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Rudern Rudern: Schlussstrich im 33. Jahr

Von ANDREAS RICHTER 05.09.2011, 16:45

ZSCHORNEWITZ/MZ. - "Ganz ehrlich? Heulen hätte ich schon können, als es nun wirklich soweit war", erzählt Falk Brämer. Das leichte Zittern in seiner Stimme lässt erkennen, dass dieser von ihm selbstbestimmte Rückzug wohl noch eine ganze Zeit lang seine Gefühlswelt in Wallung bringen wird. Aber wie gesagt, Brämer wollte es selbst so. "Nein, ich muss nicht erst gewaltsam entfernt werden. Ich finde, dass ich als 68-Jähriger Platz machen muss für Jüngere." Dass er dabei schon so etwas wie eine Art Lebenswerk hinterlässt, weiß er, hört es nicht ungern, aber betont: "Sicher, der Zschornewitzer Ruderclub und der Name Brämer bilden eine gewisse Einheit. Doch die Brämers allein reichen nicht aus, um etwas zu bewegen." Der Club lebte und lebt vom Engagement vieler. Falk Brämer fügt dies immer wieder mit an.

Beim Bummel über das Gelände leuchten seine Augen. Stolz schwingt in der Stimme mit, wenn er sich daran erinnert, dass "hier 1975, als wir unser Domizil an diesem Tagebaurestloch aufgeschlagen haben, nichts da war". Heute hat der Club eine 1 000 Meter-Regattastrecke, sattes Grün gedeiht, Clubhaus, Bootsschuppen und eine moderne Steganlage gehören dazu. Am Wasser scheint es dann fast so, als wenn vor Brämers geistigem Auge noch einmal all jene in den Booten sitzen, die er trainiert hat. "Fragen Sie mich jetzt um Gottes Willen nicht, wie viele es insgesamt waren. Was ich weiß ist, dass 100 junge Talente hier ihr Rüstzeug bekommen haben, die an Sportschulen delegiert wurden." Darunter Patrick Scholz, Alexander Schmidt und Marco Spielau, spätere Juniorenweltmeister.

Das sind nur drei Beispiele einer erfolgreichen Trainerarbeit. Die aber nur funktionierte, weil es Falk Brämer offensichtlich verstand, die richtige Mischung zwischen Strenge und Milde zu finden. Die 44-jährige Andrea Senst, die ihm im Amt des hauptamtlichen Trainers nachfolgt und als 13-Jährige erstmals Kontakt zum heute 68-Jährigen hatte, nennt seine größten Stärken. "Das Menschliche steht bei ihm immer im Vordergrund, sein Gespür für Sorgen, aber auch Stärken des Einzelnen fasziniert mich."

Hat sie womöglich Angst vor den Fußstapfen, die ihr Vorgänger gesetzt hat? "Nein. Respekt vor seiner Arbeit ja, aber ich bin ich, das lässt sich nicht vergleichen." Falk Brämer verspricht, "dass ich stillhalten werde. Einmischen wäre vollkommen falsch. Wenn Andrea einen Tipp braucht, kann sie immer kommen, ansonsten hat sie jetzt das Sagen".

Hat Falk Brämer noch Wünsche? Gesund bleiben, sprudelt es sofort aus ihm heraus. Dann - welch ein Wunder - würde er gern eine richtig schicke Kreuzfahrt unternehmen. Und dann kommt er wieder auf seinen geliebten Ruderclub zurück. "Ich möchte es zu meinen Lebzeiten nie erleben, dass irgendwann ein dickes Schloss vor dem Eingangstor hängt. Ich hoffe, dass sich vor allem unsere Kommunalpolitiker bewusst sind, welches Schmuckstück hier exzitiert, welch tolle Arbeit vom Club geleistet wird. Heute und künftig."