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Reformationsjubiläum Reformationsjubiläum: Herner verhilft Rom zu Luther-Platz

Von Wolfram Bahn 27.01.2016, 18:59
Gerhard Ucka mit einem Rom-Kalender, den er zum Neujahrsempfang mitbrachte, vorm Lutherdenkmal in Eisleben.
Gerhard Ucka mit einem Rom-Kalender, den er zum Neujahrsempfang mitbrachte, vorm Lutherdenkmal in Eisleben. Lukaschek (1)/Privat (1)/Blösch (2) Lizenz

Eisleben - Dieser Mann ist ein Phänomen: 115 Mal hat Gerhard Ucka aus der Eisleber Partnerstadt Herne in Westfalen schon Rom besucht. Die italienische Metropole ist schon so etwas wie seine zweite Heimat. Nach dem Mauerfall kam er mit einer CDU-Abordnung in die Lutherstadt, um Hilfe zu leisten. Und die Kontakte, die bis heute anhalten, haben sich auch für Eisleben ausgezahlt. Der 71-jährige Pensionär hat mit dafür gesorgt, dass in Rom, wo der Papst sitzt, mit Martin Luther der größte Sohn der Stadt Eisleben zu besonderen Ehren gekommen ist. Und das, obwohl Ucka ein Katholik ist und als Religionslehrer nicht gerade mit dessen Lehre sympathisiert hat.

Es war eine Art Erweckungserlebnis, das den Herner Katholiken auf den Weg zum berühmten Reformator aus Eisleben gebracht hat. Im September 1990 wohnte Gerhard Ucka beim damaligen Eisleber Bürgermeister Peter Pfützner. Eines Nachts wurde er wach. Er schaute aus dem Fenster und sah plötzlich den Kirchturm der Petrikirche, in der Luther im November 1483 getauft wurde, ganz nah vor sich.

Nähe zu Luther oft gespürt

„Das hat mich irgendwie berührt und nachdenklich gestimmt“, erinnert sich Gerhard Ucka noch genau an jenen Augenblick. Ihm wurde dabei auch bewusst, dass er erst durch die deutsche Wiedervereinigung diesen Moment erleben durfte. Diese persönliche Nähe zu Luther hat er bei seinem ersten Besuch in Eisleben noch öfter gespürt. So auch, als er eines Abends im Museumshof unter dem Lutherdenkmal saß. Die Bronzestatue war zu jener Zeit abgebaut, dort aufgestellt und von Wolfgang Conrad restauriert worden. „Von da an hat mich Luther durch mein weiteres Leben begleitet“, so Ucka.

Und als er vor fünf Jahren bei einem seiner Besuche in der Stadt am Tiber mitbekam, dass sich die dortige evangelische Gemeinde darum bemühte, Rom zum Reformationsjubiläum zu einer Lutherstraße zu verhelfen, schlug seine Stunde. Er setzte sich mit Oberbürgermeisterin Jutta Fischer (SPD) in Verbindung. Sie schrieb sofort einen Brief an ihren Amtskollegen in Rom, den Ucka dann überbrachte. Das Begehren aus Eisleben fiel dort im Stadtrat auf fruchtbaren Boden.

Mitten im Park

Am 16. September vorigen Jahres wurde der feierliche Akt vollzogen: In Rom wurde unter großer öffentlicher Anteilnahme ein Platz nach Martin Luther benannt. Die „Piazza Martin Lutero“ liegt in der Nähe des weltberühmten Kolosseums und eines Klosters, in dem der Augustinermönch, der später die Reformation einleitete, bei einer Pilgerreise im Jahre 1510 übernachtet haben soll. Auch eine Abordnung aus Eisleben, wo Luther geboren wurde und auch starb, war zur Einweihung in die italienische Hauptstadt gereist.

Auf der Piazza ist ein Spielplatz, auf dem sich viele Familien tummeln. Der Platz liegt mitten in einem Park. Der ist derzeit verschlossen, so dass Besucher den Lutherplatz nicht erreichen können, wie Ucka bei seiner jüngsten Stippvisite im Dezember festgestellt hat. Die Parkanlage wird den Winter über hergerichtet und soll im Frühjahr wieder offenstehen. Dann will er dem Lutherplatz einen erneuten Besuch abstatten. (mz)