Anzeige wurde gestellt: Martin Schulz in Halle: Kanzlerkandidat der SPD von rechtem Störer beschimpft

Halle (Saale) - Eine Sicherheitspanne hat den Besuch des SPD-Spitzenkandidaten für das Amt des Bundeskanzlers, Martin Schulz, in Halle überschattet. Die Visite im Universitätsklinikum, die dem Gedankenaustausch mit Ärzten, Pflegekräften und Patienten gewidmet war, wurde durch den bekannten halleschen Rechten Sven Liebich massiv gestört.

Unerkannt hatte er sich im Gefolge von Schulz in den geschlossenen Forschungsbereich eingeschlichen. An der Seite von Sicherheitsbeamten gelangte er über einen langen Flur zu Laborräumen, wo sich Schulz über Aufgaben der medizinischen Tumorerkennung und- behandlung informieren wollte.

Vor laufenden Kameras von Fernsehstationen, die wie die Mitteldeutsche Zeitung den Schulz-Besuch begleiteten, stieß der Mann lautstark Schmährufe aus, die offenkundig gegen Schulz und die deutsche Sozialdemokratie gerichtet sein sollten. Ihm gelang es aber nicht, in unmittelbare Nähe von Schulz zu gelangen.

Der Störer wurde durch zwei Beamte ergriffen, überwältigt und aus dem Forschungsbereich gebracht. Die herbeigerufene Polizei nahm ihn in vorläufigen Gewahrsam.

Laut der Polizeidirektion Süd wurde gegen Liebich Anzeige wegen des Verdachtes der Beleidigung erstattet. Der polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. 

Das Klinikum erteilte ihm nach seinem Auftritt Hausverbot. Schulz äußerte sich selbst nicht zu dem Vorfall.

Erklärtes Ziel von Schulz ist es, die Wählerpotenziale im Osten zu mobilisieren. Bei den Landtagswahlen 2016 war die SPD in Sachsen-Anhalt nur noch knapp über zehn Prozent gekommen.

Die SPD profitiert weiter von Sympathieträger Martin Schulz. Der SPD-Kanzlerkandidat aus Nordrhein-Westfalen beschert der Partei derzeit einen echten Aufschwung. In Halle konnte in dieser Woche der 500. Mitgliedsantrag angenommen werden. „Das ist ganz klar der Schulz-Effekt, das bekommen wir in Gesprächen auch so gesagt“, sagt Vorsitzender der SPD in Halle Christian Weinert.

Seit der Kandidatur von Schulz seien mehr als 30 Anträge beim Stadtverband eingegangen. „Man spürt, dass er Menschen mobilisiert.“ Der Stadtverband hat damit die höchste Mitgliedszahl seit ihrem Neuanfang 1989. „1989 hat die SPD bei Null angefangen, dass es jetzt 500 sind, ist schon toll“, sagt Weinert. Im Vergleich zu westdeutschen Verbänden sei die Zahl zwar immer noch eher gering, „aber für den Osten ist das gut.“ Vor zehn Jahren hätte die SPD etwa 400 Mitglieder gehabt. Der Zuwachs seither „treibt einem nicht gleich Freudentränen in die Augen, aber die Richtung stimmt“, so der Vorsitzende.  Austritte seien in erster Linie Todesfällen oder Wegzügen etwa von Studenten geschuldet. (mz)