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Budget um 3,6 Millionen Euro überzogen Budget um 3,6 Millionen Euro überzogen: Jugendhilfe reißt großes Loch in Etat

Von Michael Bertram 01.10.2019, 07:08
Der Kreis rechnet mit 70 Inobhutnahmen in 2019.
Der Kreis rechnet mit 70 Inobhutnahmen in 2019. dpa

Merseburg - Schon kurz nach der erfolgreichen Wahl zum künftigen Landrat des Saalekreises steht Hartmut Handschak (parteilos) vor einer gewaltigen Herausforderung. Im Haushalt klafft ein millionenschweres Loch. Ein Großteil des Defizits geht auf das Jugendamt zurück, das sein 80-Millionen-Euro-Budget um 3,6 Millionen Euro überzogen hat. Schon im vergangenen Jahr reichte der Etat nicht.

„Die Ausgaben im Bereich der Jugendhilfe sind erneut deutlich gestiegen“, erklärt Antje Springer die Leiterin des Jugendamtes die enormen Mehrkosten. Die gehen nicht etwa nur auf den weiter gestiegenen Bedarf, schnell zu handeln und gefährdeten Kindern und Jugendlichen zu helfen, zurück, sondern auch auf die höheren Personalkosten bei sozialen Trägern.

„Meine Aufgabe ist es auch, sparsam zu sein“

„Meine Aufgabe ist es auch, sparsam zu sein, aber wir machen unsere Arbeit nicht aus Spaß an der Freude, sondern weil wir handeln müssen“, sagte Springer unlängst im Jugendhilfeausschuss. Laut ihr sei das Gefährdungspotenzial für viele Kinder und Jugendliche im Saalekreis weiter gestiegen. So gebe es eine hohe Zahl von Eltern, die einfach überfordert sind, psychiatrische Erkrankungen aufweisen oder drogenabhängig sind.

Auch sei der Bedarf bei Integrationshilfen, zu denen beispielsweise die Schul- oder Hortbegleitung zählt, gewachsen. Allein bei den Hilfen zur Erziehung - von ambulant bis teilstationär - wird für dieses Jahr mit Mehrausgaben in Höhe von rund zwei Millionen Euro gerechnet.

„Das Personal hat zuletzt mehrere Tarifsteigerungen erlebt“

Verschärft hat sich die finanzielle Situation auch durch die deutliche Erhöhung der Entgeltsätze der hilfeleistenden Einrichtungen. „Das Personal hat zuletzt mehrere Tarifsteigerungen erlebt, was am Ende mehr Geld kostet“, erklärt Springer. Außerdem sei das Pflegegeld nach gut zehn Jahren Stillstand zuletzt angepasst worden. „Wir merken aber auch, dass in Schulen oder unter den Eltern inzwischen massiv dafür geworben wird, nach Hilfen zu suchen“, so Springer.

Im ganz schlimmen Fällen drohen Inobhutnahmen von Kindern. Mit 70 kalkulierte man für dieses Jahr, schon Ende August lag der Kreis bei 65. Am Ende werden die Kosten allein hier wohl viermal so hoch sein wie angenommen. (mz)