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Wohnheim in Susigke Wohnheim in Susigke: Islamistischer "Gefährder" sorgt für zusätzliche Aufregung

Von Karl Ebert 29.03.2018, 08:50
Da schien die Welt zwischen Landrat Uwe Schulze und Akens Bürgermeister Jan-Hendrik Bahn (v.l.) noch in Ordnung.
Da schien die Welt zwischen Landrat Uwe Schulze und Akens Bürgermeister Jan-Hendrik Bahn (v.l.) noch in Ordnung. Heiko Rebsch

Susigke - Der Aufruhr um die Sanierung eines privaten Bauernhofes im Akener Ortsteil Susigke zu einer Jugendeinrichtung hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Auf einer nichtöffentlichen Informationsversammlung, zu der Landrat Uwe Schulze (CDU) am Dienstagabend gebeten hatte, kam heraus, dass die Beschäftigungsgesellschaft BVIK aus Köthen, die das Gebäude bereits saniert, dort einen Jugendlichen eingesetzt hat, der vom Land offiziell als „Gefährder“ mit islamistischem Hintergrund eingestuft wird, wie Akens Bürgermeister Jan-Hendrik Bahn (parteilos) gegenüber der MZ bestätigte.

„Die Gerüchte waren bereits mehrere Male aufgetaucht. Auf die gefühlt hundertste Nachfrage hat Landkreis-Jugendamtsleiter Peter Grimm diesen Fakt eingeräumt.“

Polizeibeamte in Zivil waren zur Bewachung des Jugendlichen im Einsatz

Diese Tatsache deckt sich mit Beobachtungen von Bürgern aus Susigke, die an den meisten Arbeitstagen zwei dunkelfarbige Autos vor und hinter dem Gebäude ausgemacht hatten, in denen Polizeibeamte in Zivil saßen, die offenbar zur Bewachung genau dieses Jugendlichen eingesetzt waren und auf Anfragen der Einwohner nicht reagiert hatten, was wiederum die Unruhe unter den Susigker Einwohnern schürte. „Das waren gesondert geschulte Polizisten, die aufpassen sollten, dass nichts passiert“, musste Grimm bereits auf der Kreistagssitzung eingestehen.

Akens Bürgermeister Bahn suchte auf der Versammlung den Schulterschluss mit dem Landkreis, von dem er sich bei der Planung dieser Jugendeinrichtung übergangen fühlte und eine viel frühere Information erhofft hatte. Vergebens. „Wir sind auf uns allein gestellt. Das ist schlimm, weil das Ausmaß der Geschichte nun noch eine ganz andere Dimension bekommen hat“, wie Bahn sagt. „Die Befürchtungen der Bürger, dass es sich bei dem Heim um eine Spezialeinrichtung für schwer erziehbare Jugendliche handelt, hat sich bestätigt.“

Die Stadt Aken will den Betrieb des Heimes „mit allen rechtlichen Mitteln zu verhindern“

Die Stadt Aken hat nun erste Schritte eingeleitet, um den Betrieb des Heimes in Susigke „mit allen rechtlichen Mitteln zu verhindern“, wie Bahn erklärt. So wurde bereits ein Rechtsanwalts-Büro mit einer Klageprüfung beauftragt. Auch die Konsultation des Bauordnungsamtes lässt hoffen. Dessen Chef Hans Christian Bock war von der Stadt Aken ebenfalls zu einer Stellungnahme gebeten worden. Er betonte, dass bislang keine Arbeiten erledigt wurden, die genehmigungspflichtig seien. Er erklärte aber auch, dass er für das gesamte Projekt einen Bauantrag für durchaus notwendig erachte.

Kommt es zu diesem Bauantrag, können die Stadt Aken und ihre Rechtsvertreter dann möglicherweise einhaken. „Denn in einem Bauantrag muss laut Baunutzungsverordnung Paragraph 15 das gemeindliche Einvernehmen geprüft werden. Und das ist bei diesem Projekt nicht gegeben“, sagt Akens Bürgermeister, der zudem die Verschwendung öffentlicher Gelder kritisiert.

Landrat Uwe Schulze verhielt sich zum Sachverhalt öffentlich bedeckt

Das seit etlichen Jahren leerstehende Gehöft, in das die Jugendlichen laut Betreiber Ulrich Heller bereits in sieben Wochen einziehen sollen, gehört der Prokuristin der Beschäftigungsgesellschaft BVIK. Die Eigentümerin hat nun also die Firma ihres Chefs beauftragt, das Gebäude zu sanieren.

BVIK-Geschäftsführer Heller setzt für diese Arbeiten Bewohner aus anderen von ihm betriebenen Heimen, nicht selten Umas (unbegleitete minderjährige Ausländer) ein. So benötigt er keine Handwerker, die er bezahlen muss, sondern beschäftigt Arbeitskräfte, für die er über mit den staatlichen Stellen auszuhandelnde Pflegesätze sogar Gelder bekommt - öffentliche Gelder.

Landrat Uwe Schulze verhielt sich gegenüber der MZ genauso wie am Dienstagabend - bedeckt. Er reagierte erst gar nicht auf die Chance zu einer Stellungnahme in einem angefragten Interview. (mz)