1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. RB Leipzig
  6. >
  7. Ralph Hasenhüttl bei RB : RB Leipzig: Ralph Hasenhüttl und Ralf Rangnick haben große Pläne mit dem RB Leipzig

Ralph Hasenhüttl bei RB  RB Leipzig: Ralph Hasenhüttl und Ralf Rangnick haben große Pläne mit dem RB Leipzig

Von Clemens Boisserée und Martin Henkel 12.07.2016, 07:00
Der erste Schritt ins neue Abenteuer: Ralph Hasenhüttl betritt den Raum.
Der erste Schritt ins neue Abenteuer: Ralph Hasenhüttl betritt den Raum. dpa-Zentralbild

Leipzig - Es ist 12.58 Uhr, als Ralph Hasenhüttl zum ersten Mal den Pressekonferenz-Raum am RB-Trainingszentrum im Leipziger Cottaweg betritt. Die Vorstellung übernimmt ein altbekanntes Gesicht: Ralf Rangnick. Er kehrt nach einem Jahr als Trainer-Interimslösung in seinem Job als Sportdirektor zurück und soll mit dem neuen Mann an der Seitenlinie eng zusammenarbeiten.

Die wichtigsten Informationen aus dem rund 50-minütigen Gespräch zwischen Ralph, Ralf und den anwesenden Medienvertretern.

Ralph Hasenhüttl über den Wechsel vom FC Ingolstadt zu RB Leipzig:

"Das war ein Prozess, der so nicht absehbar war. Ich hatte eine tolle Aufgabe in Ingolstadt. Ralf hat den Moment erwischt, wo man sich ein bisschen neu orientieren möchte. Ich habe den Moment gesehen, dass dieser Verein mit seiner Möglichkeiten für jeden Trainer interessant sind. Logischerweise ist es für mich eine sehr große Ehre, bei diesem Verein sein zu dürfen. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Mann wie Ralf Rangnick einem so lange hinterherläuft, um einen hierher zu holen. Allein das hat mir gezeigt, welche Wertschätzung ich hier erfahren werde. Ralf hat mich auch schon früher geprägt, seine Art zu spielen. Es war mir schon klar, dass ich durch die Art, wie ich Fußball spielen lasse, für ihn eine interessante Alternative bin. Ich bin überglücklich, dass es geklappt hat."

Ralf Rangnick über die Verpflichtung Hasenhüttls:

"Es ist kein Geheimnis mehr, dass wir uns schon letztes Jahr um ihn bemüht haben und ich auch damals schon ein gutes Gefühl hatte, dass das mit uns klappen würde. Dann war die Aufstiegsfeier beim FC Ingolstadt, mein Telefon klingelte und Ralph sagte: 'Ich kann das Ganze jetzt hier nicht zurücklassen. Ich muss hier Bundesliga-Trainer bleiben.' Das hat mir dann zwei schlaflose Nächte gebracht. Aber es spricht für den Charakter von Ralph."

Ralph Hasenhüttl über eine Meisterprämie in seinem Vertrag:

"Ich weiß es nicht, es ist schon so lange her, dass wir diesen Vertrag gemacht haben. Aber das ist auch nicht so wichtig. Man hat im Vorfeld schon von Verantwortlichen gehört, dass wir für Nachhaltigkeit stehen, eine gewisse Bescheidenheit. Die Bundesliga hat eine enorme Strahlkraft, es ist aber auch nicht so einfach, sich zu behaupten. Wir wollen diese junge Mannschaft weiterentwickeln, ihr Zeit geben. Aber ich kann jetzt schon versprechen, dass wir sehr mutig agieren werden. Sehr aktiv, mit hoher Leidenschaft, hoher Laufbereitschaft, mit viel Pressing. Wir wollen schnell lernen."

Ralf Rangnick über mögliche weitere Zugänge und weitere Abgänge:

"Wir haben gesagt, dass wir mit den vier Neuen problemlos in die Bundesliga starten können. Ralph kann sich jetzt ein Bild machen und in zwei, drei Wochen kann das Bild gefestigter sein. Sollten wir dann merken, dass wir noch was machen wollen, dann ist das sicherlich möglich. Sieht man beispielsweise Lukas Klostermann auf der rechten Verteidigerposition, dann haben wir mit Willi Orban nur einen rechtsfüßigen Innenverteidiger. Da könnte man drüber nachdenken, noch jemanden zu holen. Aber er muss uns schnell helfen und unser System spielen können. Das gleiche gilt für die Offensive.

Bei Omer Damari müssen wir abwarten. Beide Seiten haben klar gemacht, dass eine Veränderung das Beste wäre. Momentan leidet er an einer Grippe und liegt mit Fieber im Bett. Sobald er wieder auf den Beinen ist, wird er am Training der U23 teilnehmen und wir werden sehen, ob es zum Ende der Transferperiode möglich sein wird, eine wirtschaftlich vernünftige Lösung zu finden. Terrence Boyd wird am Montag wieder ins Training einsteigen und wir freuen uns, dass er wieder dabei ist. Die eigentlich langfristige Leihe von Zsolt Kalmar an den FSV Frankfurt ist durch deren Abstieg sinnlos geworden. Er wird mit der Mannschaft trainieren und wir werden sehen, was passiert." 

Ralph Hasenhüttl und Ralf Rangnick über die Nationalspieler und mögliche Olympia-Nominierungen:

Ohne die EM-Fahrer Stefan Ilsanker, Marcel Sabitzer, Emil Forsberg und Peter Gulasci hat Bundesliga-Aufsteiger RasenballSport Leipzig am Montagnachmittag die Vorbereitung auf seine Debüt-Saison im Fußball-Oberhaus aufgenommen. Das Quartett erhielt vom neuen Trainer Ralph Hasenhüttl noch Urlaub bis zum 20. Juli. Dagegen konnte der 48-Jährige im Kreis der 22 Spieler mit Marius Müller (1. FC Kaiserslautern), Benno Schmitz, Naby Keita (beide RB Salzburg) und Timo Werner (VfB Stuttgart) die bisher verpflichteten vier Neulinge zur ersten Übungseinheit begrüßen. Auch der Langzeitverletzte Terence Boyd nahm nach zwei Kreuzbandrissen erstmals wieder am Mannschaftstraining teil.

Hasenhüttl: "Ich hatte während der EM Kontakt zu den Vieren (Emil Forsberg, Peter Gulacsi, Marcel Sabitzer und Stefan Ilsanker, Anm. d. Red.), diesen aber nach dem Turnier-Aus und dem Urlaubsbeginn beendet. Ich halte es für wichtig, dass sich die Spieler erstmal komplett erholen, abschalten und nicht mehr an Fußball denken. Das ist die Grundlage dafür, um dann ab dem 20. Juli wieder voller Lust und Motivation in die Vorbereitungen für eine schwere Saison einzusteigen."

Rangnick: "Realistisch betrachtet, kommen aus unserem Kader Lukas Klostermann für Deutschland und Yussuf Poulsen in Frage. Timo Werner ist als Wechselspieler nicht für eine Nominierung vorgesehen. Wir gehen davon aus, dass noch diese Woche die endgültigen Nominierungen bekannt gegeben werden und schauen dann, wie sich die anderen Vereine verhalten. Wenn alle ihre Spieler freigeben, werden wir das auch tun. Das haben wir auch von Anfang an so mit den Jungs kommuniziert."

Ralph Hasenhüttl über eine realistische Platzierung in der ersten Bundesliga-Saison:

"Es ist nicht so wichtig. Viel, viel wichtiger ist, dass wir gut in die Saison starten. Dass wir uns kennen lernen. Dass wir die Art, wie ich Fußball spiele, verinnerlicht wird. Ich weiß jetzt nur, dass es wichtig sein wird, nie mit dem Anstieg was zu tun haben. Wenn uns das gelingt, dann ist das für die Jungs gut, sich zu entwickeln. Was mir von Anfang an hier sehr sympathisch war, ist, dass man hier nichts Verrücktes macht. Ich bin ein bodenständiger Typ und eher doch bescheiden. Das gefällt mir hier. Ohne natürlich unsere Ziele mit dem Verein zu bescheiden zu formulieren.  Wichtig sein wird, dass wir erfolgreich sind. Daran werden wir gemessen. Wir werden nicht so spielen, dass wir hinten die Schotten aufmachen und sagen "Hurra, und jetzt die Gams nach vorne". Wir wollen erst einmal in der Bundesliga Fuß fassen."

Ralph Hasenhüttl und Ralf Rangnick über die Aufgabenverteilung und die Frage, ob Rangnick bei den Spielen auf der Bank sitzen wird:

Hasenhüttl: "Ich habe mich da bereits entschieden und würde es begrüßen, wenn Ralf auf der Bank sitzen würde. Aber eine endgültige Entscheidung von beiden Seiten gibt es noch nicht. Wir werden das in den nächsten Wochen noch intensiv besprechen."

Rangnick: "Ich bin jetzt wieder in meiner Rolle, die ich vor der vergangenen Saison schon ausgeübt habe. Ich werde so oft wie möglich da sein und mir auch Trainingseinheiten anschauen. Es war von Anfang Teil des Verständnisses, dass wir uns gegenseitig ergänzen und wir meine Erfahrungen als Trainer aus dem letzten Jahr mit nutzen können."

Ralph Hasenhüttl über seine Spielidee bei RB Leipzig:

"Es ist ja erschreckend, wie gleich die Art von Fußball ist, die ich in Ingolstadt habe spielen lassen und die hier in Leipzig gespielt wird. Der vielleicht einzige Unterschied war: Wir haben in Ingolstadt das Pressing noch radikaler ausgelegt. Wir wurden mal als Pressingmonster von Donau betitelt. Das war vielleicht etwas übertrieben, wir konnten in Ingolstadt auch was mit dem Ball anfangen. Aber es stand im Mittelpunkt unseres Handelns. Von daher ist unsere Herangehensweise ähnlich. Vom Ansatz her brauchen sich die Jungs auf nichts groß Neues einstellen. "

Ralph Hasenhüttl über die Stadt Leipzig:

"Ich habe Leipzig als sehr lebenswert, sehr grün kennen- und schätzen gelernt. Ich werde zwei Lebensmittelpunkte haben, hier und in München. Meine Familie war auch schon da, wir haben uns eine Wohnung angeschaut, Ich kenne Leipzig übrigens schon. Ich habe hier vor 13 Jahren meine B-Lizenz als Trainer gemacht. Und ich habe auch damals schon alle verstanden."

Ralph Hasenhüttl über öffentliche Trainingseinheiten:

"Das ist eine leidige Geschichte in der Bundesliga. Als Trainer würde man den Menschen schon gern die Möglichkeit geben, bei jedem Training hautnah dabei zu sein. Mittlerweile aber sind die Spielvorbereitungen so detailliert, dass man nicht ausschließen kann, ausspioniert zu werden. Deshalb wird sich da bei uns wohl leider zum Vorjahr nicht viel ändern und wir werden das Training drei Tage vor dem Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit abhalten."  (mz)