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Pokalüberraschungen des FCM 1.FC Magdeburg: Maik Franz erinnert an Sieg im DFB-Pokal gegen Bayern München

Von Daniel George 19.08.2016, 16:01
Blick auf eine lange Tradition: Maik Franz mit Ex-FCM-Präsident Eckhard Meyer in dessen Hotel zum Lindenweiler.
Blick auf eine lange Tradition: Maik Franz mit Ex-FCM-Präsident Eckhard Meyer in dessen Hotel zum Lindenweiler. Schroedter

Magdeburg - Direkt vor dem Hotel „Zum Lindenweiler“, wo jetzt ein schmucker Dienstwagen steht, parkte damals schon sein erstes Auto. Vor 17 Jahren war das. Ein gebrauchter VW Polo, vorne rechts mit defektem Licht. „Das war mir im ersten Moment aber sowas von egal“, erzählt Maik Franz, damals gerade 18 Jahre alt. „Ich war Herrn Meyer einfach nur dankbar, er hat mir das organisiert - ein super Typ!“ Und Eckhard Meyer meint: „Der Maik war schon damals ein bescheidener Bengel - und er ist es bis heute geblieben.“

Eckhard Meyer: "Wir sind Magdeburg"

Nun stehen beide also im Gastraum des 1982 eröffneten Kult-Hotels vor einer beeindruckenden Wand der Erinnerungen. Hunderte Bilder erzählen von großen Sternstunden des 1. FC Magdeburg. Eckhard Meyer, von 1994 bis 2000 Präsident des Klubs, lacht da zum Beispiel neben dem Kaiser Franz Beckenbauer. Doch andere Fotografien bedeuten dem Chef des Hotels „Zum Lindenweiler“ viel mehr, die seiner sieben Enkelkinder, alle im blau-weißen Dress. „Wir sind Magdeburg“, meint Eckhard Meyer. „Das ist unser Verein. Das geht doch gar nicht anders.“

Wie Maik Franz, inzwischen 35 Jahre alt, und Eckhard Meyer, bald 70 Jahre alt, wieder zusammengefunden haben, ist eine besondere Geschichte. Meyer war Präsident, als Franz 1999 beim FCM den Sprung von der A-Jugend in die Männermannschaft packte. 400 D-Mark verdiente der gebürtige Merseburger damals im Monat, in seinem zweiten Jahr dann 800.

Der spätere Bundesliga-Profi meint: „Das war sehr viel Geld für mich.“ Der beinharte Innenverteidiger zahlte es mit Leistungen zurück. 2001 wagte er den Schritt zum VfL Wolfsburg, grätschte später für den Karlsruher SC, Eintracht Frankfurt und Hertha BSC Berlin.

Maik Franz, der pflegeleichte Gast

Seit Beginn dieses Jahres arbeitet der 35-Jährige als Assistent der Geschäftsführung beim Drittligisten, soll zum Sportlichen Leiter aufgebaut werden. Franz hängt sich rein, pendelt zwischen seinem Wohnort Berlin und der Elbestadt.

Doch wenn es zu spät wird, nächtig der Familienvater dort, wo alles begann: im Hotel von Eckhard, genannt „Ecki“, Meyer. Der Gastgeber lacht: „Solche Gäste wie Maik könnte ich noch einhundert haben. Der isst morgens nur ein Brötchen und ist auch sonst pflegeleicht.“

Und stets freundlich wie gesprächsbereit. Wobei es in den vergangenen Tagen nur ein Thema an den urigen Tischen des Hotels gab: Am Sonntag empfängt Magdeburg die erstklassige Eintracht aus Frankfurt. Besonders Franz freut sich auf das Wiedersehen mit seinem Ex-Klub: „Dort hatte ich eine geile Zeit“, sagt er. „Die Eintracht ist genau so ein Traditionsverein wie der FCM. Wenn da die Hymne gespielt wird und 50.000 mitsingen, bekommst du Gänsehaut.“ Das ist etwas Besonderes. „So ein Gefühl kannst du mit keinem Geld der Welt kaufen, diese unfassbare Liebe der Leute zu ihrem Verein.“

Mit Uli Hoeneß auf der Parkbank

Eckhard Meyer nickt. Und dann greift er an die Wand. Ganz gezielt zu einer bestimmten Collage. Sie erzählt vom 1. November 2000, vom größten DFB-Pokaltriumph des Klubs: einem 5:3-Erfolg gegen den FC Bayern München nach Elfmeterschießen. In Runde eins hatte der damalige Oberligist bereits den 1. FC Köln aus dem Wettbewerb gekegelt (5:2). Als dann das Los Bayern München kam, „saß ich gerade in der heutigen Getec-Arena, Sven Ottke hat geboxt“, erinnert sich Meyer. Und: „Wir haben vor Freude über die Auslosung geweint.“

Maik Franz hätte Tränen der Trauer vergießen können. Er fehlte verletzt. Gegen Grimma hatte er sich zwei Wochen zuvor das Schlüsselbein gebrochen. „Das war bitter, aber ich habe auf der Bank die Daumen gedrückt.“ Das half. Jens Jeremies und Giovane Elber verschossen ihre Elfmeter und der FCM zog in die nächste Runde ein.

Was dann folgte, lässt selbst den erfahrenen Franz staunen, als Eckhard Meyer erzählt: „Wir saßen mit Uli Hoeneß auf einer Parkbank im Herrenkrug. Es ging um die Pokaleinnahmen.“ Fernsehgelder und so weiter, die werden normalerweise geteilt. Aber der Präsident des FC Bayern, so Meyer, meinte: „Gebt mir 30.000 Mark, dann sind unsere Kosten gedeckt.“ Den Rest, stolze 220.000 D-Mark durfte der FCM behalten. Und das, „obwohl die Bayern verloren hatten“, sagt Eckhard Meyer, der damals zwar seit wenigen Monaten nicht mehr Präsident, aber noch immer im Klub präsent war. Und Maik Franz meint: „Eine riesen Geste!“

Franz: "Das war ein starker Pokal-Lauf von uns!"

In Runde drei bezwang Magdeburg dann den Karlsruher SC mit 5:3 nach Verlängerung. Im Viertelfinale, als Franz wieder mitspielte, war Endstation. Weil Jörg Böhme für den FC Schalke 04 einen Elfmeter verwandelte. Trotzdem meint Maik Franz: „Das war ein starker Pokal-Lauf von uns!“

Ob der sich in dieser Saison wiederholt? Ein Erfolg am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt wäre der Anfang. Maik Franz wird wieder neben der Bank auf seinem Stuhl sitzen, Eckhard Meyer auf der Tribüne. Sollte die Sensation gelingen, würde gefeiert werden. Und dann wäre auch klar, wo die Nacht enden würde: im Hotel „Zum Lindenweiler“, wo alles begann.