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Eigentumswohnungen Nun soll auch die Brüderstraße 12 in Halle saniert werden

Von Michael Falgowski 30.03.2016, 05:59
Das Haus Brüderstraße 7 soll bis Ende nächsten Jahres saniert werden.
Das Haus Brüderstraße 7 soll bis Ende nächsten Jahres saniert werden. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Auf der SaaleBau-Messe vor einigen Tagen wurde am Stand der Maklerfirma Koch-Immobilien ein wichtiges Wohnbauprojekt beworben: Bis Ende nächsten Jahres sollen in dem maroden, denkmalgeschützten Haus Brüderstraße 12 Eigentumswohnungen entstehen. Nach jetzigem Stand insgesamt sieben, zwischen 94 und 200 Quadratmeter groß.

Hintergrund dieser Werbung: Das Haus hat seit wenigen Wochen einen neuen Besitzer, der aber noch nicht genannt werden möchte. Gegenwärtig liefen aber noch Verhandlungen mit der Stadt, eine Baugenehmigung liege noch nicht vor, hieß es.

Dramatischer Sanierungsfall

Eine Sanierungsabsicht des neuen Besitzers aber besteht, bestätigt die Stadt entsprechende Verhandlungen. Vorgesehen ist demnach, die denkmalgeschützte barocke Fassade samt Toreinfahrt zu sanieren. Auch das aus dem späten 16. Jahrhundert stammende Kellergewölbe zu erhalten, wird eine Forderung des Denkmalschutzes sein.

Ansonsten bleibt allerdings von dem 1736 umgebauten Gebäude in der geschichtsträchtigen Brüderstraße nicht mehr viel übrig. Von der barock geprägten vierflügeligen Anlage mit einer Galerie aus dem 19. Jahrhundert ist ohnehin nicht mehr übrig. Auch Stuckdecken oder originale Türen sind nach begonnenen Sanierungsversuchen lange verloren. Hinter der Fassade wird aber komplett neu gebaut.

Das Kulturdenkmal Brüderstraße 12 ist ein besonders dramatischer Sanierungsfall. Hunderttausende Euro Fördergeld wurden bereits verbaut. Das Haus war auch Teil eines Skandals um die Jahrtausendwende, bei dem mittels fingierter Rechnungen Immobilienunternehmer in Halle Fördergeld in anderen Häusern verbauten. Nach einer Zwangsversteigerung später ist nichts geschehen. Ende 2013 hatte die Hallesche Hypotheken GmbH dann die stadtgeschichtlich bedeutende Ruine gekauft, blieb aber tatenlos.

Fünf Häuser auf der roten Liste

Eine Sanierung des Hauses - oder der Fassade - wäre ein starkes Signal für die Belebung der Brüderstraße. Sie ist die einzige Straße direkt am Markt, die bisher kaum von Halles erfolgreicher Altstadtsanierung profitiert hat. Bis zur Sanierung der Nummer 5. durch die Saalesparkasse seit Ende vergangenen Jahres standen gleich fünf Häuser auf der Roten Liste der besonders wertvollen wie gefährdeten Baudenkmale. In keiner anderen Straße stehen so viele bedrohte Baudenkmale.

Dazu gehören die Jugendstilhäuser 9/10, die - wenn auch baulich gesichert - schon seit Jahren leerstehen. Das größte Ärgernis in Halles vergessener Straße ist nach wie vor die Nummer 7, das ehemalige Lokal „Marktwirtschaft“. Es ist eines der ältesten Fachwerkhäuser Halles, erbaut gegen Ende des 16. Jahrhunderts. Dort hatte Ende 2014 die Kommune als sogenannte Ersatzvornahme das Spitzdach ausbessern lassen, um weiteren Schaden im Haus zu verhindern. Der Eigentümer hat beantragt, das Haus abzureißen zu dürfen. In zwei Gerichtsverfahren war das Landesverwaltungsamt, das den Abriss des Denkmals verweigerte, jeweils unterlegen.

Überraschend hat das Oberverwaltungsgericht Magdeburg vor einem Jahr den Abriss des rund 450 Jahre alten Hauses Brüderstraße verweigert. Die Rettung für das Fachwerkhaus bedeutet diese Entscheidung aber keineswegs: Der Verfall der Bausubstanz geht weiter. (mz)