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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Mehr Angst vor Lärm

Von andreas behling 20.03.2012, 16:55
Das Logo der envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM). (FOTO: DPA)
Das Logo der envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM). (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

gohrau/MZ. - Envia Therm, eine Tochter des Regionalversorgers Envia-M, will gemeinsam mit der Agrargenossenschaft Wörlitz am Standort Gohrau eine Biogas-Anlage errichten. Noch befindet sich das Projekt, welches Biogas-Leiterin Katrin Steube im Bauausschuss der Stadt Oranienbaum-Wörlitz vorstellte, aber in der Entwicklungsphase. Analog der schon in Vockerode arbeitenden Anlage soll der Neubau ebenfalls mit Gülle und Mist beschickt werden. Allerdings stammen die Abfallstoffe dann nicht von Rindern, sondern aus der Schweineproduktion.

Katrin Steube informierte, dass sämtliche Gülle über einen direkten Anschluss der Biogas-Anlage zugeführt werde. Beabsichtigt sei, diese zusätzlich mit Gras zu beschicken, das bei der Landwirtschaftspflege der Elbwiesen anfalle. Laut der Expertin gehen die Vorstellungen dahin, die Gras-Silage ein Mal täglich anzufahren. Man wolle freilich die Lagerkapazitäten so dimensionieren, dass an Sonn- und Feiertagen kein zusätzlicher Verkehr notwendig wird. Mit Hilfe des zum Vorhaben gehörenden Blockheizkraftwerks, in dem die Verbrennung des Biogases erfolgt, sollen mithin die Sozialgebäude, Ställe und Garagen des Gohrauer Betriebsteils mit Wärme versorgt werden. Da sich die nächste Wohnbebauung knapp 190 Meter entfernt befinde, seien für die Anwohner "keine Beeinträchtigungen zu erwarten", hieß es weiter. Zumal auch die Gülle in einem komplett geschlossenen System verbleibe.

Steube schlüpfte in dem Zusammenhang ein wenig in die Rolle eines Agitators für erneuerbare Energien. Der Anspruch, Stoffe energetisch zu nutzen, die ansonsten Abfall sind, werte nicht nur den Betrieb, sondern den Ort selbst auf, sagte sie. Dabei zog niemand in der Runde in Zweifel, dass die Biogas-Anlage ein Beitrag ist, die Umwelt zu schonen. Gohraus Ortsbürgermeister Walter Bölke (Freie Wähler) sah vielmehr in den Transporten ein Problem. "Der Betriebsteil ist zum Technikstützpunkt ausgebaut worden. Da wird vier Uhr früh losgedonnert, dass die Schwarte kracht", formulierte er. Folglich müsse man mal über das Transportaufkommen insgesamt sprechen. "Drückt man immer ein Auge zu, nimmt es Ausmaße an, die für Ängste sorgen."

Die Rücksichtnahme habe durchaus gelitten, fügte Bölke hinzu, der noch nachträglich bedauerte, dass seinerzeit die über das Programm zum ländlichen Wegebau beantragte gesonderte Zufahrt für die Agrargenossenschaft "aus welchen Gründen auch immer" auf Ablehnung stieß. Der vom Agrarbetrieb favorisierte Standort befand sich im Übrigen ursprünglich im Oranienbaumer Ortsteil Goltewitz. An der Stelle standen dem Bau allerdings die Vorgaben der Innenbereichssatzung entgegen.

Andere Biogas-Anlagen waren in der Vergangenheit im Kapener Dessora-Industriepark im Gespräch, ohne dass es zur Umsetzung der zum Teil recht weit gediehenen Pläne kam. So sagte die Vattenfall-Tochter New Energy eine entsprechende Großinvestition Ende September 2010 kurzfristig ab. Auch die wenig später begonnenen Verhandlungen mit der in Potsdam ansässigen Danpower GmbH trugen am Ende keine Früchte.