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Eigentümer der «Stadt Bernburg»

Von Bianca Großmann 25.05.2007, 18:12

Hecklingen/MZ. - Gleich nach der Wende hat er das Gebäude in der Hermann-Danz-Straße gekauft - damals hieß es noch Kulturzentrum - und verwirklichte sich damit endlich seinen Lebenstraum.

Schon mit sechs Jahren wollte er selbständig sein. Während eines Urlaubs im Thüringer Wald machte er mit seinen Eltern im Gasthaus "Kehre" Rast, und die emsige Wirtsfamilie hat den kleinen Jungen stark beeindruckt. Seither wollte er Koch werden, was dann mit einer Ausbildung im Ratskeller Magdeburg klappte. Später folgte ein Gastronomie-Studium in Leipzig. "Ordentlich geknufft" habe er immer, von früh bis spät, betont der 57-Jährige wieder und wieder mit schnellen Worten. Morgens 5 Uhr aufzustehen und abends als letzter schlafen gehen - das habe ihm bereits sein Vater, der Zahnarzt, vorgelebt. Auch seine Frau sei ihm zuerst dank ihres Fleißes aufgefallen. Die Bewegungen des Wirtes sind hastig, gelegentlich wischt er sich den Schweiß von der Stirn.

Doch seine Bemühungen, noch vor der Wende selbständig zu werden, scheiterten. Da begann er damit, auf eine andere Weise seine Einkünfte aufzubessern. Zusammen mit seiner Ehefrau Christine kaufte er sämtlichen Spargel aus der Region auf. "Tonnenweise! Und dann haben wir uns zu zweit zu Hause hingesetzt und geschält. . . und weiterverkauft", erzählt er.

Als die Stadt Hecklingen dem zweifachen Vater das Gebäude in der Hermann-Danz-Straße zum Verkauf anbot, nahm er das Risiko auf sich und aus dem Kulturzentrum wurde umgehend wieder die "Stadt Bernburg". Für die Tradition und aus Überzeugung. Denn so hieß die Kneipe, so lange Asmussen denken kann. Er holt eine Postkarte mit einer gelblichen Fotografie aus dem Jahre 1916 vor. "Gasthof zur Stadt Bernburg" steht in großen Buchstaben über den Fenstern des Gesellschaftshauses. Erst zu DDR-Zeiten musste es umbenannt werden, aus politischen Gründen. Heute prangt sogar das Bernburger Stadtwappen unter dem Vordach.

Mehr noch: Asmussen beauftragte einen Dessauer Künstler damit, ihm anhand einer Fotografie in braunen Farben die Silhouette der Stadt Bernburg zu malen. Das Bild hängt nun im Eingangsbereich zum Hotel.

Die 20 Betten in der ersten Etage bietet der Wirt seit 1993 an. Vorher hat er es mit einem Spielcasino in dem ehemaligen Tanzcafé versucht - doch damit ließ sich kein Geld verdienen. Der alte Saal im Hinterhaus, wo er selber als Kind noch ins Kino ging, ist auch heute noch für Veranstaltungen da, jedoch für private, zum Mieten. Das Parkett ist noch das alte und auch der Geruch erinnert an die lebhafte Geschichte der "Stadt Bernburg", an der das Herz des Wirtes hängt.

"Ich freue mich so, dass Bernburg jetzt Kreisstadt geworden ist. Ich mag die Stadt so", grinst Asmussen. Eine gute Werbung für ihn ist es außerdem.

Weitere Informationen unter Tel. 03925-284234.