1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. "Hasi" bleibt - oder?: "Hasi" bleibt - oder?: Stadt Halle soll Objekt mit umstrittenem Hausprojekt anmieten

"Hasi" bleibt - oder? "Hasi" bleibt - oder?: Stadt Halle soll Objekt mit umstrittenem Hausprojekt anmieten

Von Anja Förtsch 14.12.2017, 16:00
Die „Hasi“ im Gebäude der ehemaligen Gasanstalt in der Hafenstraße
Die „Hasi“ im Gebäude der ehemaligen Gasanstalt in der Hafenstraße Lutz Winkler

Halle (Saale) - Ein Ofen glimmt in der Ecke, auf einem alten Sofa döst ein Hund, ein paar Teetassen stehen auf dem Couchtisch, an der Wand ein Klavier. Zugegeben, eine Keimzelle des Linksextremismus, als die Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) die „Hasi“ in Halle darstellt, stellt man sich irgendwie anders vor. Dass der Minister ein so drastisches Bild malt, liegt vielleicht daran, dass er selbst kein realistische Bild von dem linken Hausprojekt in der Hafenstraße 7 hat: „Nein, Herr Stahlknecht war noch nie hier“, sagt Fabian Bauer von der „Hasi“.

Das wird der Innenminister wohl noch länger nachholen können: Der Finanzausschuss der Stadt hat in seiner Sitzung am Dienstagabend mit knapper Mehrheit beschlossen, dass die Stadt die ehemalige Gasanstalt anmieten soll. Bleibt als letzte Hürde nur noch die Stadtratssitzung am 20. Dezember.

Hausprojekt in der Hafenstraße besteht seit Januar 2016

Dann nämlich geht es um die Zukunft des Hausprojekts, das seit Januar 2016 besteht. Damals war eine Gruppe in die seit Jahren leerstehende ehemalige Gasanstalt eingedrungen und hatte sie besetzt - mit dem Ziel, Freiräume in der Stadt zu schaffen, in denen die Bürger sich treffen, Hobbys und Handwerk ausprobieren, untereinander diskutieren und Basisdemokratie ausprobieren können. Die HWG, der das Gebäude gehört, erklärte bereits wenige Tage später, die Besetzer zu dulden - vorerst bis September dieses Jahres, nun bis Ende Januar.

In der Zeit hat die „Hasi“ viele Besucher gesehen: Gäste, die Konzerte besucht haben, Väter und Mütter, die sich bei den Elterncafés getroffen haben - und auch Politiker, die sich selbst mal ein Bild von dem Haus machen wollten. „Wir hatten von allen Fraktionen im Stadtrat schon Besuch oder Kontakt zu ihnen, außer von der CDU“, sagt Bauer. „Für sie hat das alles hier mit einer Straftat begonnen und ist damit indiskutabel.“

Stahlknecht: „Hasi“ ein „ultralinkes Zentrum, das von linksextremistischen Gruppen unterstützt wird

Diese Haltung vertreten besonders Innenminister Holger Stahlknecht und der Stadtratsfraktionsvorsitzende Andreas Scholtyssek. Stahlknecht hatte zuletzt erklärt, es handele sich bei der „Hasi“ um ein „ultralinkes Zentrum, das von linksextremistischen Gruppen unterstützt wird. Ich sehe die Gefahr, dass es von Linksextremen unterwandert wird.“ Der Betreiberverein Capuze weist diese Darstellung strikt von sich und prüft wegen ähnlicher Aussagen des Ministers juristische Schritte gegen ihn.

Dass die Partei nicht unbedingt ein Fan des Projektes sei, könne man sich ja vorstellen. „Aber dass Herr Stahlknecht sich in einer solchen Schärfe äußert, ist verwunderlich“, sagt Bauer. „Zumal man denken würde, dass er als Innenminister und Chef von Polizei und Verfassungsschutz des Landes anderes zu tun hätte. Wenn es tatsächlich Anhaltspunkte für extremistische Aktionen hier im Haus gäbe - warum gibt er dann Interviews statt einzuschreiten?“

Abstimmung über Hasi im Stadtrat

Ein weiteres Argument gegen das Projekt kommt von Scholtyssek von der Stadtratsfraktion. Er sagte der MZ, dass der Boden der alten Gasanstalt kontaminiert sei, es ohnehin fraglich sei, ob sich dort längere Zeit Menschen aufhalten sollten. „Hier wurde jahrzehntelang mit Gas gearbeitet, der Boden ist natürlich kontaminiert, das bestreitet niemand“, sagt Bauer. „Aber es gibt kein Gutachten, das sagt, man dürfe sich hier nicht aufhalten.“

Das letzte wurde 2005 angefertigt, bis dahin war das Gebäude noch bewohnt. Auch wenn das Gelände als kontaminiert, aber unbedenklich gelte: „Wir haben hier absichtlich keine Sandkästen angelegt und pflanzen Gemüse nur in Hochbeeten an, zur Sicherheit.“ Auch wohnen, wie Scholtyssek befürchtet, werde und solle in der „Hasi“ niemand.

Wenn der Stadtrat zustimmt, wird das Rathaus das Gebäude für einen symbolischen Euro von der HWG mieten und dem Capuze-Verein überlassen. „Das erscheint uns als zielführender und guter Weg, besonders weil sich Oberbürgermeister Wiegand viel für das Haus einsetzt“, sagt Bauer. (mz)