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RBL-Trainer wehrt sich RB Leipzig: Ralph Hasenhüttls Generalkritik an seinen Kritikern

Von Ullrich Kroemer 16.03.2018, 15:38
RBL-Trainer Ralph Hasenhüttl fühlt sich und sein Team ungerecht eingeschätzt.
RBL-Trainer Ralph Hasenhüttl fühlt sich und sein Team ungerecht eingeschätzt. dpa-Zentralbild

Leipzig - Das Topspiel gegen den FC Bayern München vor der Brust (So, 18 Uhr); die Europa-League-Viertelfinals gegen Olympique Marseille als vorläufigen Saison-Höhepunkt ebenso. RB Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl hatte eigentlich genug äußerst positiv besetzte Themen, um die Pressekonferenz am Freitagnachmittag zu füllen.

Und doch musste der Fußballlehrer gleich zu Beginn seines Vortrags etwas loswerden, was offenbar in ihm brodelte. Hasenhüttl kam ungefragt auf die öffentliche Bewertung der Leistungen seines Teams in dieser Saison zu sprechen.

Auf dem nächtlichen Heimflug vom Europapokal-Match aus St. Petersburg habe er sich ein paar Gedanken gemacht, „über das, was in den vergangenen Wochen so passiert ist” und wie man das richtig einordnet. „Mir fehlt die realistische Einschätzung für unsere Situation. Für das, was wir in diesem Jahr geleistet haben”, sagte Hasenhüttl.

Eine Generalkritik des Trainers an den Kritikern seines Teams.

Auch die MZ hatte in den vergangenen Tagen pro und contra diskutiert, wie Trainer und Klub mit dem Zwiespalt zwischen Europa-League-Begeisterung und Bundesliga-Druck umgehen. Es ging um die Frage, ob Trainer und Team derzeit wirklich alles aus sich herauspressen, was möglich ist, um die große Chance auf die erneute Champions-League-Qualifikation nicht zu verspielen.

RBL: Hasenhüttl forderte mehr Rückendeckung für sein Team

Nun bezog Hasenhüttl umfassend Stellung dazu – ruhig und sachlich, aber bestimmt im Ton – und forderte mehr Rückendeckung für die Mannschaft ein. „Man verlangt im Moment die eierlegende Wollmilchsau von uns, das können wir nicht immer leisten”, so der 50-Jährige.

Wohl nicht nur an die Medien, sondern auch in Richtung der Klubführung um Sportdirektor Ralf Rangnick sagte Hasenhüttl: „Wir leisten einen enormen Beitrag nicht nur für den deutschen Fußball, sondern auch für die Reputation dieses Vereins auf internationaler Ebene. Das sollte man nicht vergessen.”

Und weiter: „Man kann nicht auf der einen Seite junge, entwicklungsfähige Spieler an den Start lassen und auf der anderen Seite permanent die Erfolge einfordern, die diese Mannschaft nicht leisten kann im Moment. Es ist eben einfach nicht leicht, nach einem Spiel am Donnerstagabend voll hochzufahren und am Wochenende nochmal ein Topspiel zu liefern.”

Hasenhüttl beklagt die mentale Belastung der Spieler

Es seien gar nicht so sehr die körperlichen Anforderungen, die das Team wegen der Doppelbelastung als Rucksack durch die Saison trägt, „es ist mehr das Mentale”, so Hasenhüttl. Vor dem Spiel gegen den designierten Deutschen Meister am Sonntag freilich machte er eine große „Grundeuphorie” im Team aus. „Von der mentalen Seite ist das natürlich einfacher als wenn der Tabellenletzte kommt”, hat der Trainer beobachtet.

Doch auch nach weniger motivierten Spielen werde er das Team niemals öffentlich „demoralisieren und kritisieren”, fuhr der Österreicher fort. Etwas dünnhäutig bemerkte Hasenhüttl, dass er sich nicht sicher sei, „ob sich wirklich alle darüber freuen, dass wir jetzt in der Euro League weitergekommen sind”, und schob hinterher: „An alle, die sich freuen, dass wir weitergekommen sind: Meine Freude habt ihr, die von meinem Trainerteam und meiner Mannschaft auch.”

„Das würde ich mir an der ein oder anderen Stelle auch von anderer Seite wünschen”

Das klang nach Wagenburg-Mentalität, die der Trainer wohl von allen einfordert, die mit ihm und dem Team zu tun haben – Klubführung, Medien, Fans. Aus seiner Sicht nachvollziehbar, doch freilich muss sich der Trainer auch korrekt geäußerter Kritik stellen – seitens der Klubführung ebenso wie durch die Journalisten.

Auf die Nachfrage, wen genau er mit seiner Ansprache meine, wich Hasenhüttl aus. „Das ist die allgemeine Wahrnehmung, die ich in den letzten Tagen hatte.

Es mache aktuell wenig Sinn, „immer irgendwelche Phasen herauszuziehen und uns dann Punkte vorzurechnen, ohne die Gesamtsituation einzubeziehen. Da sollten wir vorsichtiger sein, um meine Mannschaft nicht zu überfrachten.” Vielsagend schloss der meinungsstarke Coach: „Ich bin jemand, der sich bewusst vor sie stellt. Das würde ich mir an der ein oder anderen Stelle auch von anderer Seite wünschen.” (mz)