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Suche mit Drohnen Suche mit Drohnen: In der Nähe des Riekchens in Dessau breitet sich der Staudenknöterich aus

Von Thomas Steinberg 03.03.2018, 13:00
Der Japanische Staudenknöterich gehört zu den Neophyten ist zu einem großen Problem geworden.
Der Japanische Staudenknöterich gehört zu den Neophyten ist zu einem großen Problem geworden. dpa

Dessau-Roßlau - Wenn es wärmer wird, werden sie kommen. Ihr Ziel heißt Zerstören und Plattmachen. „Dessau ist dafür ein sehr dankbares Pflaster“, zeigt sich Elke Schenke professionell begeistert. Schenke arbeitet für den Landschaftspflegeverband „Grüne Umwelt“ aus Sülzetal, einer Gemeinde in der Magdeburger Börde.

Die liegt nicht gleich um die Ecke, trotzdem kennt sich Schenke in Dessau bestens aus. Zumindest wenn es um Pflanzen wie den Staudenknöterich geht. Den will Schenke in der Nähe des Riekchens in Dessau-Nord platt walzen.

„Wir nehmen dazu eine ganz normale Gartenwalze“, sagt Schenke. Die Hoffnung ist, mit ausreichend Geduld den sich aggressiv ausbreitenden Neophyten irgendwann eindämmen zu können.

Staudenknöterich ist nach 1492 wie viele andere Pflanzen in Europa eingewandert

Zu den Neophyten werden Pflanzen gezählt, die nach 1492 - also der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus - hierzulande heimisch wurden. Überschreitet man diese willkürliche Grenze, wird man viele Arten finden, die zu den Einwanderern zählen. Vielen von diesen, so sie sich denn überhaupt halten können, fügen sich in die vorhandene Flora problemlos ein.

Das Projekt „Envisage“ beschäftigt sich mit stark ausbreitenden Arten - von den Staudenknöterichen über die Samtpappel bis zur Beifuß-Ambrosia - speziell auf landwirtschaftlichen Nutzflächen. Ein Aspekt des Projekts ist das Aufspüren der invasiven Arten. An Meldungen von Standorten fehlt es nicht, nicht zuletzt dank der Smartphone-App Korina, von der Koordinationsstelle Invasive Neophyten (Korina) in Halle, über die die Nutzer invasive Neophyten GPS-gestützt finden und melden können.

Diese hat allerdings Schwächen. Jens Birger, Geograph bei der Hallenser Umwelt- und Geodaten-Management GbR (Umgeodat), die wie die „Grüne Umwelt“ am von der Landwirtschaftlichen Rentenbank geförderten Projekt „Envisage“ beteiligt ist, hat die App mitentwickelt und kennt diese: „Wir haben viele Punkte, wissen aber nicht, wie groß die Standorte in der Fläche sind.“ Hilfe zur Beantwortung dieser Frage soll von oben kommen - von Drohnen, Flugzeugen, Satelliten.

Vielen Pflanzen lässt sich ein spektraler Fingerabdruck zuweisen

Die liefern Bilder aus einem breiten Spektralbereich, der über das Sehvermögen des Menschen hinausgeht. Vielen Pflanzen lässt sich auf diese Weise ein spektraler Fingerabdruck zuweisen, ein typisches Leuchten in verschiedenen Farben.

Umgeodat hat mit der Hochschule Anhalt kooperiert und einige gut erforschte Gebiete befliegen lassen und anschließend die gewonnen Bilder ausgewertet. Für einige Arten weiß Birger inzwischen, wie sie sich im Bild abzeichnen und in welcher Wachstumsphase sie am sichersten zu detektieren sind. „Beim Riesen-Bärenklau klappt das schon ganz gut.“

Ebenso bei Orientalischen Zackenschötchen. Der entfernte Raps-Verwandte wird so groß wie dieser und blüht - für das menschliche Auge - in einem ähnlichen Gelb wie dieser. Die bei Umgeodat entwickelten Algorithmen lassen sich hingegen nicht täuschen.

Landwirten sollen Instrumente bekommen, um Grünflächen zu kontrollieren

„Mit diesem Projekt wollen wir in die Zukunft schauen und nicht erst hinterherrennen, wenn es zu spät ist“, sagt die Biologin Antje Birger von Umgeodat. Das Ziel: Landwirten sollen Instrumente in die Hand gegeben werden, Neophyten auf Äckern, Feldern und Grünflächen zu kontrollieren.

„Und zwar innerhalb der normalen Arbeitsabläufe“, so Katrin Schneider von Korina in Halle. Denn einerseits taugen manche Bekämpfungsmethoden nicht für die Landwirte, weil sie zu aufwändig oder teuer sind, andererseits verfügen sie über Mittel, die in Naturschutzgebieten tabu sind, Pflüge zum Beispiel oder Herbizide.

Die Forschung findet jedoch nicht auf Feldern statt, sondern in abseits gelegenen Flächen, wo die Eingreiftruppe des Landschaftspflegeverbandes „Grüne Umwelt“ unter halbwegs kontrollierten Bedingungen arbeiten und erforschen kann, wie wirksam zum Beispiel eine - im großem Maßstab in der Landwirtschaft einsetzbare - Walze gegen Staudenknöterich wirkt.

Staudenknöterich für Bauern bislang kein großes Problem

Der Staudenknöterich mag bislang für Bauern kein großes Problem darstellen. Wie schnell ein invasiver Neophyt zu einem solchen mutieren kann, zeigt aber die Erdmandel, ein Sauergras mit essbarer Knolle, dem Naturköstler gern wahre Wunderwirkungen nachsagen und das vor allem in Asien und Afrika kultiviert wird. In der Schweiz gilt die Erdmandel bei Gemüsebauern als wahre Pest, wuchsstark und schwer zu bekämpfen. (mz)