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Spannendes Zukunftsszenario Modellprojekt: So sieht Mücheln an einem Sommertag 2030 aus

29.01.2018, 12:16
Blick auf Mücheln und die Marina am Geiseltalsee
Blick auf Mücheln und die Marina am Geiseltalsee Hartmut Holter

Mücheln - Zufrieden lehnt sich Walter Uhlig auf seinem Segelboot zurück. Vor ihm leuchtet das Hafenkontor in der Abendsonne. Das Grün der Hangkante, die Dächer Müchelns und der dunkelblaue Himmel lassen das Weiß des Turms leuchten.

„Ja, vielleicht sind wir deswegen an den Geiseltalsee gezogen. Erst wolltest du ja nicht nach Mücheln“, sagt seine Frau. „Ja, du hast recht. Aber kannst du dich noch an unseren ersten Besuch erinnern? Die leeren Häuser am Markt. Die Baustellen am Ufer. Ich konnte mir ein gutes Leben in der Kleinstadt nicht vorstellen.“

Mücheln im Jahr 2030: Weinberge statt Bergbau am Geiseltalsee

Sie steuern auf das Strandbad zu. Dahinter können sie die Weinberge am Geiseltalsee erkennen. „Wir sollten den Tag mit einem Schoppen ausklingen lassen, solange die Abende noch mild sind“, sagt Anna. „Am Ende haben wir hier alles gefunden, was wir gesucht haben. Sogar mildes Klima und Wein. Vom Bergbau zum Weinbau. Es ist schon fantastisch, was aus der alten Bergbaulandschaft geworden ist.“

Mücheln nimmt gerade als eine von sieben Städten Deutschlands am Modellprojekt „Potenziale von Kleinstädten in peripheren Lagen“ teil. Hintergrund: Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung möchte im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit wissen, was man gegen Abwanderung und Überalterung tun kann. Ziel ist, dass Bund und Länder Empfehlungen für eine Kleinstadt-Politik bekommen. Forscher der Hochschule Neubrandenburg haben deshalb Müchelner gefragt, wie sie sich ihre Stadt 2030 vorstellen. Ergebnis ist folgende Geschichte, die hier in Auszügen veröffentlicht wird. (mz)

Links von ihnen schiebt sich ein modernes dreigeschossiges Gebäude hinter den Segeln hervor. Eine große Holzterrasse ragt auf den See hinaus. „Oder wollen wir auf der Strandterrasse vom Seehotel den Abend beenden? Es heißt ja nicht nur Seehotel, weil es am See liegt, sondern weil man einen fantastischen Blick auf den See hat“, schlägt Walter vor.

Mücheln im Jahr 2030: Seniorengerechte Altbauwohnungen mit Blick auf den Geiseltalsee

„Oder wir rufen bei Weißgolds an und fragen, ob sie zu uns rüber kommen wollen“, erwidert Anna. Noch eine Option. Ihre kleine Senioren-Wohnanlage liegt etwas zurückgesetzt oberhalb der Marina. Barrierefrei mit netten Gemeinschaftsräumen, Service- und Pflege-Angeboten, moderner Technik und einer Car-Sharing-Flotte.

Ihr Willkommensbegleiter hatte ihnen die schönen Altbauwohnungen am Markt und im Eptinger Rain gezeigt. Die Plattenbauten hatte die Wohnungsgenossenschaft seniorengerecht saniert, mit Solarpaneelen auf dem Dach und herrlichem Blick auf den Geiseltalsee.

Mücheln im Jahr 2030: Schwimmende Ferienhäuser und ein See-Labor

Er hatte sie zu Nachbarschaftsfesten, zum St. Jakobusfest, zum Kartoffelmarkt und in die vielen Müchelner Vereine mitgenommen. Sie besuchen regelmäßig die Punktspiele der Geiseltaler Wölfe in der tollen neuen Kegel-Arena, erst recht, nachdem die im letzten Jahr im Endspiel der Champions League nur knapp verloren hatten.

Walter gibt das Kommando zur Wende. Der Weinberg liegt hinter ihnen. Jetzt sieht man die schicken Ferienhäuser, einige auf Pfählen in den See hineingebaut, etwas weiter luxuriöse schwimmende Hausboote und ein gläsernes Gebäude mit dem Schriftzug „Seelabor“. Es ist eine Außenstelle des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei. Sie erforscht, wie sich die Gewässerqualität in einem ehemaligen Tagebauloch entwickelt.

Am Ufer unterhalten sich drei junge Leute. Sie erinnern sich: „Ich habe in Mücheln am Freien Gymnasium Geiseltal Abitur gemacht. Lust auf gute Schule war damals das Motto. Im Sommer 2016 habe ich am ersten JugendBarCamp teilgenommen. Die Ergebnisse seht ihr heute noch: das Strandbad, der moderne Jugendclub, die vielen Jugend-Events.“

Mücheln im Jahr 2030: Autonome Busse fahren in die Innenstadt

Sie schlendern in Richtung Stadt, an den Läden und Cafés für die Touristen vorbei, der Hotelfachschule, den Kunstinstallationen der Studierenden von Burg Giebichenstein und der mit farbigem Licht angestrahlten Eisenbahnbrücke. Die Stadt hatte ihnen im Einverständnis mit den Besitzern Häuser, Läden und Lokale zur Nutzung und Instandhaltung überlassen.

Es entstanden Buchhandlungs-Café, Schoko-Laden, Friseur, Bioladen und ein cooler Italiener am Markt. Anfangs war es schwierig, die Besucher vom See in die Stadt zu locken. Aber als die ersten autonomen Busse von der Marina über dem Markt zum Barockgarten fuhren, wollten alle damit fahren. (mz)