1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Geständnis: Geständnis am Landgericht Dessau: Angeklagter hat Pizzaboten Messer in den Hals gerammt

Geständnis Geständnis am Landgericht Dessau: Angeklagter hat Pizzaboten Messer in den Hals gerammt

23.10.2017, 09:18

Dessau - Wolfgang K., Dessauer, Anfang 30, angeklagt des Mordes an einem Pizzaboten in Jessen, hatte es noch am Tatort gestanden: Sein Opfer habe keine Chance gehabt. Zu unvermittelt war der Angriff gekommen - mit einem Messer hatte er dem Pizzaboten in den Hals gestochen.

Seit Montag wird gegen K. vor dem Dessauer Landgericht verhandelt. Der schwerwiegendste Vorwurf lautet auf Mord aus Heimtücke und zur Verdeckung einer anderen Straftat, begangen in den Abendstunden des 8. April in Seyda bei Jessen.

K. war an diesem Sonnabend früh in Seyda gestartet, um nach Dessau zu fahren und Fußball zu spielen. Sein Team gewann, er trank ein paar Bier, holte noch einige weitere im Supermarkt, bevor er in den Zug stieg, nach Zahna fuhr und von dort die rund acht Kilometer nach Hause lief. Dort angekommen, es war bereits Abend, gab K. bei einem Pizzadienst eine recht umfangreiche Bestellung auf. Er nahm ein Messer mit kurzer Klinge aus der Küche, steckte es in die Hosentasche, ging die Treppe hinunter und wartete vor der Haustür auf den Pizzafahrer.

Ohne Vorwarnung ein Messer in den Hals gerammt

Gegen halb zehn fuhr das Auto des Lieferdienstes vor. Der Fahrer stieg aus und fragte, ob er K. sei. Der verneinte und stieß mit dem Messer zu. Ein einziger Stich genügte, um die Halsschlagader des Opfers zu durchtrennen. Der Mann verblutete.

Es gibt zwar einen Augenzeugen für die Geschehnisse unmittelbar nach der Attacke. Dabei handelt es sich um einen im selben Haus wohnenden Rentner. Doch ein Großteil der Abläufe lässt sich auch aus dem Geständnis von K. rekonstruieren. Das erste gab er am Tatort ab.

Vor Gericht beschreiben Polizisten K. als völlig gefasst. „Man könnte fast sagen, er war unbeeindruckt.“ Als K. hörte, dass sein Opfer nicht überlebt hat, entfuhr ihm ein kurzes „scheiße, dumm gelaufen“.

Dabei, so lässt sich K. am Montag vor dem Gericht ein, habe er den Mann nicht töten, sondern ihn - wörtlich - „mit dem Messer nur erschrecken“ wollen, damit der ihm Geld und Autoschlüssel gebe. Bei früheren Vernehmungen gab K. noch an, beides gebraucht zu haben, um zu seinen Fußballkumpels nach Dessau fahren zu können. Später und auch jetzt im Verfahren präsentierte der wegen versuchten Mordes vorbestrafte K. eine andere Variante: Er habe im Herbst vorigen Jahres erfahren, dass seine schwangere Ex-Freundin Anfang April entbinden werde. Im Zug sei ihm eingefallen, dass das der nächste Tag sei, er habe hinfahren wollen, um bei der Geburt dabei zu sein und um mit der Ex zu reden. Wohin er allerdings überhaupt hätte fahren müssen, ob der Geburtstermin tatsächlich aktuell war und ob seine ehemalige Freundin ihn hätte sehen wollen - all das wusste er zum Zeitpunkt der Pizza-Bestellung nicht.

Dass K. schon kurz nach der Tat gefasst werden konnte, ist zweifelsfrei auch ein Verdienst von K.s ehemaligem Nachbarn. Der hatte zufällig beide Männer und das Pizza-Auto gesehen und dann, wie einer der Männer ein paar Schritte zurücktaumelte, während Blut aus seinem Hals spritzte. Der Mann alarmierte die Polizei, verfolgte K., weil er sicher war, dass für den Fahrer jede Hilfe zu spät kommt, und entdeckte schließlich mit den Polizisten gemeinsam K. unweit des Tatortes.

Der wurde festgenommen und führte die Ermittler selbst noch zu einem Graben. Aus dem wird später ein Kripobeamter das Tatwerkzeug fischen - ein Küchenmesser mit kurzer Klinge.

(mz)