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"Das Leben ist nicht nur schwarz-weiß" "Das Leben ist nicht nur schwarz-weiß": Reaktionen auf Schloss-Entscheidung in Mansfeld

Von Anja Förtsch 08.04.2017, 06:00
Schloss Mansfeld
Schloss Mansfeld Archiv/Lukaschek

Mansfeld - Die Nachricht über die Absage von Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare auf Schloss Mansfeld hat im Internet und unter den MZ-Lesern hohe Wellen geschlagen. Allein auf Facebook erreichte der Artikel innerhalb von knapp zwei Stunden mehr als 20.000 Menschen, über 70 Nutzer kommentierten den Fall.

Betreiber des Mansfelder Schlosses lehnt gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften ab

Was war passiert? Am Freitag war bekanntgeworden, dass der Förderverein Schloss Mansfeld, der die Einrichtung als christliche Familienbildungsstätte betreibt, der Stadt die Räumlichkeiten für Trauungen nicht länger zur Verfügung stellt.

Ausgangspunkt war ein Streit mit einem homosexuellen Paar, das sich vom Mansfelder Standesamt auf dem Schloss trauen lassen und vom Förderverein Räume für die anschließende Feier mieten wollte. Da die Betreiber der Einrichtung gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften ablehnen, kündigten sie die Kooperation mit der Stadt.

Neben Schloss Mansfeld gibt es in der Region um Hettstedt und im Landkreis Mansfeld Südharz noch weitere Orte außerhalb der klassischen Standesämter, an denen Paare sich das Ja-Wort geben können.

So etwa im Europarosarium in Sangerhausen. Dort sind auch gleichgeschlechtliche Paare willkommen, sagt Angelika Winkelmann von der Rosenstadt Sangerhausen GmbH, die für Eheschließungen und Verpartnerungen im Rosarium zuständig ist. „Wir sind eine weltoffene Stadt. Warum sollten wir homosexuelle Menschen anders behandeln?“, so Winkelmann. „Vor 40, 50 Jahren waren gleichgeschlechtliche Partnerschaften vielleicht noch ein Skandal. Aber gerade in der heutigen Zeit sollte das doch kein Problem mehr sein.“

Gleiches gilt für die Schlosskirche Seeburg. Die Familie Langels aus Nordrhein-Westfalen kaufte im Jahr 2014 den Witwenturm und die Schlosskirche. Letztere stellt die Familie der Gemeinde Seegebiet Mansfelder Land für Trauungen zur Verfügung.

Dabei haben die neuen Eigentümer wie auch das Rosarium in Sangerhausen kein Problem mit gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften. „Wenn das Standesamt sein Okay für solche Trauungen gibt, dann werden wir uns dem nicht in den Weg stellen“, sagt Ingrid Langels. (afo)

Der Verein bot der Kommune anschließend an, einen neuen Vertrag zu schließen, wonach das Standesamt allerdings nur noch Ehen zwischen Männern und Frauen auf dem Schloss schließen dürfe, nicht aber Lebenspartnerschaften Homosexueller. Die Stadt lehnte diesen Vorschlag ab und berief sich auf eine Verwaltungsvorschrift. Dieser zufolge müssen von Standesämtern in Sachsen-Anhalt stets sowohl hetero- als auch homosexuelle Paare getraut werden. „Eine Beschränkung nur auf Eheschließungen ist nach den gesetzlichen Vorgaben nicht zulässig“, sagte Bürgermeister Gustav Voigt.

Auf der Facebook-Seite der MZ-Lokalausgabe für Eisleben und Hettstedt stellten sich die Leser bis zum Freitagnachmittag durchweg hinter die Stadtverwaltung. „Ein vom Land mit Millionen Euro geförderter Verein macht der Verwaltung den Vorschlag, das Recht zu brechen“, schrieb etwa Christa Meinicke. „Was soll denn das? Kennen die Vertreter des Vereins die in Deutschland geltenden Gesetze nicht oder kennen sie nur ihre Rechte, in Fördertöpfe zu greifen?“ Für Janette Rode ist der Vorfall ein Grund, das Schloss Mansfeld in Zukunft nicht mehr zu besuchen. „Schade um die Mittelalterfeste“ schrieb die Nutzerin. Auch mit ihren Kinder sei sie gern auf dem Gelände gewesen. „Aber solch eine Intoleranz unterstütze ich nicht. Das sind keine Werte, die ich meinen Kindern vermitteln möchte.“

Schlossherr hat laut Facebook-Nutzer Hausrecht in Mansfeld

Eine Nutzerin hob auf der Facebook-Seite der Mitteldeutschen Zeitung hervor, dass der Schlossherr Hausrecht habe. „Von daher kann man geteilter Meinung sein, ihn aber nicht verurteilen.“ Allerdings überlässt der Schlossherr wie beschrieben dem Standesamt die Räumlichkeiten, das wiederum an die Vorschrift gebunden ist, sowohl hetero- als auch homosexuelle Paare zu trauen.

„Normal ist Mann, Frau, Kind“, kommentierte ein weiterer User den Beitrag. Eberhard Freund merkte hingegen an, er „kenne Kinder, die von einem gleichgeschlechtlichen Paar besser erzogen würden als von ’Vater und Mutter’.“ Das Leben sei eben nicht nur schwarz und weiß. (mz)