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Kommentar zum "Heimattour"-Eklat Nachspiel zum "Heimattour"-Eklat von Sputnik: Das war's noch nicht für den MDR

Von Anja Förtsch 21.11.2017, 08:00

Helbra/Halle (Saale) - Gut gedacht heißt noch lange nicht gut gemacht. Das jüngste Beispiel für diesen Fakt ist die MDR-Sputnik-„Heimattour“. Ein Radiosender veranstaltet abseits der großen Städte Partys, damit die Jugend dort nicht stundenlang mit Bus und Bahn zur nächsten Feier unterwegs sein muss. Das ist super. Dumm nur: Er veranstaltete sie bei einem Rechtsextremisten.

Es ist richtig und notwendig - moralisch wie im Hinblick auf den Ruf des Senders - dass der MDR jetzt die Reißleine gezogen und sich vom Veranstalter getrennt hat. Zuvor hat der MDR aber alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann.

MDR feiert Party mit einem Rechten:  Aufarbeitung des Eklats steht aus

Der größte Fehler war es, den Schwarzen Peter dem Veranstalter zuzuschieben. Der MDR kann vielleicht die Organisation der Party an einen Externen auslagern. Nicht aber seine Verantwortung. Die Gesinnung des Eigentümers ist kein Geheimnis, es hätten eine Handvoll Klicks bei Facebook oder ein Gespräch mit dem Ortsbürgermeister genügt. So viel Sorgfalt sollte bei einer Partyreihe drin sein, für die man großflächig mit dem eigenen Namen wirbt.

Zum anderen kam die Reaktion viel zu spät. Eine ganze Woche brauchte der Sender für drei Sätze Pressestatement. Eine Woche, in der die Proteste und Forderungen nach einer Entscheidung immer lauter wurden.

Schließlich darf der MDR die Kündigung nicht nur mit dem Hausverbot gegen die MZ begründen. Denn das eigentliche Problem geht noch weiter und wiegt schwerer: Der öffentlich-rechtliche Sender, finanziert von Gebührenzahlern, hat mit einem Rechtsextremisten gefeiert. Diesen Punkt muss der MDR dringend nachbereiten. Umfänglich, glaubwürdig und öffentlich. Nur dann ist die Aufarbeitung des Eklats gut gemacht und nicht nur gut gedacht. (mz)

Die Autorin erreichen Sie unter:[email protected]