1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Friedrich Nietzsche : Friedrich Nietzsche: Radikal fiktive Sicht auf den großen Philosophen in Naumburg

Friedrich Nietzsche  Friedrich Nietzsche: Radikal fiktive Sicht auf den großen Philosophen in Naumburg

Von Wieland Führ 27.09.2016, 12:05
Kunsthistoriker Christian Saehrendt aus der Schweiz im Gespräch mit einer Besucherin aus Leipzig. Die Ausstellung in Naumburg ist noch bis Ende des Monats zu sehen.
Kunsthistoriker Christian Saehrendt aus der Schweiz im Gespräch mit einer Besucherin aus Leipzig. Die Ausstellung in Naumburg ist noch bis Ende des Monats zu sehen. Wieland Führ

Naumburg - „Es ist ein großartiger Ausnahmefall, dass ein Künstler in der jüngeren Vergangenheit sich so intensiv mit Friedrich Nietzsche auseinandergesetzt hat“, sagte der Kunsthistoriker Christian Saehrendt aus Thun in der Schweiz. Er meint damit Thomas Ziegler (1947-2014), dessen Ausstellung „Die F.N.-Schlaufe. Ernstes und Heiteres aus dem Leben des fabelhaften Friedrich Nietzsche“ mit Installationen, Malerei und Grafik im Nietzsche-Doku-Zentrum aus Anlass des Nietzsche-Kongresses in Naumburg eröffnet wurde.

Achterbahnfahrt visueller Reize

Zum ersten Mal wird Thomas Zieglers umfangreiches Nietzsche-Werk in einer Ausstellung präsentiert. Seine künstlerischen Arbeiten, in unterschiedlichen Techniken nach 1990 entstanden, waren ursprünglich als Filmskript geplant. Gestaltet wurden die Bildwerke als Abfolge fiktiver Situationen und biografischer Begebenheiten in einer radikal individuellen Aneignung. Sie sind verwoben mit Tieren, Figuren aus Märchen und Mythologie, aus Politik und Religion sowie aus Film und Comic.

Eine Achterbahnfahrt visueller Reize, in der der Künstler auch alle Register des Grotesken und Burlesken zieht. In den Bildern finden sich neben verschiedenen Persönlichkeiten aus dem Umfeld von Nietzsche vor allem auch Orte, die mit den Lebensstationen Nietzsches verbunden sind, manchmal aber auch nicht. Realistischer Ort ist „Naumburg. Frühling. Auf dem Marktplatz steht eine weiße Wippe, die in einem antiken Säulenstumpf justiert ist ... F.N. wippt hoch in den Himmel. Naumburg ist nur noch ganz klein. Es regnet Kirschblüten.“ So lautet ein Textausschnitt zum Bild „Die Wippe“ im Bilderbuch von Thomas Ziegler, der als prachtvoller Begleitband zur Ausstellung in Naumburg herausgegeben wurde.

Thomas Ziegler, 1947 geboren im sächsischen Limbach, war nach einem Studium in Jena an die Hochschule für Grafik und Buchkunst nach Leipzig gewechselt, wo er entscheidend künstlerisch geprägt wurde. Seine Lehrer an der Leipziger Hochschule waren vor allem Werner Tübke und Rolf Kuhrt. Ab 1974 wechselte er als Meisterschüler zu Walter Womacka an die Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Sein 1979 gemaltes und viel beachtetes „Selbstbildnis im Leipziger Atelier“ wurde 1982 auf der XII. Biennale in Paris gezeigt und befindet sich heute im Museum für Junge Kunst in Frankfurt/Oder.

In Museen überall auf der Welt

Zieglers bekanntestes Werk, das vierteilige Gemälde „Sowjetische Soldaten“, hing 1987/88 auf der X.Kunstausstellung der DDR in Dresden und sorgte damals für Aufsehen. Genau in die Zeit der politischen Wende fiel seine Beteiligung an der ersten und einzigen Ausstellung zeitgenössischer DDR-Kunst in den USA. „Twelve Artists from the GDR“, welche 1989/90 an verschiedenen Orten der Vereinigten Staaten präsentiert wurde. Heute befinden sich die Arbeiten des Künstlers in unterschiedlichen Sammlungen und Museen in aller Welt. Viel zu früh verstarb er am letzten Tag des Jahres 2014.

Sicherlich hätte Thomas Ziegler an der gelungenen Ausstellung im Nietzsche-Dokumentationszentrum in Naumburg seine Freude gehabt, wo Ralf Eichberg, der Leiter des Dokumentationszentrums, auch die Witwe des Künstlers unter zahlreichen internationalen Gästen zur Ausstellungseröffnung begrüßen konnte. Gezeigt werden Thomas Zieglers Werke in Naumburg noch bis Ende September des kommenden Jahres. (mz)