1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Sachsen-Anhalt
  6. >
  7. Tierseuche auf dem Vormarsch: Afrikanische Schweinepest bald auch in Sachsen-Anhalt?

Tierseuche auf dem Vormarsch Afrikanische Schweinepest bald auch in Sachsen-Anhalt?

Von Christian Schafmeister 12.12.2017, 09:40
Auf einem Parkplatz warnen Aushänge des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft vor der Afrikanischen Schweinepest, die auch durch Lebensmittel übertragen werden kann. 
Auf einem Parkplatz warnen Aushänge des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft vor der Afrikanischen Schweinepest, die auch durch Lebensmittel übertragen werden kann.  dpa

Die Afrikanische Schweinepest, an der bereits mehr als 3.000 Wild-, aber auch Hunderte Hausschweine in Osteuropa gestorben sind, droht nun auch in Sachsen-Anhalt auszubrechen. „Mit den ersten Fällen muss man leider jederzeit rechnen“, sagte Christian Apprecht, Sprecher des Landesbauernverbandes, der MZ.

Die Tierseuche war 2007 erstmals in Georgien aufgetreten und hatte sich zuletzt auch in Polen und Tschechien ausgebreitet, rund 350 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. „Dabei lagen mehrere hundert Kilometer bis zum nächsten Infektionsort“, erklärte Apprecht und weist bei der Ausbreitung auf die schnellen Sprünge über große Entfernungen hin.

Tierseuche bei Wildschweinen: kein Impfstoff

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bewertet das Risiko einer Einschleppung nach Deutschland daher ebenfalls als hoch und kommt zu einem ernüchternden Befund. „In keinem der betroffenen Länder konnte die Tierseuche bei Wildschweinen bisher erfolgreich bekämpft werden“, erklärten die Experten des FLI, das zugleich das Bundesinstitut für Tiergesundheit ist.

Für den Menschen ist die Erkrankung ungefährlich. Für infizierte Tiere dagegen endet die Viruserkrankung in der Regel tödlich, einen Impfstoff gibt es bisher nicht. Übertragen wird das Virus durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren. Der Erreger kann aber auch über Schweinefleisch, Rohwürste oder Salami weitergegeben werden. Werden solche Lebensmittel verfüttert oder an Autobahn-Raststätten weggeworfen, können sich Wildschweine infizieren. Möglich ist laut FLI auch eine Übertragung durch Fahrzeuge, speziell im Fernverkehr, und die Ausrüstung von Jägern.

Afrikanische Schweinepest: Ausbruch in Sachsen-Anhalt befürchtet

Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) hält sich mit Prognosen zu einem Zeitpunkt eines möglichen Ausbruches zurück. „Es ist der Blick in die Glaskugel, wenn man sagen wollte, wann die Afrikanische Schweinepest nach Deutschland kommt.“ Sie schätzt allerdings die Gefahr als gering ein, dass die Seuche durch eine Übertragung von Tier zu Tier eingeschleppt wird. „Die wesentlich größere Gefahr ist es, wenn aus dem weggeworfenen Wurstbrot Wildschweinfutter wird“, betonte sie. „Das infizierte Schweinefleisch oder Wurstprodukte daraus sind für den Menschen ungefährlich, aber sie haben das Potenzial, die Seuche über weite Strecken weiterzutragen.“

Sollte die Tierseuche Zuchtbetriebe erreichen, so könnte das zu immensen wirtschaftlichen Schäden führen. In Sachsen-Anhalt gibt es laut Umweltministerium mehr als 3 000 Schweinehaltungen mit 1,2 Millionen Tieren. Ein Ausbruch bei Hausschweinen würde bedeuten, dass alle Tiere in infizierten Beständen getötet werden müssten.

Wildschweine müssen bei Afrikanischer Schweinepest getötet werden

Entscheidend sei, die Seuche im Ernstfall so schnell wie möglich zu bemerken. Daher müssten verendete Wildschweine rasch gefunden und untersucht werden, teilte das Ministerium mit, das bereits eine Expertengruppe mit Jägern, Tierärzten und Epidemiologen eingesetzt hat. Schweinehalter sollten auf die Hygiene in den Ställen achten.

Bei einem Ausbruch empfiehlt das FLI drastische Maßnahmen. Dann sollten in einer Pufferzone mit einem Radius von 30 Kilometern um den Fundort eines kranken Tieres bis zu 90 Prozent der Wildschweinpopulation getötet werden. (mz)

Tiermediziner stehen während einer Übung im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest in einem Schweinestall.
Tiermediziner stehen während einer Übung im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest in einem Schweinestall.
dpa-Zentralbild