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Sammler Sammler: Aus dem Verborgenen in das Schwabehaus

Von Ilka Hillger 29.08.2003, 18:49

Dessau/MZ. - Der Dessauer Harald Wetzel hat vermutlich die größte private Sammlung von Gropius-Drückern, 85 Sammlungsstücke sind es. 600 Exponate umfasst die Sammlung insgesamt mit mehr als 350 Türdrückern, zahlreichen Fensteroliven, Türschildern und Rosetten sowie einigen Briefkastenschildern, Kastenschlössern, Katalogen und Werbeanzeigen. Den Schwerpunkt setzt Wetzel auf Exponate der Berliner Bronzewarenfabrik S. A. Loevy, von deren Produktion er 150 Exponate aufbewahrt.

Die 1 408 ist eine magische Zahl in der Sammlung. Diese Nummer trägt eine Loevy-Klinke, die erste ihrer Art in der Wetzel-Sammlung. Es war wohl einer dieser typischen Samstage, an denen immer mal wieder die Frage auftaucht "Was machen wir heute?". Die Wetzels fragen sich das auch hie und da. Die Antwort haben sie allerdings immer schon parat. Es geht auf den Flohmarkt. Und auf einem solchen entdeckte Konstanze Förster-Wetzel schließlich auch den ersten Loevy-Drücker der Sammlung ihres Mannes.

Es gab Zeiten, da ließen Harald Wetzel und Ehefrau kein Wochenende aus, um in Leipzig oder Berlin die Marktstände abzuklappern. Heute kommen die meisten neuen Stücke der Sammlung durch Internetauktionen ins Haus. Der erste Loevy-Drücker vom Flohmarkt markiert indes einen ganz besonderen Punkt in der Sammlung.

"Loevy war eine berühmte Berliner Firma", weiß Wetzel. Das jüdische Unternehmen, das hauptsächlich Jugendstil-Türklinken herstellte, arbeitete damals mit den namhaftesten Architekten zusammen. Seit 1932 / 33 war die Firma jedoch nicht mehr existent. Die Wetzel-Sammlung war im Laufe der Jahre um einige Loevy-Stücke reicher geworden und den Dessauer Sammler interessierten längst nicht mehr nur die Produkte der Firma sondern auch deren Geschichte.

Die Geschichte der Familie Loevy beschäftigte hingegen den Journalisten Armin Steuer, der einen Film für den WDR über die Bronzegießerei Loevy drehte. Aus ersten Kontakten zwischen Steuer und Wetzel entstand schließlich ein gemeinsames Projekt, das nach vierjähriger Vorbereitungszeit von März bis Mitte Juli dieses Jahres im Jüdischen Museum in Berlin zu sehen war. Gemeinsam konzipierten die beiden Männer die Ausstellung "Dem Deutschen Volke", eine Schau über die Geschichte der Berliner Bronzegießerei Loevy, die eben diese Inschrift für den Reichstag goss.

Die Exponate, die Harald Wetzel als Leihgabe nach Berlin gab, sind inzwischen nach Dessau zurückgekehrt. Wie in der Ausstellung sind sie noch auf große Platten montiert und werden es wohl noch einige Zeit bleiben, denn Wetzel hat bereits das nächste Projekt im Blick. Am 7. September will er im Schwabehaus einen "Tag der offenen Sammlung" veranstalten und macht mit seinen Türklinken gleich den Anfang.

Die Idee dafür kam Harald Wetzel vor einem Jahr auf den Deichen, als er einen Dessauer Radiosammler kennen lernte. "Viele sammeln doch im Verborgenen", mutmaßt der Klinkenspezialist, der auch weiß, wie stolz ein jeder über seine Sammlung ist und wie gerne man sich darüber austauschen möchte. Doch allein: "Meine Frau kann ich nicht mehr damit begeistern. Die kennt das alles schon."

Also will Wetzel nun auch anderen Leuten sein Hobby präsentieren. Schon im kommenden Jahr könnte er sich eine viel größere Runde von Sammlern vorstellen, denn "ich würde mich gerne künftig für solch einen Sammlertag engagieren und ihn organisieren". Überraschungen für die Besucher sind programmiert, denn die Sammlungen, die vorgestellt werden, sollen natürlich über Münzen, Briefmarken oder Ü-Eier hinaus gehen.

Harald Wetzel hat auf jeden Fall genug Türdrücker, um auch bei einem zweiten Sammlertag Neues zeigen zu können. Bis dahin kommen die guten Stücke wieder in ihre Kisten, denn im Haus der Wetzels sieht man Klinken im Alltag tatsächlich nur an den Türen.

Tag der offenen Sammlung am 7. September von 10 bis 17 Uhr im Schwabehaus, Johannisstraße 18. Wer mit seiner Sammlung beim nächsten Mal mit dabei sein will kann sich an Harald Wetzel, Telefon 0340 / 61 01 61 wenden, Mail: [email protected]