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Tod von Kubanern in Merseburg Tod von Kubanern in Merseburg: MDR wirft Staatsanwaltschaft Halle Untätigkeit vor

Von Undine Freyberg 15.11.2017, 19:28
Der Tod zweier Kubaner in Merseburg ist Thema im MDR
Der Tod zweier Kubaner in Merseburg ist Thema im MDR dpa

Merseburg - Der MDR greift erneut das Thema Ausländerfeindlichkeit zu DDR-Zeiten auf und zieht dazu wieder den Tod zweier Kubaner, die im Sommer 1979 in Merseburg ums Leben kamen, als Beispiel heran. Ein Professor für Strafrecht an der Humboldt-Uni Berlin äußert in einem TV-Beitrag, der der MZ vor der Ausstrahlung zur Verfügung gestellt wurde, sein Unverständnis darüber, dass die Staatsanwaltschaft Halle das Ermittlungsverfahren eingestellt hat.

Diese hatte 38 Jahre nach dem Unglück geprüft, ob es einen Anfangsverdacht für eine Mordermittlung gibt. „Wir haben keine Anzeichen für einen solchen Anfangsverdacht finden können“, hatte Staatsanwalt Klaus Wiechmann Anfang 2017 auf Anfrage der MZ gesagt.

Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Kubanern in Merseburg

In „Exakt - Die Story“ kommt ein Mann zu Wort, der an jenem heißen Sommersonntag im August 1979 dabei gewesen sein soll, als es vor und in der Diskothek Saaletal zu Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Kubanern kam. Er habe damals mit einem rassistischen Aufruf gegen die „schwarzen Affen“ zum Angriff auf die Kubaner aufgefordert, soll er im Vorgespräch erzählt haben.

Allerdings erzählt er im Beitrag, der am Mittwoch gesendet wird, - und das ist neu - dass zwei der Kubaner über das Geländer der Neumarktbrücke geworfen werden sollten. Bisher hatte es immer geheißen, sie seien gesprungen. Man habe nicht daran gedacht, dass Sommer war und die Saale Niedrigwasser führte, so der Mann. Das Wasser sei höchstens zwanzig, dreißig Zentimeter hoch gewesen. Und die Kubaner seien sieben bis acht Meter tief gefallen. „Das war zu hoch für dreißig Zentimeter Wassertiefe.“

MDR wirft der Staatsanwaltschaft Halle Untätigkeit vor

Dass die Kubaner über das Brückengeländer geworfen worden seien, lege einen Mordvorsatz nahe, so der Berliner Strafrechtler. Deshalb halte er die die Einstellung durch die Staatsanwaltschaft für problematisch.

Staatsanwalt Klaus Wiechmann sagt, da man keinen Anfangsverdacht für Mord gehabt habe, hätte er auch keine Veranlassung, hier irgendwelchen Personen hinterherzulaufen oder auf Kuba versuchen zu ermitteln. Das sei uferlos. Der MDR wirft der Staatsanwaltschaft Halle in diesem Zusammenhang Untätigkeit vor. „Uferlos? Die Schläger aus Merseburg wären leicht zu finden. Sie rühmen sich bis heute im Internet offen ihrer Taten“, heißt es im Beitrag.

››15. November, 20.45 Uhr im MDR, „Exakt - Die Story“ (mz)