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Herzzentrum in Coswig Herzzentrum in Coswig: Standort mit Strahlkraft

Von Marcel Duclaud 09.09.2018, 05:28
Beim Festakt anlässlich des Jubiläums des Herzzentrums Coswig meldete sich auch Ministerpräsident Reiner Haseloff zu Wort.
Beim Festakt anlässlich des Jubiläums des Herzzentrums Coswig meldete sich auch Ministerpräsident Reiner Haseloff zu Wort. Thomas Klitzsch

Coswig - An einem Herzinfarkt sterben in Sachsen-Anhalt noch immer deutlich mehr Menschen als im bundesrepublikanischen Durchschnitt. 82 Tote pro 100 000 Einwohner im Jahr 2017, sagt die Statistik, nur in Brandenburg sind es mehr: nämlich 83. Schleswig-Holstein kommt auf etwa die Hälfte: auf 42 Herzinfarkttote.

Woran das liegt? Harald Hausmann nennt als einen Hauptgrund den Mangel an niedergelassenen Kardiologen: „Oft werden Herzkrankheiten nicht erkannt oder wenn, dann sind sie sehr weit fortgeschritten.“ Natürlich gibt es noch andere Gründe, etwa das Alter der Bevölkerung und damit „hohe Risikolasten“, Diabetes zum Beispiel, Übergewicht, Bluthochdruck.

Hausmann hat mit den Konsequenzen täglich zu tun. Er ist ärztlicher Direktor des MediClin Herzzentrums Coswig, einer Klinik, die inzwischen seit 20 Jahren besteht. Sie ist längst eine feste Größe in der medizinischen Versorgung - und das nicht nur im Land Sachsen-Anhalt, wie Hausmann betont. Mehr als 4 500 Patienten werden pro Jahr in Coswig behandelt. Mit wachsender Tendenz, bemerkt Andreas E. Gebhardt, seit sieben Jahren kaufmännischer Direktor, zuvor war er Geschäftsführer im Wittenberger Paul-Gerhardt-Stift.

Mit einer Festveranstaltung ist am Freitag im Herzzentrum Coswig das 20-jährige Bestehen gefeiert worden. Zu den rund 80 Gästen zählten niedergelassene Ärzte ebenso wie Ministerpräsident Reiner Haseloff, Oberbürgermeister Torsten Zugehör und Volker Hippler, MediClin-Vorstandschef.

Kranke kommen aus dem gesamten Land, aber eben auch aus Leipzig, aus Brandenburg oder Berlin. Von den inzwischen rund 1 000 Operationen am offenen Herzen, die Ärzte in Coswig durchführen, entfallen an die 200 auf Patienten, die außerhalb des Landes leben. Hausmann führt das nicht zuletzt auf die „individuelle, persönliche Behandlung“ zurück. Herz-Kliniken in Berlin und Leipzig hätten Weltruf, aber eben auch so viele Patienten, dass das Persönliche auf der Strecke bleibe. „Ich“, sagt der Mediziner, der aus Berlin kommt, „behandle hier nicht jeden Patienten aus der Herzchirurgie, aber ich sehe alle. Und bei Komplikationen kann ich involviert sein.“

Die Botschaft lautet: Coswig mag Provinz sein, aber eine mit Strahlkraft. Das zeige sich nicht zuletzt daran, dass es zwar wie überall nicht ganz leicht ist, spezialisiertes Personal zu finden - Ärzte ebenso wie Schwestern und Pfleger -, dass es aber gelingt. Gebhardt: „Bei Ärzten gibt es keine offenen Stellen, in der Pflege schon.“ Das Coswiger Herzzentrum, das unter seinem Dach die Kliniken für Herz- und Gefäßchirurgie, Kardiologie und Angiologie sowie Anästhesiologie und Intensivmedizin vereint und mit 113 Betten aufwartet, beschäftigt 310 Mitarbeiter, darunter 46 Ärzte.

Gebhardt nennt das 20 Jahre alte Herzzentrum eine Erfolgsgeschichte, in Coswig werden nach seinen Worten inzwischen die meisten Herz-Operationen in Sachsen-Anhalt durchgeführt. Investiert werde eigentlich ständig. Im Aufbau befindet sich ein elektrophysiologisches Labor für die Behandlung von Herzrhythmusstörungen, die Wachstation für gefäßchirurgische Eingriffe ist so gut wie fertig, sie wird im Oktober übergeben, am Datenmanagement auf IT-Basis wird heftig gearbeitet. Der Standort hat offenkundig Zukunft, es gibt sogar Überlegungen, eine Rehabilitation zu integrieren.

Und wer nicht in Coswig als Patient landen will, für den hat der ärztliche Direktor einige Tipps parat: auf Ernährung achten (wenig Zucker), mehr Bewegung, das Rauchen aufgeben. (mz)