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Wohnungsgenossenschaft Holzweißig Wohnungsgenossenschaft Holzweißig: Jährlich fließen 300.000 Euro ins gemeinsame Wohnen

Von Sylvia Czajka 28.06.2017, 05:00
Heute: der erste Wohnblock der Wohnungsgenossenschaft - 1927 erbaut - im Wandel der Zeiten
Heute: der erste Wohnblock der Wohnungsgenossenschaft - 1927 erbaut - im Wandel der Zeiten André Kehrer

Holzweißig - „Ich lebe dort, wo ich geboren bin.“ In Waltraut Müllers Wohnung „schwebt der Geist meiner Ahnen“, betont sie. Die 78-Jährige lacht. Sie ist in der Clara-Zetkin-Straße in Holzweißig zu Hause. Lange schon, sehr lange schon.

„Hier ist meine Heimat“, sagt Waltraut Müller und sie wird es bleiben. Schon die Großeltern zogen auf 70 Quadratmetern ihre sechs Kinder groß. Jetzt lebt Waltraut Müller hier allein. Nicht ganz, denn irgendwie ist es, als wohne die „Familie“ rundherum: die „Familie“ der Wohnungsgenossenschaft Holzweißig eG.

300.000 Euro fließen jährlich in das Wohngebiet

Hier kennt fast jeder jeden. 216 Wohnungen nennt sie ihr Eigen. Die befinden sich in der Heinrich-, der Clara-Zetkin-, der Helenen- sowie der Cäcilienstraße in Holzweißig. Übersichtlich, beschaulich, modern, gemütlich, ruhig - findet Genossenschaftsvorstand Mario Fessel Worte für sein Zuhause. Das ist mit 90 Jahren immer noch auf dem neuesten Stand und fit fürs 21. Jahrhundert.

300.000 Euro fließen jährlich in das Wohngebiet - in Wohnungen, Häuserfassaden und Umfeld. „Unsere Genossenschaft steht auf soliden Füßen“, erzählt Mario Fessel nicht ohne Stolz. Zehn Prozent Leerstand sind nicht der Rede wert, meint Fessel. Damit könne man leben.

90 Jahre, wer so alt wird, der hat auch eine Menge zu erzählen. Vor allem darüber, wie alles begann. Das Industriegebiet in Bitterfeld sei gewachsen. Wohnraum in der Nähe für die Arbeiter wurde rar.

Grund genug, Wohnungen zu schaffen. 1927 gründete sich die Baugenossenschaft Holzweißig und kurze Zeit später begannen die Arbeiten für die Errichtung des ersten Wohnblocks in der Clara-Zetkin-Straße. Zum Richtschmaus, so ist es in der Chronik aufgeschrieben, bekam jeder sechs Biermarken, ein Paar Würstchen mit Brötchen, die Männer je zwei Zigarren und die Frauen Kaffee.

In jedem Haus gab es damals nur ein Gemeinschaftsbad

Man glaubt es heute kaum, damals verfügten die Wohnungen über keine Bäder. In jedem Haus habe sich ein Gemeinschaftsbad und -waschhaus befunden. Am Samstag war meistens Badetag. Dazu wurde an einer Tafel jeweils Uhrzeit und Name für die Badbenutzung eingetragen, das erzählt man sich hier in Holzweißig noch heute.

Mario Fessel zog 1999 wieder ins Wohngebiet. Seine Kindheit hatte er bereits hier verbracht. Fessel mag sein Zuhause. Alle Mieter kennt er persönlich. Oft wird er zum Mann für alle Fälle. Er und Beate Beutner bilden den zweiköpfigen Vorstand. Oft muss man improvisieren können. Bisher erfolgreich. 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche sei man erreichbar. „Ich glaube, jeder Mieter hat meine Telefonnummer.“ Familiär eben.

Auch 2017 wird bei der Wohnungsgenossenschaft wieder in die Hände gespuckt. Die Treppenhäuser in der Helenenstraße warten auf fachmännische Hände. Des weiteren sollen neue Sprechanlagen in Türen eingebaut werden. All das übernehmen seit Jahren hauptsächlich Firmen aus der Region, weist Mario Fessel hin und das werde auch so bleiben. (mz)

Damals: Aufbau des 1. Blocks in der Clara-Zetkin-Straße
Damals: Aufbau des 1. Blocks in der Clara-Zetkin-Straße
privat