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Tanzmariechen aus Brehna Tanzmariechen aus Brehna: Zehnjährige Elisabeth Misiurny gehört zur Königsklasse Deutschlands

Von Susann Salzmann 12.02.2018, 09:11
Die zehnjährige Elisabeth Misiurny aus Brehna gehört zu den besten Tanzmariechen in ganz Sachsen-Anhalt.
Die zehnjährige Elisabeth Misiurny aus Brehna gehört zu den besten Tanzmariechen in ganz Sachsen-Anhalt. André Kehrer

Brehna - Niemand sagt, dass ein Tanzmariechen strikt in einer Turnhalle zu trainieren hat. Elisabeth Misiurny nutzt da auch schon mal den Fußweg, die Bushaltestelle und sogar die Gänge der Einkaufsläden, um flugs mal ein Rad zu schlagen oder einen Flickflack zu turnen.

Für ihren Verein, den Roitzscher Carnevalsverein (RCV), ist das Tanztalent aus Brehna ein ganz besonderes Mitglied. Sozusagen ein „blau-weißer Vorzeige-Import“, der nun auch am großen Rosenmontagsumzug in Halle teilnehmen darf. Eine Premiere für Misiurny.

Unweigerlich lächelt sie, wenn sie ihr mit Strasssteinen und Swarovski-Kristallen besetztes Kostüm trägt. Das übrigens ist eine Maßanfertigung, das rund 1.000 Euro gekostet haben soll. Wer die noch Zehnjährige als Tanzmariechen kennt, weiß, dass bei ihren Auftritten mehr als lediglich das Kleid strahlt. „Ich könnte nicht auf das Tanzen verzichten“, stellt das Mädchen mit Nachdruck klar.

Mit jedem Schritt Richtung Bühne weicht die Aufregung

Damit meint „Lissi“ den karnevalistischen Sport. Steht ein Auftritt bevor, zittere sie förmlich vor Lampenfieber, gibt sie zu. Aber dann: Mit jedem Schritt Richtung Bühne weicht die Aufregung. Irgendwann gibt es nur noch eines: Die monatelang einstudierte Choreografie.

Dabei erreicht die begabte Schülerin aus Brehna ein hochkarätiges Niveau. Das Wichtigste dabei: Beim Tanz immer lächeln. Aber bitte nicht zu statisch. Das hat Lissi bereits gelernt. Biss sie anfangs noch die Zähne zusammen, um ein Lächeln zu simulieren, kommt das jetzt ganz automatisch. Das ist wichtig. Manchmal können mit natürlichem Lächeln Minuspunkte oder kleine Patzer wettgemacht werden.

Seit dem vierten Lebensjahr fühlt sich Lissi beim RCV heimisch. Ihre Erfolge bei großen Turnieren wie den Deutschen Meisterschaften, bei denen die besten Mariechen aus ganz Deutschland gegeneinander antreten, sind längst bekannt.

Jährlich nimmt Elisabeth Misiurny an rund acht offenen Turnieren teil

Bei einer offenen Meisterschaft im Karnevalssport erreichte sie jüngst sogar eine persönliche Bestwertung von 419 Punkten. „Maximal gibt es 500 – einen perfekteren Tanz gibt es dann nicht“, erklärt ihre Mutter. Jährlich nimmt die biegsame Karnevalsfreundin an rund acht offenen Turnieren teil. Dazu kommen durch erreichte Qualifikationen Teilnahmen an Landesmeisterschaften oder der Deutschen Meisterschaft.

Hinter den Erfolgen steht ein Mädchen mit großer Disziplin. Der Tag beginnt für Lissi um 5 Uhr. Vor und nach der Schule folgt eine zweistündige rhythmische Sportgymnastik. „Ich mache auch jeden Tag 300 Beinwürfe, aber nur 100 Stück hintereinander“, erklärt das Mädchen, als wäre das ein lockerer Zeitvertreib. Wer weiß, dass sich hinter Beinwürfen die Bewegung des Beines mit der Fußspitze vom Boden bis hoch an den Kopf versteckt, ändert seine Meinung schlagartig.

Sportliches Vorbild für sie ist Liana Wolf, die sechsmal zur Deutschen Meisterin gekrönt wurde

Damit Elisabeth, die bisher von einer Berufslaufbahn als Ballettlehrerin träumt, sich im Turnier noch „leichter“ fühlt, vollführt sie ihre Übungen zu Hause mit gewichtigen Manschetten um den Füßen. Ihr Ziel in diesem Jahr: Die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft. Sozusagen die „Crème de la Crème“ der karnevalistischen Sportveranstaltungen. Vergangenes Jahr hatte sie die Teilnahme bei den Deutschen Meisterschaften erreicht; das Finale um zwei Punkte verpasst.

Sportliches Vorbild für sie ist Liana Wolf, die sechsmal zur Deutschen Meisterin gekrönt wurde. „Sie hat 498 von 500 Punkten von den Wertungsrichtern bekommen“, bewundert Elisabeth Misiurny eines der besten Tanzmariechen Deutschlands. Dafür übe auch sie regelmäßig mit ihrem professionellen Trainer Michael aus Aachen.

Elisabeth will noch unbedingt das freihändige Rad können - unter Tanzmariechen die Königsklasse

Schon jetzt ist sie quasi ein Tanz-Leuchtfeuer im südlichen Sachsen-Anhalt. Denn nicht viele können vom Sprung in den Spagat überwechseln oder einen anmutigen Spreizsprung absolvieren, der im Spagat mündet. Auch der Flickflack steht auf dem Trainingsprogramm.

Einmal sei sie dabei auf den Kopf gefallen, habe um die Figur ein Jahr lang einen Bogen gezogen, aber jetzt - mit neuem Mut und eiserner Motivation - tanzt sie sich im Flickflack über Deutschlands Parkett. Gerade übt sie den Rückwärtssalto. „Wenn man etwas tausendmal gemacht hat, sitzt es“, beruft sich Mutter Alexandra auf eine Trainerweisheit. Ja, und dann will Elisabeth noch unbedingt das freihändige Rad können - unter Tanzmariechen die Königsklasse. (mz)