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Baubeigeordneter Uwe Stäglin: Baudezernent räumt überraschend seinen Stuhl

Von Anja Förtsch 06.12.2017, 07:45
Uwe Stäglin will seinen Stuhl räumen.
Uwe Stäglin will seinen Stuhl räumen. Holger John

Halle (Saale) - Die Beigeordnetenkonferenz der Stadt Halle begann am Dienstagmorgen ganz unaufgeregt - und endete mit einem Paukenschlag. Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos), seine Beigeordneten und die Abteilungsleiter der Stadtverwaltung informierten über Baugrundstücke in der Stadt, den Umbau des Treffs in Neustadt und das Mobilitätskonzept.

Die Runde schien schon nach gut eineinhalb Stunden zu enden. Da ließ Bau- und Planungsbeigeordneter Uwe Stäglin die Bombe platzen: „Ich werde mich bei den Neuwahlen für die Beigeordneten der Stadt nicht wieder bewerben.“

2011 war Uwe Stäglin im zweiten Wahlgang in das Amt gewählt worden

Nach knapp sieben Jahren räumt Stäglin also den Stuhl. Am 25. Mai 2011 war er im zweiten Wahlgang in das Amt gewählt worden, im kommenden Mai wird sein Name nicht mehr auf der Bewerberliste stehen. Die Entscheidung, nicht noch einmal zur Wahl anzutreten, sei keinesfalls ein Schnellschuss gewesen.

„Ich habe mir das rund ein Jahr vor der Wahl überlegt“, sagte Stäglin der MZ. Die wohl größte Frage dabei: Warum? „Es gibt einen ganzen Strauß von Gründen, auch persönliche.“ Ins Detail gehen will der 47-Jährige dabei aber nicht: „Ich will nicht jede Blume aus diesem Strauß einzeln beschreiben. Am Ende ist ja das ganze Bouquet aus den einzelnen entscheidend.“

Uwe Stäglin: „Es war eine tolle Zeit, eine gute Arbeit und es hat Spaß gemacht.“

Dieses Bouquet ist dabei eher bunt als trist, böses Blut gebe es schließlich nicht, schildert Stäglin. „Es war eine tolle Zeit, eine gute Arbeit und es hat Spaß gemacht.“ Das bescheinigte auch Oberbürgermeister Wiegand noch während der Beigeordnetenkonferenz: „Ich bedauere das sehr, wir waren ein tolles Team“, sagte Wiegand herzlich zu Stäglin. Von Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit dem OB, von denen man manchmal hier und da hört, keine Spur. Auch die Angst davor, im nächsten Jahr möglicherweise nicht wiedergewählt zu werden, kann keine Rolle gespielt haben.

Parteiübergreifend sei die Arbeit von Stäglin anerkannt gewesen, betont SPD-Fraktionsvize Eric Eigendorf. „Das ist ein Riesenverlust, total schade“, bedauert er. „Es wird schwer, ihn zu ersetzen.“ Erst in der Fraktionssitzung am Montag dieser Woche habe die Partei von Stäglins Entschluss erfahren, berichtet Stadtvorsitzender Marcel Dörrer.

CDU will eigenen Mann für den Posten

„Wir waren davon ausgegangen, dass sich Stäglin noch einmal bewirbt“, sagt er und spricht von einem „tragischen Verlust“. Ob die SPD einen Kandidaten finden will und wird, müsse sich nun erst einmal zeigen. Denn: Mit Egbert Geier und Katharina Brederlow stellen die Sozialdemokraten bereits zwei weitere Beigeordnete. CDU-Stadtvorsitzender Marco Tullner hatte zuletzt darauf gepocht, dass nun seine Partei endlich mal am Zug sei.

Warum macht der 47-Jährige seine Entscheidung gerade jetzt öffentlich? Schließlich ist bis zur Wahl im Mai noch Zeit. Das stimmt - allerdings wird genau diese Zeit gebraucht, um die Wahl eines neuen Beigeordneten zu veranlassen. Damit auf der Stadtratssitzung im Mai ein neuer Beigeordneter gewählt werden kann, muss die Vorlage dazu im Hauptausschuss im Januar beschlossen werden.

Stäglins persönliche Erfolge in und für Halle

„Dafür muss das Papier in zwei Wochen fertig sein“, erklärt Stäglin. „Wenn dann im Mai ein Nachfolger gewählt wird, kann ich sie oder ihn im Juni noch einarbeiten und das Amt ordentlich übergeben. Das war mir auch wichtig.“ Er habe sich nicht parallel an anderer Stelle beworben. „Ich will erstmal Luft holen und mich orientieren.“

Sechseinhalb Jahre als Baudezernent also, was sind da bisher Stäglins persönliche Erfolge in und für Halle? „Das ganze Stadtbahnprogramm, der Umbau des Steintors und dass wir es geschafft haben, den ganzen Tiefbau so zu organisieren, dass die Stadt immerhin nicht komplett lahm liegt“, schildert Stäglin. „Und der Bau der Osttangente wurde begonnen. Das freut mich - auch wenn ich dann leider nicht mehr selbst das Bändchen durchschneiden kann.“ Aber auch sechseinhalb Jahre als Neu-Hallenser, wie sieht da sein Fazit aus? „Halle ist eine tolle, vielfältige Stadt. Ich habe den Umzug hierher nie bereut“, sagt der gebürtige Berliner. (mz)