1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Schifffahrt: Schifffahrt: Zur Burg dauert's länger

Schifffahrt Schifffahrt: Zur Burg dauert's länger

Von Michael Heise 30.03.2018, 13:05
Die „Bad Kösen“ wird auf einer neuen Slipanlage zu Wasser gelassen. Ab Ostern fährt das Schiff wieder „Linie“ zwischen dem Anleger am Kurpark und jenem unterhalb der Rudelsburg. Da sich dort eine Stromschnelle gebildet hat, verlängern sich die Fahrzeiten.
Die „Bad Kösen“ wird auf einer neuen Slipanlage zu Wasser gelassen. Ab Ostern fährt das Schiff wieder „Linie“ zwischen dem Anleger am Kurpark und jenem unterhalb der Rudelsburg. Da sich dort eine Stromschnelle gebildet hat, verlängern sich die Fahrzeiten. Torsten Biel

Bad Kösen - Wenn das Wetter beim Zuwasserlassen der „Bad Kösen“ symptomatisch für das steht, was kommt, dann muss Manfred Berro nicht bange sein. Als der Pächter der Kurstadt-Saaleschifffahrt das Motorboot langsam in die Saale gleiten lässt, strahlt die Sonne. Die neue Saison kann beginnen, jetzt am Osterwochenende geht’s los.

Doch diesmal ist vieles anders. Zwar ist es wieder die „Bad Kösen“, die „Linie“ fährt, die „Rudelsburg“ das Schiff für Kaffeefahrten und wird die Fähre übersetzen, doch schippert’s sich auf niedrigerem Niveau. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn seit im letzten Jahr der Wehrbetreiber die Aufsatzbretter von der Krone genommen hat, fehlt’s der Saale stromaufwärts an Tiefe, rund 40 Zentimeter. 40 Zentimeter, an denen es die vergangenen 80 Jahre nie mangelte und die jetzt spürbare Auswirkungen haben.

Eben auch auf die Schifffahrt. Erstmals wird die „Bad Kösen“ für die bei Ausflüglern beliebte Tour zum Anleger unterhalb der Rudelsburg nicht nur wie gewohnt eine halbe Stunde brauchen, sondern eine dreiviertel. „Unweit der Rudelsburg ist eine Stromschnelle entstanden, die müssen wir bei den Fahrten einkalkulieren“, so Berro. Hin- und zurück geht’s also in eineinhalb Stunden, längere Einsteigezeiten inklusive, was - so hofft Berro - das Ganze wenigstens bequemer und wegen vielleicht besser ausgelasteter Motorboote auch wirtschaftlicher machen wird.

 #bild

Anders als die fest verankerten Fähranleger, die ob ihrer zwangsweisen Trockenlegung die Saison wohl gerade noch überstehen werden, sind jene für die Schiffe in jeder Hinsicht flexibel, können sich dem Pegel anpassen. Sie sind nagelneu und gehören zu einem Bauprojekt, das die Stadt Naumburg infolge des Hochwassers von 2013 umsetzt: die Neugestaltung der Anlegestellen der Bad Kösener Schifffahrtsgesellschaft. Jene am Kurpark sowie die in Saaleck unterhalb der Rudelsburg sind damals überschwemmt, Ufermauern unterspült, Zufahrtswege, Bootshalle und anderes mehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Rund 1,2 Millionen Euro sind es, die die Stadt inzwischen in den Aufbau investiert hat, eine 100-Prozent-Förderung des Landes aus dem Hochwasserhilfe-Fonds. Größter Brocken dabei: der Neubau der Slipanlage. Allein sie kostete schon 782000 Euro. 30 Meter lang sind die Gleise, über die die immerhin 17 Meter langen Schiffe zu Wasser gelassen oder an Land geholt werden.

Pächter Manfred Berro ist sichtlich zufrieden. „Das ist eine superschöne Anlage geworden. Sie bietet gute Voraussetzungen, unseren Gästen noch mehr anbieten zu können“, so der Unternehmer, der damit Sitzgelegenheiten genauso meint wie in der Perspektive ein kleines Verpflegungsangebot. Berro: „Darüber machen wir uns Gedanken, spruchreif ist es aber noch nicht.“ In jedem Falle sei die neue Saison die erste in seiner Regie, die ohne eine nennenswerte Baustelle auskommen werde.

Oberbürgermeister Bernward Küper (CDU) sprach hinsichtlich der Neuerungen für die Saaleschifffahrt in Bad Kösen von einem Meilenstein, Gäste könnten nun ein ansprechenderes Angebot wahrnehmen. Ohne die Fördermittel des Landes hätten die Hochwasserschäden nicht aufgearbeitet werden können, zumindest nicht in dem Maße wie geschehen. „Wir hätten wohl Jahre gebraucht, einfach, weil es der Haushalt nicht hergegeben hätte“, so Küper, der meint, dass so Spielraum für andere dringende Investitionen bestehe, beispielsweise für solche in die Bergschule, die komplett erneuert werden soll (wir berichteten).

Zurück zur Saale. Wegen deren abgesenkten Pegels ist die Stadt in der Bredouille. Starre Anleger beispielsweise, so machte die Bauverwaltung deutlich, seien derzeit gar nicht sinnvoll reparabel, geschweige denn neu zu installieren. Die Rede ist vor allem vom Fähranleger, der neben den Neubauten aussieht wie der Zeit entrückt. Mindestens dieses Jahr wird er noch durchhalten und der Fährbetrieb mit Provisorien arbeiten müssen. Die Stadt hat den Anleger allerdings auf dem Radar, will ihn samt benachbartem Ruderbooteverleih erneuern. Schwimmfähig soll beides dann sein - veranschlagte Kosten rund 170000 Euro, die möglicherweise durch Fördermittel abgedeckt werden können.

Das Thema des zu niedrigen Saalepegels ist damit allerdings nicht vom Tisch. Grundsätzliches müsse geklärt werden, wie Küper gegenüber Tageblatt/MZ deutlich machte. Die Stadt sehe er dabei zwischen allen Stühlen. Gemeint ist einerseits ein anhängiger Rechtsstreit wegen der Baupläne für eine Wasserkraftanlage samt neuen Wehres, zum anderen ungeklärte zivil- und wasserrechtliche Rechte wie Pflichten. Mehrere Gespräche mit Landesverwaltungsamt und Wasserbehörde habe es bereits gegeben, allerdings noch ohne Ergebnis. Küper: „Das Ziel ist ganz klar. Nämlich das Anstauen der Saale auf das bisher übliche Niveau.“