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Aus nach 349 Jahren Aus nach 349 Jahren: Rats-Apotheke in der Innenstadt schließt zum Jahresende

Von Frank Schedwill 20.11.2017, 14:44
Apothekerin Juiane Hörold vor der historischen Fassade der Rats-Apotheke. Zum Jahresende ist dort Schluss.
Apothekerin Juiane Hörold vor der historischen Fassade der Rats-Apotheke. Zum Jahresende ist dort Schluss. Maik Schumann

Sangerhausen - Für Filialleiterin Juliane Hörold und ihre Kolleginnen sind es die letzten Wochen in den historischen Räumen. Zum Jahresende schließt die Sangerhäuser Rats-Apotheke, die älteste Apotheke der Stadt, für immer ihre Pforten. Immerhin 349 Jahre lang befand sich eine Apotheke in dem denkmalgeschützten Haus am Kornmarkt 3.

Auf einer Inschrift im Inneren sind die Namen der 20 Apotheker nachzulesen, die dort wirkten: Von Basilius Neumann (1668 bis 1678) bis zu Ingrid Weller, die die Apotheke zwischen 1990 und 2013 führte.

Besitzerin der Rats-Apotheke, Martina Seifert, geht in den Ruhestand

Auch die jetzige Besitzerin Martina Seifert hätte die Rats-Apotheke gern erhalten. Seit vier Jahren führt die 65-Jährige die Apotheke am Kornmarkt als Filiale ihrer Barbarossa-Apotheke in der Göpenstraße. Doch sie selbst geht zu Beginn des neuen Jahres in den Ruhestand.

Filialleiterin Juliane Hörold aus der Rats-Apotheke wird dann die Barbarossa-Apotheke übernehmen. „Darüber bin ich sehr froh“, sagt Seifert. Für die Rats-Apotheke hat sie versucht, einen neuen Apotheker zu finden. „Die Rechtslage ist so, dass jede Apotheke in Deutschland von einem Apotheker geleitet werden muss“, sagt sie. „Doch trotz Suche bei der Arbeitsagentur und über Anzeigen in Fachzeitschriften ist niemand für die Rats-Apotheke zu finden gewesen“, sagt Seifert. „Wir haben es lange probiert.“

Internet-Konkurrenz und fehlende Parkplätze machen der Rats-Apotheke in der Sangerhäuser Innenstadt zu schaffen

Dazu kommen auch „ökonomische Gründe“, wie sie betont. Das sei zum einen die wirtschaftliche Lage in Sangerhausen. Und: Das Internet mache auch den Apothekern zu schaffen. Dabei können Internetapotheken die Apotheke vor Ort nicht ersetzen. „Wie soll eine Internetapotheke helfen, wenn man nachts oder am Wochenende dringend ein Medikament braucht, mal abgesehen von der persönlichen Beratung“, sagt Seifert.

„Da spielen die Apotheken vor Ort mit ihrem Bereitschaftsdienst eine viel wichtigere Rolle.“ Darüber hinaus gibt es noch andere Umstände, die den Betrieb der Rats-Apotheke erschwerten: So existiert zwar eine Bushaltestelle direkt vor der Tür. Es gibt jedoch keinerlei Parkplätze und die Zahl der Geschäfte im Umfeld habe auch abgenommen, so dass immer weniger Kunden kamen. „Deshalb hat es am Ende keine andere Lösung gegeben, als schweren Herzens die Rats-Apotheke zum 1. Januar zu schließen“, bedauert Seifert.

Auch das Gardinenstudio von Sieglinde Engert in der Göpenstraße schließt zum Jahresende

Die Mitarbeiterinnen vom Kornmarkt würden aber ihre Arbeitsplätze erhalten. „Eine Mitarbeiterin geht in den Ruhestand, die anderen werden künftig das Team der Barbarossa-Apotheke verstärken“, so Seifert. Bloß gibt es dann statt bisher acht nur noch sieben Apotheken in der Kreisstadt.

Die Rats-Apotheke ist aber nicht das einzige Traditionsgeschäft im Zentrum, das zum Jahresende schließt - wenn wohl nur vorübergehend: Auch das Gardinenstudio von Sieglinde Engert in der Göpenstraße ist betroffen. Die 67-Jährige geht ebenfalls in den Ruhestand. „Mit 70 wollte ich nicht mehr im Laden stehen“, sagt sie. Lange sah es so aus, als wenn das das endgültige Aus für das Geschäft sei.

In Gesprächen ist es aber gelungen, ihre langjährige Mitarbeiterin Daniela Franz zum Weitermachen zu bewegen. Die Raumausstattermeisterin werde den Laden im März übernehmen. Bis dahin sollen das Geschäftshaus und die -räume saniert sein. (mz)