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Kaum Rezepte Kaum Rezepte: Mediziner bedauert, dass Cannabis nicht öfter eingesetzt wird

10.03.2018, 07:00
Ein Mann hält getrocknete Cannabisblüten in der Hand. Er konsumiert Cannabis nach einem Motorradunfall legal zur Schmerztherapie.
Ein Mann hält getrocknete Cannabisblüten in der Hand. Er konsumiert Cannabis nach einem Motorradunfall legal zur Schmerztherapie. dpa

Halle (Saale) - Sachsen-Anhalts Ärzte sind bei der Verordnung von Medizin-Cannabis zurückhaltend. Das geht aus Zahlen der Krankenkassen hervor, bei denen die Kostenübernahme vorab beantragt werden muss. So wurden bei der AOK Sachsen-Anhalt seit dem Inkrafttreten des entsprechenden Gesetzes vor genau einem Jahr bis Ende Februar 233 entsprechende Anträge gestellt. 162 davon (knapp 70 Prozent) seien genehmigt worden, teilte die Kasse mit. Bei der Barmer GEK stehen in diesem Zeitraum 117 Anträgen 76 Bewilligen gegenüber (knapp 65 Prozent). Bei der IKK gesund plus wurde 68 von 114 Anträgen entsprochen (60 Prozent). Ablehnungen erfolgten meist, weil medizinische Begründungen oder Ausführungen zu bisher gescheiterten Therapien fehlten, teilten die Kassen mit.

Suchtmediziner: Mit Cannabis kann vielen schwerkranken Menschen geholfen werden

Als weiterer Ablehnungsgrund wird angeführt, dass keine Erkrankung im Sinne des Gesetzes vorliege. Eine Aussage, die der hallesche Suchtmediziner Peter Jeschke kritisiert. Im entsprechenden Gesetz seien konkrete Indikationen gar nicht aufgeführt. Jeschke bedauert, dass Cannabis-Therapie nicht öfter eingesetzt wird. Mit ihr könne vielen schwerkranken Menschen geholfen werden.

Gründe für die Zurückhaltung sieht Jeschke zum einen in dem hohen bürokratischen Aufwand, den die Krankenkassen fordern. Zum anderen stehe Cannabis bei einigen Ärzten im Verruf. Zu hören sei immer wieder dass es abhängig mache und auch sonst gefährlich sei.

Suchtmediziner: Kein Todesfall durch Cannabisgebrauch bekannt

Er entkräftet das: „Die medizinisch notwendige Höchstmenge liegt bei fünf bis 50 Milligramm des Wirkstoffes THC.“ Das sei ein Bruchteil dessen, was Menschen beim Rauschgebrauch konsumierten. Und es sei kein Todesfall durch Cannabisgebrauch bekannt. (mz)