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Stadtteil "Saaleaue" Stadtteil "Saaleaue": Der Herr über die Saale

Von Katja Pausch 04.04.2018, 06:00
Jürgen Seilkopf ist Halles Saalebeauftragter. An dieser Fluss-Stelle soll es einen Anleger für den Kaffenkahn geben, der Gäste zur Saline bringt. Auch am MMZ sollen wieder Schiffe anlegen.
Jürgen Seilkopf ist Halles Saalebeauftragter. An dieser Fluss-Stelle soll es einen Anleger für den Kaffenkahn geben, der Gäste zur Saline bringt. Auch am MMZ sollen wieder Schiffe anlegen. Katja Pausch

Halle (Saale) - Sie gehört wohl zweifellos zu den schönsten Stadtteilen, die die Stadt zu bieten hat. Und sogar den Namenszusatz, den Halle zur Unterscheidung anderer Städte trägt und auch mit Stolz tragen kann, rührt von ihr: Die Rede ist von der Saaleaue.

Halle hat mehr als 60 Stadtteile, Viertel und Stadtquartiere. Wir stellen alle vor: hier „Saaleaue“

Sowohl Naherholungsgebiet als auch Stadtteil, umfasst sie den nördlichen Teil einer bogenförmigen, bis zu anderthalb Kilometer breiten Auenlandschaft zwischen Hohenweiden und dem Stadtgebiet von Halle. Begrenzt wird die Saaleaue von der Saale im Osten, der Wilden Saale im Südosten, der Bundesstraße 80 im Norden und Westen und der Bahnstrecke im Süden. Auch wenn man es glauben könnte - die Rabeninsel gehört nicht dazu.

Alljährlich ist die Saaleaue für mehrere Tage oder Wochen Überschwemmungsgebiet

Alljährlich ist die Saaleaue für mehrere Tage oder Wochen Überschwemmungsgebiet, und so wurde bereits 1935 zum Schutz vor dem Hochwasser parallel zur B 80 der „Passendorfer Damm“ aufgeschüttet. Und bis heute beschäftigt und erhitzt der Deichbau in Halle die Gemüter - erst recht nach dem Jahrhunderthochwasser 2013 ...

Auch wenn die Saaleaue natürlich vom Fluss bestimmt wird, gehören doch auch einige Gewässer, die vor allem bei den Neustädtern beliebt sind, dazu: Der Kanal, seit den 60er Jahren als Regattastrecke genutzt, und auch der Alte Kanal südlich der Rennbahn sind Reste eines unvollendeten Schifffahrtprojektes aus dem 20. Jahrhundert. In der Kiesgrube Saaleaue gehen die Neustädter baden - und die Angler angeln.

Jürgen Seilkopf ist Saalebeauftragter im Ehrenamt

Doch zurück zur Saale, ohne die es die Aue nicht gäbe. Einer, der sich wie kaum ein Zweiter für den Fluss der Hallenser einsetzt, ist Jürgen Seilkopf. Seine Liebe zum Wasser rührt noch aus seiner beruflichen Zeit im Zentralinstitut für Schweißtechnik, Hallensern auch als ZIS bekannt. „Mein Chef, Werner Gilde, war Segler, und so kam auch ich mit dem Wassersport in Berührung“, sagt Seilkopf, inzwischen pensioniert, aber für die Stadt als Fluss-Experte unentbehrlich. So unentbehrlich, dass er 2015 von Oberbürgermeister Bernd Wiegand zum Saalebeauftragten berufen wurde - im Ehrenamt.

„Seit ich 14 bin, bin ich auf dem Wasser“, so der 66-Jährige, der mit der Ixylon - eine Jolle und einzige DDR-Bootsklasse, die die Wende überlebt hat - auf dem Süßen See segelte, Ostsee-Regatten fuhr.

60 bis 70 Liegeplätze sollen am Sophienhafen entstehen

Klar, dass ihm der Fluss am Herzen liegt - oder vielmehr dessen touristische Nutzung, für die sich Seilkopf seit Jahren einsetzt. Ob als Mitglied im Marine- und Hanseverein, im Luckner- und im Verein zur Hebung der Saaleschifffahrt - Seilkopf denkt immer im Großen, Ganzen. „Seit 1994 haben wir im Marineverein versucht, den Sophienhafen als Verein zu übernehmen und ihn für den Kinder- und Jugendwassersport auszubauen“, erinnert er sich.

Auch wenn dies nicht geklappt hat, wird nicht aufgegeben. Mit dem jetzigen Betreiber arbeite man zusammen, 60 bis 70 Liegeplätze sollen entstehen. Auch an anderer Stelle soll die Saale attraktiver für den Tourismus gemacht werden, am Saale-Elster-Kanal zum Beispiel mit Blick auf Leipzig.

Auch mitten in Halle soll sich was tun

Auch mitten in Halle, unweit seines Büros im Salinemuseum, soll sich was tun: „An der Saline soll wieder ein Schiffsanleger entstehen - so wie früher, als hier Holzkohle verschifft wurde“, sagt er. Mit dem Brennstoff wurden die Siedepfannen befeuert. Das Salz, sagt Seilkopf, habe Halle schließlich reich gemacht. Wer kurz vor dem Saalhorn zwischen Siedehalle und Ufer den Boden betrachte, sehe dort noch die schmalen Gleise der Bahn, die die Kohle zu den Siedepfannen transportierte.

Künftig soll dort der Kaffenkahn, den Seilkopf selber steuert, anlegen; Gäste könnten dann per Schiff ankommen, an Land gehen und die Saline besuchen. Auch die Innenstadt wäre auf dem kürzesten Wege erreichbar. Und sobald die Arbeiten am MMZ, mit denen die Flutschäden beseitigt werden, beendet sind, soll in Höhe des Lokals Saalekahn wieder eine Anlegestelle für die Fahrgastschifffahrt entstehen.

Pläne an der Saale: Bootsanleger nahe am Peißnitzhaus und Paddeln auf dem Mühlgraben

Viel hat Seilkopf noch vor, er spricht von einem Bootsanleger nahe am Peißnitzhaus und vom Paddeln auf dem Mühlgraben. Einen Erfolg können die Saale-Enthusiasten um Seilkopf ganz aktuell verbuchen: Die Wilde Saale ist jetzt endlich für den Bootsverkehr freigegeben. Und noch etwas hat Seilkopf gemeinsam mit Partnern erreicht. „Wir haben 200 Quadratmeter Pontonfläche, gesponsert von der Sparkasse, bekommen“, freut er sich.

Die mobilen Stege sollen nicht nur zum Laternenfest zum Einsatz kommen, sondern vom THW auch als Notbrücken in Hochwasserzeiten genutzt werden können. Oder, und darauf freut sich Seilkopf besonders, als schwimmende Konzertbühne. Aber das ist schon wieder eine neue Fluss-Geschichte ... (mz)