1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. 15.000 bei "Rockharz" in Ballenstedt: 15.000 bei "Rockharz" in Ballenstedt: Ein Familienfest in Schwarz

15.000 bei "Rockharz" in Ballenstedt 15.000 bei "Rockharz" in Ballenstedt: Ein Familienfest in Schwarz

Von Fabian Wölfling 08.07.2017, 09:45
Alissa White-Gluz, Sängerin der schwedischen Metal-Band „Arch Enemy“, lässt die Haare kreisen.
Alissa White-Gluz, Sängerin der schwedischen Metal-Band „Arch Enemy“, lässt die Haare kreisen. Marko Heiroth

Ballenstedt - Es riecht nach Brennspiritus und Grillfleisch. Aus allen Richtungen dröhnen Metal-Klänge über den voll besetzten Campingplatz. Die Sonne knallt auf das Gelände, nur selten spendet eine vorbeiziehende Wolke Schatten. Auf die Kleiderwahl hat das aber keinen Einfluss: Wer zum „Rockharz“ auf den Flugplatz Ballenstedt kommt, der trägt Schwarz. Bevorzugt Band-Shirts, die Teufel, Dämonen oder ähnliche finstere Gestalten zeigen.

Karina macht da keine Ausnahme. Auch sie trägt Schwarz. Aber anders, als es der erste Blick vermuten lässt, ist die Lüneburgerin völlig entspannt und freundlich. So wie eigentliche alle Besucher des größten Metal-Festivals im Harz. Mehr als 15 000 sind es in diesem Jahr, das ist mal wieder ein neuer Rekord.

Mag die Bekleidung zunächst einschüchternd wirken, die Metal-Fans, die sich in Ballenstedt versammeln, sind friedlich, haben Spaß an der Musik und am gemeinsamen Feiern. Sicherheitsdienst und Sanitäter haben keine größeren Vorkommnisse zu vermelden. „Wir sind jetzt zum sechsten Mal hier und das ganz bewusst“, sagt Karina, die vorbeikommenden Besuchern freimütig ein Bier anbietet. „Es ist hier sehr familiär, nicht so groß und kommerziell wie Wacken.“

Ein Argument, das häufig fällt, wenn man sich auf dem Camping-Platz umhört. Am Nachmittag ist der gut gefüllt, die meisten Festival-Besucher ruhen sich aus, grillen oder trinken Bier. Zum gesonderten Bühnenbereich ziehen sie erst am frühen Abend. Im Vergleich zum Wacken-Festival in Schleswig-Holstein, das mit rund 85 000 Menschen zu den größten Festivals weltweit zählt, sei das „Rockharz“ angenehm klein, sagen viele Metal-Fans, die nach Ballenstedt gekommen sind.

Auch Manne aus Sachsen. Er trägt neben einem „Motörhead“-Shirt, eine Band aus Großbritannien, die sich nach dem Tod ihres Frontmanns Lemmy Kilmister 2015 aufgelöst hat, einen langen Bart. „Du hast hier kurze Wege, nicht wie beim Wacken“, sagt er. „Zudem sind die Preise moderat.“ Ein Komplettticket für die vier Tage „Rockharz“, das Festival geht vom 5. bis 8. Juli, kostete 97,90 Euro. Für „Wacken“ bezahlt man mehr als das Doppelte.

Manne ist zum fünften Mal beim „Rockharz“ und außer der zu geringen Zahl an Dixie-Toiletten hat er nichts auszusetzen. „Die Musik ist gut und man kann sich alle Bands angucken“, sagt er etwa. Durch eine große Bühne, die in der Mitte geteilt ist, gibt es beim „Rockharz“ ab den Mittagsstunden praktisch durchgehend Musik. Während auf der einen Seite gespielt wird, wird auf der anderen umgebaut. Ein paar Schritte genügen, um bei jedem Auftritt dabei zu sein. „Das ist clever gelöst“, findet Manne.

Das Band-Aufgebot des „Rockharz“ kann dabei durchaus mit dem Marktführer „Wacken“ mithalten. Die Headliner, also die bekanntesten Zugpferde des Festivals, heißen in diesem Jahr „In Extremo“, „Heaven Shall Burn“ und „Blind Guardian“. Allesamt Schwergewichte der Metal-Szene. Aber auch die weniger bekannten der insgesamt mehr als 50 Bands des Festivals haben ihre Fans.

Karina schwört beispielsweise auf „Civil War“, eine schwedische Metal-Band. Lars, der aus Hamburg zum „Rockharz“ gekommen ist, zählt „Haggard“, eine deutsche Band, die Mittelalterklänge mit Metal verbindet, zu seinen Favoriten. Er will auch zur Autogrammstunde seiner Helden. „Das funktioniert hier gut, man muss nicht so lange anstehen“, sagt Lars, der lange Haare mit einem Totenkopf besetzten Cowboy-Hut kombiniert.

Er will im nächsten Jahr wiederkommen, wie Karina und Manne auch. Die ersten Bands stehen schon fest, darunter mit „Knorkator“ oder „Hammerfall“ Dauerbrenner des Festivals. Bereits am Montag, direkt nach dem Ende von „Rockharz“ 2017, startet der Vorverkauf für das nächste Jahr. Dann feiern die Metal-Fans neben ihren musikalischen Helden auch noch ein Jubiläum: 2018 wird das Festival 25 Jahre alt.

(mz)

Surfen ohne Wasser: Das „Crowdsurfing“ ist eine beliebte Beschäftigung.
Surfen ohne Wasser: Das „Crowdsurfing“ ist eine beliebte Beschäftigung.
Marko Heiroth
Küssen verboten? Nicht hier.
Küssen verboten? Nicht hier.
Marko Heiroth
Bizarr: Lacuna Coil aus Italien.
Bizarr: Lacuna Coil aus Italien.
Marko Heiroth
Camping in entspannter Atmosphäre
Camping in entspannter Atmosphäre
Marko Heiroth