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Gefahr und miese Tricks Gefahr und miese Tricks: Selbsthilfegruppe kritisiert Casino-Pläne

Von Oliver Müller-Lorey 08.03.2018, 05:00
Glücksspiel am Automat.
Glücksspiel am Automat. dpa

Halle (Saale) - Der Plan der Merkur-Gruppe, im K&K im August dieses Jahres wieder eine Spielbank zu eröffnen, führt nicht bei allen Hallensern zur Freude. Kritik kommt von der „Selbsthilfegruppe Glücksspielsucht“, in der ehemalige Spielsüchtige gemeinsam gegen die Verlockung von Spielautomaten kämpfen. Deren Vorsitzender ist Stefan Börner, selbst Ex-Spieler, der unter anderem in der Vorgänger-Spielbank im K&K Schulden anhäufte.

„Wir sehen die große Gefahr, dass sich mit der Spielbank wieder ein problematischer Ort entwickelt. Halle hat schon so viele Spielhallen“, sagt er. Das Risiko, viel Geld zu verlieren, sei in einer Spielbank noch höher als in einer Spielhalle, weil die Einsätze höher seien. Höhere Einsätze hatte Merkur bei der Vorstellung der Pläne vor einigen Wochen selbst als großen Unterschied zu herkömmlichen Spielstätten angegeben.

Selbsthilfegruppe: Die Tricks der Casinos

Daneben würden Betreiber von Casinos, die Spieler mit Tricks zu einem möglichst langen Aufenthalt vor den Automaten bringen, sagt Börner. „Als ich noch gespielt habe, habe ich etwa eine goldene Eintrittskarte bekommen.“ Dazu gebe es Freigetränke, Raucher könnten in speziellen Bereichen paffen, damit sie nicht vor die Tür gehen müssten. Auch in der geplanten Spielbank sind solche Raucherbereiche vorgesehen. Genauso wie ein Ticket-System für die Ein- und Auszahlung an den Automaten.

Spieler schieben Geldscheine - Münzen werden nicht angenommen - in die Automaten und erhalten bei einem Gewinn oder wenn das Spiel vorbei ist, ein Ticket, ähnlich wie ein Pfandbon. Mit diesem Ticket können die Spieler an einem anderen Automaten weiterspielen oder sich das Geld an einer Zentralkasse auszahlen lassen. „Auch das ist ein Trick. Man hat kein echtes Geld in der Hand, nur das Ticket. Da ist kein Bezug zum Geld da und man geht fahrlässig damit um“, ist sich Börner sicher.

Selbsthilfegruppe: Ein Geschäftsführer ist an Gewinn interessiert, den Glücksspielsüchtige stetig liefern würden

Dass der Beauftragte für Glücksspielsucht-Prävention, David Schnabel, gleichzeitig Geschäftsführer bei Merkur sei, beiße sich. Denn ein Geschäftsführer sei an Gewinn interessiert, den Glücksspielsüchtige stetig liefern würden. Zu guter letzt kritisiert Börner auch, dass es keine echten Croupiers an den Black-Jack- und Roulette-Tischen gibt. „Bei Croupiers ist das Manipulations-Risiko geringer als bei Automaten. Und beim Automaten läuft das Geld wegen schnellerer Spielrunden viel schnelle durch.“

Bei Merkur will man diese Kritik nicht aus sich sitzenlassen. „Richtig ist, dass die Einsatz- und Gewinnmöglichkeiten in Spielbanken nicht den gleichen Vorgaben unterliegen, wie sie für Spielhallen gelten“, sagt Merkur-Sprecher  Mario Hoffmeister. Dennoch würden sich die Spieleinsätze auf vergleichbarem Niveau bewegen.

Casino-Sprecher: Das System animiere niemandem zum Spielen

„Die Spielgäste, die zu uns kommen, werden nicht mit fadenscheinigen Tricks angelockt und in der Spielbank gehalten. Die Spielbanken bieten neben den Spielangeboten ganz bewusst ein vielfältiges Unterhaltungs- sowie gastronomische Angebote, die die Gäste auch ohne Spielteilnahme nutzen können.“

Auch das Ticket-System an den Automaten bewertet Hoffmeister anders: Das System animiere niemandem zum Spielen und diene nur der Optimierung der Arbeitsprozesse. „Die Spielgäste als willenlos oder schwach zu bezeichnen, grenzt schon an eine Ehrverletzung der vielen tausend Besucher." Und auch für die Kritik an David Schnabel als Präventions-Beauftragter und Geschäftsführer in Personalunion hat er eine Erklärung: „Richtig ist, dass der Zentralbereich Prävention der Gauselmann Gruppe unter Herrn Schnabel komplett neu ausgestaltet wurde. Daher wird umgekehrt ein Schuh daraus, gerade weil die Präventionsarbeit bei uns einen hohen Stellenwert hat, ist sie auch auf der Entscheiderebene verankert.“ (mz)