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Jens Diederichs verärgert CDU Jens Diederichs verärgert CDU: Annonce des Ex-AfDlers irritiert Christdemokraten

Von Fabian Wagener 05.08.2017, 13:00
Der umstrittene ehemalige AfD-Politiker Jens Diederichs.
Der umstrittene ehemalige AfD-Politiker Jens Diederichs. Archiv/Lukaschek

Eisleben/Hettstedt - Es dürfte nicht allzu oft vorkommen, dass CDU-Mitglieder bei der Lektüre einer Wahlanzeige erschrecken, über der das Kürzel der eigenen Partei steht. In Mansfeld-Südharz aber ist genau das der Fall. Der Grund: Dort hat sich der umstrittene ehemalige AfD-Politiker Jens Diederichs in einem Anzeigenblatt zu Wort gemeldet, unter dem Logo der CDU und Schriftzug „CDU-Fraktion im Landtag“.

Diederichs gibt in Annonce bekannt, dass er Wahlkreisbüro in Hettstedt eröffnet

Hiesige CDU-Politiker sind auf Diederichs jedoch nicht gut zu sprechen: Die Entscheidung der CDU-Landtagsfraktion, den 53-Jährigen nach seinem Austritt aus der AfD im Juni in die eigenen Reihen aufzunehmen, hatte unter Christdemokraten im Mansfelder Land für einen Sturm der Entrüstung gesorgt - hatte Diederichs als AfD-Direktkandidat bei der Landtagswahl doch Wahlkampf gegen die Union gemacht.

Und nun also die Annonce. Darin gibt Diederichs, der kein CDU-Mitglied ist, unter anderem bekannt, dass er zum 1. September ein Wahlkreisbüro in Hettstedt eröffnet. Sein Büro in Eisleben gebe er auf, sagte er der MZ. Die Räumlichkeiten seien einfach zu groß und zu teuer.

Es ist allerdings nicht die Büro-Eröffnung, die Unmut an der CDU-Basis auslöst, wie CDU-Kreischef Danny Kavalier sagt. Vielmehr sei es die Tatsache, dass Diederichs unter dem Logo der CDU auftrete. „Das hat sehr viele irritiert“, so Kavalier. Die Parteibasis fasse die Anzeige so auf, als wolle Diederichs „auf der Welle der CDU reiten“. Manche glaubten, dass hier schon der Kandidat für die nächste Wahl aufgebaut werde.

Auch der Christdemokrat Benjamin Quenzel zeigt sich irritiert. Es sei verwunderlich, dass Diederichs als Gastmitglied der CDU-Landtagsfraktion deren Wappen verwende. „Ich möchte als stellvertretender Kreisvorsitzender klarstellen, dass Herr Diederichs nicht für die CDU spricht“, so Quenzel. „Als ein Offizierschüler mit SED-Vergangenheit und jemand, der im Jahr 2016 über einen Schießbefehl auf Flüchtlinge nachgedacht hat, ist Diederichs in einer christlichen Partei wohl ohnehin nicht richtig aufgehoben.“

Jens Diederichs versteht Ärger um Annonce nicht

Diederichs selbst kann den Ärger über seine Anzeige nicht verstehen. „Ich bin nun einmal in der CDU-Fraktion und darf das Logo verwenden“, sagt er. Außerdem müsse die Anzeige auch im Sinne der CDU sein, wollte er neben der Bekanntgabe des Büro-Umzugs doch auch Stellung beziehen gegen den Auftritt des AfD-Politikers Björn Höcke, der am Donnerstag in Helbra zu Gast war. In der vorher veröffentlichten Anzeige schreibt Diederichs unter anderem, dass es „Gäste“ gebe, die es einem schwer machten, sie zu mögen, da sie „unsere Gastfreundschaft ausnutzen wollen“. Noch weniger aber „mögen wir Menschen, die uns mit verquasten Worten nationale Gesinnung gut reden wollen“ - damit, so Diederichs, wollte er indirekt seine Meinung zum Höcke-Besuch ausdrücken.

Dass dies zu mehr Verständnis aufseiten der Kreis-CDU führt, scheint indes mehr als fraglich. In der Aufnahme Diederichs in die Landtagsfraktion sehe der Kreisverband jedenfalls in keiner Weise einen Automatismus, der zum Eintritt in die Partei führe, so Kavalier. Im Gegenteil: „Eine Aufnahme in die Partei wird es nicht geben“. Dafür seien die Verletzungen im Wahlkampf einfach zu groß gewesen. Wie Diederichs, der bereits Mitglied in SED, SPD und AfD war, sagt, stehe ein Eintritt in die CDU im Moment für ihn nicht zur Debatte. Er wolle einfach seine Parlamentsarbeit gut machen. Was in einigen Jahren sei, wisse er heute noch nicht. (mz)