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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Eine Schöps schwärmt vom Schwarm

Von SYLVIA CZAJKA 18.05.2011, 15:54
Die Gelbhaubenkakadus haben jetzt mehr Platz. Sie sind in einem neuen Fluggehege untergebracht. (FOTO: ANDRÉ KEHRER)
Die Gelbhaubenkakadus haben jetzt mehr Platz. Sie sind in einem neuen Fluggehege untergebracht. (FOTO: ANDRÉ KEHRER) CARDO

MÜHLBECK/MZ. - Sie hätte nie geglaubt, dass ein Papagei so große Not erfährt wie so manch' Hund oder Katze in Deutschland. Und doch ist es so, sagt Dana Schöps. Federlose Brust, aufgebissener Bauch, die Mühlbeckerin hat es vor Augen. "Zecke" beispielsweise, der Graupapagei, hat sich letzteres zugefügt. "Selbstzerstörung", nennt es Frau Schöps. Jetzt ist "Zecke" Teil eines Schwarms. Langsam verheilen seine Wunden. Der Schwarm zählt 18 Tiere - bestehend aus Timmeh- und Kongo-Graupapageien. Das sei eine Seltenheit in Deutschland.

Der Lebensraum der Vögel ist normalerweise Afrika. Hier leben sie außerhalb der Brutzeit in Schwärmen. Dana Schöps kann das Zuhause nicht ersetzen, dessen ist sie sich bewusst. Aber sie versucht es. So naturnah wie möglich sollen die Tiere in Mühlbeck alt werden, darin sieht der Papageienschutzverein Schöps, der sich im Mai 2010 gründete, eine seiner Aufgaben. 22 Mitglieder zählt die Vereinigung der Tierschützer bundesweit. Und deren Arbeit spricht sich herum, wird anerkannt. Die Lotto-Toto-Gesellschaft von Sachsen-Anhalt förderte den Verein jetzt mit 2 700 Euro. "Mit dem Geld haben wir ein zehn mal drei Meter großes Fluggehege gebaut", berichtet Dana Schöps. Es ist das neue Reich der Kakadus. Fünf Tiere leben hier als Gruppe zusammen. Das sei selten und gelinge nicht oft, informiert sie. "Ich würde noch viel größere Volieren für die Vögel bauen, wenn ich es finanziell und platzmäßig könnte."

Die Vögel, die bei den Schöps' leben, haben Afrika nie gesehen. Sie sind meistens Handaufzuchten - wiederholen, was ihnen ihre federlosen Vorbesitzer beigebracht haben, geben Geräusche wieder, die irgendwann einmal an ihr Ohr gedrungen sind. Sie sind auf Menschen fixiert, werden meist in viel zu engen Käfigen gehalten. Das ein Leben lang. Und das kann lange dauern. Bis zu 80 Jahre werden Papageien alt. Und wenn man sich vorstellt, dass ein Vogel diese Zeit in einem kleinen Käfig zubringt, darüber sollte jeder Vogelliebhaber nachdenken, rät Dana Schöps.

"Kimba kam auch nach Mühlbeck." Der Graupapagei wird auf 43 Jahre geschätzt. Einen kleinen Käfig wird er nicht mehr sehen. Dafür will Dana Schöps sorgen. "Du spinnst wohl", kommt es aus dem Schnabel. Vielleicht gehört das ja ein wenig dazu, wenn man sich für die artgerechte Haltung der farbenfrohen Exoten engagiert. Dana Schöps lächelt und träumt. Irgendwann einmal nach Afrika reisen, um die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum auf diesem Kontinent zu beobachten, das wäre ihr Wunsch. Ob der eines Tages in Erfüllung geht - Dana Schöps hofft. Bis dahin will sie nicht untätig warten, will sich weiter in der Tierschutzarbeit engagieren. Weil es ihr am Herzen liegt. Woher die Leidenschaft für die Tiere kommt? Mit Harald, dem Nymphensittich ihres Vaters, fing alles an. Erinnerungen an ihre Kindheit. 30 Jahre hat er gelebt, wurde zum Familienmitglied, erzählt die 35-Jährige.

Die beflügelte Familie der Schöps' ist mit den Jahren größer geworden. 30 Tiere vom Russköpfchen bis zum Gelbhaubenkakadu zählt sie mittlerweile. Und sie wird größer, da ist sie sich sicher. Denn in den Wohnzimmern sitzen noch viele Vögel mit federloser Brust und aufgebissenem Bauch. Man muss nur wissen wo.