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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Japanische Kirsche für das Kelbraer Gymnasium

Von STEFFI ROHLAND 14.09.2010, 16:46

KELBRA/MZ. - Die vergangenen Tage verliefen im Goethegymnasium in Kelbra schon etwas anders als sonst, und deshalb wird sich die jetzige Schüler- und Lehrergeneration auch später noch an das 100-jährige Bestehen der Schule in der Frankenhäuser Straße 7 erinnern.

Bevor die Schüler bei gutem Wetter am Mittwoch noch zum Schulfest an den Stausee eingeladen werden, gab es am Montagnachmittag eine Festsitzung anlässlich des 100-jährigen Jubiläums. Dank moderner Technik wurde das Schulbild an die Wand projiziert, das die erste Schüler- und Lehrergeneration am Einweihungstag zeigt. Damit gelang mühelos der Brückenschlag in die Vergangenheit.

Was die alten und jüngeren Gemäuer des Schulhauses während mehrerer Generationen erlebt haben, wurde bei den einzelnen Veranstaltungen, wie dem Tag der offenen Tür, dem "Abituriententreffen" und dem Lehrerstammtisch vor allem in persönlichen Gesprächen wieder in Erinnerung gerufen. Für Schulleiter Wilfried Graul war es überwältigend, wie seine Einladungen von Schülern und Lehrern und den Ehemaligen genutzt wurden, ihre Verbundenheit mit "ihrer" Schule zu zeigen.

Zu den ältesten Lehrern, die hier unterrichteten, gehören Heinz Hallensleben (86) und Günther Arndt (83). Letzterer lehrte hier von 1946 bis 1959 unter anderem Deutsch und Geschichte. "Was wir geworden sind, haben wir ihm zu verdanken", sagte Erika Tschochner, die später selbst mit Leib und Seele als Lehrerin in der Schule arbeitete. Sie baute ab 1973 die Partnerschaft mit der Schule in Radun (CSSR) auf. "Viele Klassen erlebten dort schöne Sommerferien, und für viele Kinder war es die erste Auslandserfahrung", erinnerte Bürgermeister Reinhard Teschke in seiner Festrede. "Diese Kontakte haben sich bis heute erhalten."

Im Jahr 2003 wurde daraus zwischen der Stadt Kelbra und der Gemeinde Radun sogar eine Städtepartnerschaft, in deren Rahmen bisher zwei offizielle Jugendaustausche stattgefunden haben. Zum Jubiläum überreichten die Bürgermeisterin von Radun, Pani Ludmilla Juranova, Schuldirektor Pan Leos Tesarek und Pani Orlikova eine japanische Kirsche. Der Baum wird gepflanzt, sobald der erste Bereich der Außenanlage des Schulgeländes fertig saniert ist. Sowohl für Bürgermeister Teschke als auch für Schulleiter Graul sind die jetzigen Investitionen "Ausdruck dafür, dass der Schulträger auch für die Zukunft mit dem Schulstandort Kelbra plant". Dass das Gymnasium ein Wirtschaftsfaktor für die Stadt ist, außerdem aber auch das kulturelle Leben enorm profitiert, zeigte die musikalische Umrahmung des Festes durch Goetheschüler, die in ihrer Freizeit die Kreismusikschule Mansfeld-Südharz besuchen.

Als Bundespreisträger des Wettbewerbs "Jugend musiziert" tragen Nathan Lange (Querflöte) und Sarah Pfeiffer (Tenorhorn) den Namen des Gymnasiums und der Region über die Landesgrenzen hinaus.

Dass Schule "nicht alles ist", zeigen gemeinsame Projekte zwischen Schulklassen des Goethegymnasiums und der CJD-Christophorus-Schule für geistig Behinderte in Sangerhausen. Auch auf diese Weise werden die jungen Menschen auf das spätere Leben vorbereitet.

Wie sehr sie die Schule zu schätzen wissen, zeigte zum Beispiel das Lehrerehepaar Benkenstein, das derzeit in Mexiko lebt und arbeitet und jetzt nach Kelbra kam. Gerald Benkenstein: "Wir hätten dagesessen und das Festprogramm durchgeblättert und gesagt, jetzt machen sie dies oder das. Da wollten wir schon selbst dabei sein." So erlebten sie zusammen mit ihrer Tochter Sophie Benkenstein, die hier ihre Referendarzeit absolviert, abwechslungsreiche Veranstaltungen, zu der Schüler und Lehrer beitrugen.

Sollte der Geist des alten Dichterfürsten Goethe in diesen Festtagen durch das Kelbraer Gymnasium gewandelt sein, würde er auch über die historische Schulstunde, die modernisierte Fassung des Dr. Faust oder sein Balladenduell mit Schiller geschmunzelt haben. Zeugt es doch von der Kreativität, die ihm zu Lebzeiten auch nicht gefehlt hat, und die man der heutigen Schüler- und Lehrergeneration nur bescheinigen kann.