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Lieken Brot- und Backwaren GmbH Lieken Brot- und Backwaren GmbH: Großbäcker zieht nach Wittenberg

Von Steffen Höhne 05.11.2015, 20:00
Blick in die Produktion in der Lieken-Fabrik in Weißenfels
Blick in die Produktion in der Lieken-Fabrik in Weißenfels MZ/Archiv Lizenz

Halle (Saale)/Wittenberg - Die Großbäckerei Lieken wechselt in Sachsen-Anhalt den Standort: Für 200 Millionen Euro wird in Wittenberg ein neues Produktionswerk errichtet, teilte das Unternehmen aus Düsseldorf am Donnerstagabend mit. Insgesamt sollen 250 bis 300 Arbeitsplätze in Wittenberg entstehen. Produziert werden dort ab Ende 2017 Brote und Backwaren, darunter auch Tiefkühlwaren.

Dafür muss allerdings ein anderer Standort im Land weichen. „Wir planen die Produktion am Standort Weißenfels in die neue Produktionsstätte zu überführen“, sagte eine Firmensprecherin auf MZ-Anfrage. Betroffen sind 250 Mitarbeiter. „Selbstverständlich möchten wir alle Mitarbeiter übernehmen und bieten ihnen Arbeitsplätze in Wittenberg an“, erklärte die Sprecherin weiter.

Der Bau des neuen Werks ist Teil einer großen Umstrukturierung: Lieken hatte bereits angekündigt, unternehmensweit 400?Millionen Euro in die Modernisierung von Standorten und einen Neubau zu investieren. So fließt unter anderem in das Werk in Brehna (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) ein zweistelliger Millionenbetrag. Die neue Produktionsstätte sollte ursprünglich im Rhein-Main-Gebiet entstehen. Dort konnte das Unternehmen nach eigenen Angaben aber „keinen passenden Standort finden“. Für Wittenberg spricht, dass die tschechische Lieken-Muttergesellschaft Agrofert in der Lutherstadt bereits das große Düngemittelwerk SKW betreibt. Die Bäckerei soll auf dem dortigen Firmengelände errichtet werden. Einige Weißenfelser Mitarbeiter werden trotzt der 110?Kilometer langen Anfahrt wohl wechseln.

Agrofert hatte Lieken Mitte 2013 übernommen. Eigner ist der Milliardär und tschechische Finanzminister Andrej Babis. Dieser veranlasste, die Großbäckerei kräftig umzustrukturieren. Bekannt war bereits, dass von den bestehenden deutschen Standorten in den nächsten Jahren vier geschlossen werden. Die Gewerkschaft NGG bezifferte die Zahl der wegfallenden Stellen auf rund 700. Nun kommt Weißenfels hinzu.

Lieken-Produktionsvorstand Markus Biermann begründete dies zuletzt mit den „veränderten Marktbedingungen und neuen Backwarenkonzepten“. Im Handel geht derzeit der Trend zu ofenfrischen Backwaren. Immer mehr Supermärkte bieten eigene Backstationen an, in denen sogenannte Teiglinge aufgebacken werden. Diese Tiefkühlwaren gewinnen an Bedeutung. Lieken bedient das Segment zwar, die tragende Säule sind aber immer noch abgepackte Brote und Toast. Diese wurden gleich in mehreren, eher älteren Werken hergestellt. Die neue Firmenstrategie sieht eine deutliche Straffung der Strukturen vor. Das Wittenberger Werk dürfte deutlich größer und produktiver werden als die bisherigen. So will der Großbäcker mit insgesamt 4?100 Mitarbeitern seine Stellung behaupten.

Im deutschen Bäckereimarkt gibt es einem gnadenlosen Verdrängungswettbewerb. Die Liste der großen Pleiten ist lang. Im August meldete auch die Bäckereikette „Der Stadtbäcker“ aus Teutschenthal bei Halle mit 170 Mitarbeitern Insolvenz an.. (mz)

Brötchen
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DPA/Archiv Lizenz