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Studium in Halle Studium in Halle (Saale): Sohn des SPD-Bundesvize Ralf Stegner erhält Morddrohungen

Von Dirk Skrzypczak 07.03.2017, 07:00
SPD-Vize Ralf Stegner
SPD-Vize Ralf Stegner dpa

Halle (Saale)/Berlin - Der Sohn des SPD-Bundesvize Ralf Stegner erhält Morddrohungen über das Internet. Fabian Stegner ist Student an der Universität in Halle und engagiert sich seit einiger Zeit  im Kampf gegen Rechts.

Sein Fall beschäftigt sogar die Bundes-SPD. Generalsekretärin Katarina Barley nannte die Drohungen am Montag auf einer eigens anberaumten Pressekonferenz in Berlin „abstoßend und widerlich“. Man werde Angriffe wie diese in keiner Weise tolerieren. Der hallesche SPD-Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby zeigte sich ebenfalls erschüttert. Nach Angaben der SPD will Stegner Anzeige erstatten.
Die genauen Motive für die Drohungen sind unklar. Fakt aber ist: Beide Stegners beziehen klar Stellung gegen Rechts.

Der 57-Jährige, Landesvorsitzender der Sozialdemokraten in Schleswig-Holstein,  hatte sich mehrfach via Twitter für einen entschiedenen Widerstand gegen Rechtspopulisten wie die AfD aufgesprochen. Für die Rechten, die darin einen Aufruf zur Gewalt lesen,  ein Anlass, auch Sohn Fabian in den Fokus zu nehmen. „Die kommen bald vor ein Standgericht“, lautet einer der  Kommentare im Netz.

Fabian Stegner wird Zielscheibe von Neonazis im Internet

Fabian Stegner ist Lehramtsstudent an der Martin-Luther-Universität. Er tritt in linken Bewegungen in Erscheinung, ist regelmäßig auf Demonstrationen dabei. Mitte Februar protestierte er mit dem Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus Mitteldeutschland“ im kleinen Saalekreis-Dorf Schnellroda gegen das Institut für Staatspolitik des rechtspopulistischen Verlegers Götz Kubitschek. Danach wurde auch der junge Mann  zur Zielscheibe von Neonazis im Internet.

Öffentliche Kommentare lehnen die Stegners ab, wie die SPD auf MZ-Nachfrage erklärte.  „Aber wir solidarisieren uns natürlich mit der Familie. Und das haben wir heute auch deutlich gemacht“, sagte ein Parteisprecher.

 In Halle wurden Polizei und Staatsanwaltschaft von der Zuspitzung des Falls, öffentlich geworden  auf der Pressekonferenz,  überrascht. „Uns liegt keine Anzeige vor, aber die könnte bereits auch in  einer anderen Dienststelle gestellt worden sein“, sagte Polizeisprecher Ralf Karlstedt.  Man kenne die Vorwürfe nicht, werde aber umgehend Ermittlungen aufnehmen und Fabian Stegner so schnell wie möglich befragen.

„Wir werden uns auch weiterhin für Toleranz einsetzen“

Die Universität äußerte sich in einer knappen Erklärung. „Wir sind zutiefst entsetzt darüber. Persönliche Drohungen sind kein Mittel der politischen Auseinandersetzung.“ Martin Lohmann vom Studentenrat kündigte an, dass man sich im Engagement für Demokratie nicht einschüchtern lassen.

„Wir werden uns auch weiterhin für Toleranz einsetzen.“ Andere Weggefährten zeigten sich ebenfalls betroffen. „Ich bin geschockt. Ganz offensichtlich haben gewisse Kreise ein Problem damit, dass Fabians Vater politische Akzente setzt“, meinte Wanja Seifert vom linken Bündnis, das in Schnellroda die Proteste organisiert.

So richtig kenne er Stegner zwar nicht, „aber das ist kein gewalttätiger Typ“. Ein junger Mann, der nur durch seinen Vater zur Zielscheibe der Rechten wird? „Das spielt vielleicht eine Rolle. Im Kampf gegen Rechts verfolgt er aber resolut seinen eigenen Weg“, äußerten sich Kommilitonen, die mit Stegner zusammen studiert haben.

In der Vergangenheit sind in Sachsen-Anhalt mehrfach Landtagsabgeordnete bedroht worden. Dabei handelte es sich in der Regel aber um Angriffe auf die Büros der Parlamentarier. (mz)