillig eine DNA-Probe abzugeben. Nur so lasse sich der Fall lösen. Allerdings hat Stein bereits in der Vergangenheit geglaubt, dass sie ihren Sohn gefunden hat und beispielsweise auch Roberto Yáñez, den Enkel Erich Honeckers, um eine DNA-Probe gebeten. (mz)