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Umschlagplatz für Container Umschlagplatz für Container: Hafen in Halle-Trotha als Investruine mit Zukunft?

Von Dirk Skrzypczak 09.03.2018, 14:57
Der Hafen an der Saale in Halle-Trotha, Luftaufnahme.
Der Hafen an der Saale in Halle-Trotha, Luftaufnahme. Günter Bauer/Archiv

Halle (Saale) - Erst vor wenigen Tagen, als tiefer Frost dicke Eisschollen über die Saale trieb, stampfte ein Eisbrecher des Wasser- und Schifffahrtsamts bis zum Hafen in Halle-Trotha, um eine Fahrrinne freizubrechen. Warum eigentlich? Berufsschiffer legen schon lange nicht mehr in Trotha an, 2017 passierte gerade ein Schwerlastkahn mit Bauteilen für den Chemiepark Leuna den Hafen.

Am Freitag machte nun Stadtwerke-Chef Matthias Lux öffentlich klar Schiff. Die Hafen-Gesellschaft als Tochter der Stadtwerke existiert nicht mehr. Stattdessen übernimmt die neue Container Terminal Halle GmbH (CTHS) den Betrieb auf dem Hafengelände, der weitgehend durch den Containerumschlag dominiert wird - nur eben nicht über die Wasserstraße.

Stadtwerke-Chef über Hafen in Halle: Stand heute könnte man von einer Investitionsruine sprechen

„Stand heute könnte man von einer Investitionsruine sprechen. Aber ich bin nach wie vor überzeugt, dass die Saale für die Schifffahrt eine Zukunft haben kann. Nicht morgen sicher, aber vielleicht übermorgen“, so Lux.

Für den Steuerzahler ist der Hafen indes ein Millionengrab. Anfang der 1990er Jahre war er mit rund 30 Millionen Euro an Fördermitteln ausgebaut worden. Die Stadtwerke selbst investierten ebenfalls im einstelligen Millionenbereich. „Deshalb von Steuergeldverschwendung zu sprechen, wäre aber falsch. Damals sollte die Saale im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans ausgebaut werden, was aber nicht passierte“, sagt Lux. Zwischen Calbe und der Mündung in die Elbe ist der Fluss nach wie vor nicht ganzjährig schiffbar. Pro Jahr soll die Hafen GmbH deshalb bis zu einer Million Euro Verlust eingefahren haben. „Kein Wunder, wenn die Schiffe fehlen“, sagt der Geschäftsführer.

Hafen in Halle-Trotha: Stadtwerke verpachten die Anlagen an die CTHS

Der Schrecken ohne Ende ist damit nicht vorbei. Eine komplette Abwicklung des eigentlichen Hafens können sich die Stadtwerke nach wie vor nicht leisten. Die Fördermittelbindung reicht noch fünf Jahre. Aber durch geänderte Strukturen wird das Problem zumindest vom Tagesgeschäft des Container-Terminals getrennt. Die Hafen GmbH wird mit den Stadtwerken verschmolzen und nimmt alle Verbindlichkeiten sowie das Vermögen an Immobilien mit. Die Stadtwerke wiederum verpachten seit dem 30. Januar die Anlagen an die CTHS, ebenfalls eine Tochter der Stadtwerke.

„Wir nehmen damit den Druck von der neuen Betriebsgesellschaft“, erklärt Lux. Die beiden Geschäftsführer der Hafen GmbH, Andreas Haschke und Torsten Winkler, stehen bei der CTHS ebenfalls an der Spitze. Auch die 50 Mitarbeiter machen den Betriebswechsel mit. Und das Geschäft wächst. Wurden 2015 gerade einmal 54.000 Standardcontainer in Trotha umgeschlagen, waren es im vergangenen Jahr bereits 70.000. Zumeist erfolgen die Transporte über die Bahn - Ziel sind Umschlagplätze in Hamburg und Bremerhaven.

„Mit der Neustrukturierung geben wir das klare Signal, was wir tun“, so Lux. Dennoch könne der Hafen auch nach wie vor für die Schifffahrt genutzt werden, wenn denn der Bedarf bestünde. So ist für 2018 ein weiterer Schwerlasttransport auf dem Wasser angekündigt. Doch das sind nur Ausnahmen, weshalb die Stadtwerke selbst in dicken Lettern verkünden: Der Hafen ist Vergangenheit. (mz)