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Feuerwehr Helbra Freiwillige Feuerwehr Helbra: Vorwurf von sexuellem Missbrauch und Querelen

Von Jörg Müller 06.03.2018, 07:00

Helbra - So etwas dürfte es in Sachsen-Anhalt noch nicht gegeben haben: In Helbra (Mansfeld-Südharz) sind gleich 15 Feuerwehrleute aus der Freiwilligen Feuerwehr des Ortes ausgetreten. Die Wehr ist damit nicht mehr einsatzfähig und musste abgemeldet werden.

Wenn es jetzt in Helbra mit seinen gut 4.000 Einwohnern brennt, müssen Wehren aus anderen Orten anrücken.

Die Hintergründe der Austrittswelle sind brisant: Es geht zum einen um massive Zerwürfnisse zwischen Wehrleitung und Mitgliedern - und zum anderen um den Vorwurf sexuellen Missbrauchs in der Kinder- und Jugendfeuerwehr.

Freiwillige Feuerwehr Helbra: Missbrauchsvorwürfe gegen ehemaligen Jugendwart

Nach MZ-Informationen richten sich die Missbrauchsvorwürfe gegen einen ehemaligen Jugendwart. Laut dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Halle, Klaus Wiechmann, sei auch bereits eine Anklage vor dem Amtsgericht Eisleben erhoben worden. Details zu einem mutmaßlichem Täter, möglichen Opfern oder der Tat nannte Wiechmann nicht.

Auch die für die Feuerwehr verantwortliche Gemeinde blieb genauere Erklärungen schuldig. Von den Vorwürfen habe die Verwaltung bereits Ende November erfahren, erklärte am Montag in einer Mitteilung Bernd Skrypek, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Mansfelder Grund-Helbra, zu der Helbra gehört. Wegen des Vorwurfs der „sexuellen Belästigungen“ habe die Verwaltung aber sofort die Polizei informiert, die die Ermittlungen aufnahm.

Es geht aber nicht nur um Missbrauchsvorwürfe, auch sollen sich Feuerwehrleute der Vertuschung schuldig gemacht haben. So habe die Ortswehrleitung von den Vorwürfen gewusst, diese aber nicht an die Verbandsgemeinde gemeldet. „Es steht der Verdacht im Raum, dass der Vorfall vertuscht werden sollte“, so Gemeinde-Wehrleiter Dennis Amey.

Gegen den Ortswehrleiter und seinen Stellvertreter seien deswegen entsprechende dienstrechtliche Verfahren eingeleitet worden. Der Ortswehrleiter habe mittlerweile die „volle Verantwortung für die Vorkommnisse“ übernommen und seinen Rücktritt erklärt. Der Stellvertreter lässt sein Amt vorerst ruhen.

Darüber hinaus sei es in der Feuerwehr aber bereits seit längerem zu „massiven Zerwürfnissen“ gekommen, wie es heißt. Genauere Erklärungen blieb die Gemeinde auch dazu schuldig.

Beide Lager bekriegen sich jedenfalls mittlerweile auch mit juristischen Mitteln. So hat der Ortswehrleiter Ausschlussverfahren gegen neun Mitglieder eingeleitet.

Strafanzeigen und Dienstaufsichtsbeschwerde gegen stellvertretenden Wehrleiter

Andererseits haben Feuerwehrleute zwei Strafanzeigen wegen übler Nachrede sowie eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den stellvertretenden Wehrleiter gestellt.

Die beispiellosen Vorkommnisse gipfelten nun im Austritt der 15 Mitglieder. Übergangsweise sollte eigentlich ein Verantwortlicher für die Feuerwehr bestimmt werden.

Außerdem schlug die Verbandsgemeinde den Mitgliedern eine externe Mediation vor, um die Probleme zu lösen. „Wir bedauern es sehr, dass sich die Kameraden zum Austritt entschlossen haben“, so Amey.

„Die Vorgänge müssen aufgeklärt werden.“ Außerdem soll so schnell wie möglich wieder eine einsatzfähige Feuerwehr aufgebaut werden. Die Wehren aus den Nachbarorten Ahlsdorf und Klostermansfeld könnten Helbra zwar noch innerhalb der vorgeschriebenen Eintreffzeit von zwölf Minuten erreichen. „Aber unser Anspruch ist ja, dass diese Zeit möglichst kurz ist“, so Amey. (mz)