1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Bewilligungsbescheide : Bewilligungsbescheide : Fünf Projekte überzeugen

Bewilligungsbescheide Bewilligungsbescheide : Fünf Projekte überzeugen

Von Rainer Schultz 28.02.2018, 18:17
Freude über die Bewilligungsbescheide, mit denen die Projekte verwirklicht werden können.
Freude über die Bewilligungsbescheide, mit denen die Projekte verwirklicht werden können. Klitzsch

Wittenberg - Es gibt sie - jene Menschen, die mit Herzblut für Demokratie und Toleranz im Umgang miteinander eintreten, vor allem aber auch Geschichtsaufarbeitung. Das wurde am Mittwochnachmittag bei der Übergabe von Förderbescheiden erneut bewiesen.

Dieses Engagement zur Stärkung von Demokratie und Toleranz zu würdigen, dafür steht das Bundesprogramm „Demokratie leben“. Fünf Projekte aus dem Landkreis Wittenberg wurden am Mittwoch von Vizelandrat Jörg Hartmann mit einem Bewilligungsbescheid geehrt.

„Für uns ist diese Anerkennung eine Bestätigung, dass wir mit unseren interkulturellen und demokratischen Projekttagen auch den Nerv der Jury getroffen haben“, freute sich Daniel Rumpold, Projektleiter und Lehrer für Religion, Sozialkunde und Geografie am Paul-Gerhardt-Gymnasium Gräfenhainichen.

Diese Freude teilte er mit seinem Schulleiter Roland Franke. Vom 5. bis 8. Juni stehen Projekttage mit Gästen aus Indien, Vietnam, Togo und Syrien auf dem Programm. Vorträge über die jeweiligen Länder, gemeinsames Kochen oder Musizieren sind wichtige Bestandteile des Projektes.

Hauptakteure sind Schüler der 10. Klasse. „Andere Kulturkreise erschließen, den Horizont erweitern – Das sind immer wieder Motivation für uns und unsere Schüler“, beschreiben Rumpold und Franke, all das, was sie an solchen Projekten reizt.

Zu den Ausgezeichneten zählte auch das Projekt „Wittenberger Stolpersteine“ - inzwischen 30 an der Zahl – für das Kerstin Krause von den Wirtschaftsjunioren die Urkunde empfangen durfte.

Was spielte sich außerhalb der Frontlinien des Ersten Weltkriegs in Wittenberg ab? Die Existenz eines Kriegsgefangenenlagers in Klein Wittenberg ist aus Sicht von Historikern noch immer nur „schwach beleuchtet“. John Palatini vom Verein „Pflug“ widmet sich mit Akribie diesem „weißen Flecken“ der Wittenberger Geschichte. Dafür wurde er gleichfalls geehrt. Das alles motiviert dran zu bleiben und die Jahre des Lagers von 1914 bis 1918 aufzuarbeiten. 1 200 Gefangene starben in dem Lager. Viele davon durch Epidemien.

Wenn es um das Thema Konzentrationslager Lichtenburg geht, ist die Leiterin des dortigen Museums Melanie Engler die kompetente und engagierte Ansprechpartnerin. „Von der Lichtenburg nach Auschwitz“ heißt eine anspruchsvolle szenische Collage der vierten Generation. „Nach Ostern planen wir eine Fahrt mit 20 Personen im Alter Ü16 nach Auschwitz.

Dort gibt es szenische Lesungen, aber auch Begegnungen mit Überlebenden, was natürlich 73 Jahre nach Auflösung des KZ immer schwieriger wird“, sieht es die Museumsleiterin realistisch. Auch solche Fragen stehen im Raum: Wer waren die Täter? Wo begann deren „Karriere“?

Zum Beispiel als Aufseher auf der Lichtenburg, eines der ersten deutschen KZ über Stationen wie Ravensbrück bis schließlich hinein ins Todeslager Auschwitz. Immer wieder erfordert es ein hohes Maß Sensibilität, sich diesem grausamsten Kapitel deutscher Geschichte zu nähern.

„Wenn Du einmal groß bist“ ist der Titel eines Figurentheaters, ebenfalls ein Projekt der Lichtenburg Prettin. Ganz ohne Geld würden die Akteure an ihre Grenzen stoßen.

„22 000 Euro stehen insgesamt den fünf Projekten zur Verfügung. Damit lässt sich etwas anfangen. Das gibt Kraft und Motivation“, meint Reinhard Pester, der für die interne Koordinierung verantwortlich ist. Extern werden die fünf Demokratie-Vorhaben von der LEB (Ländliche Erwachsenenbildung) Gräfenhainichen begleitet.

(mz)