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Archäologischer Fund Untote in Sachsen-Anhalt? Forscher finden spektakuläres Zombie-Grab in Oppin

Böse Geister und wiederkehrende Tote gehören schon seit Jahrtausenden zu den Sagen der Menschheit. In Oppin im Saalekreis wurde nun ein sogenanntes "Wiedergänger-Grab" gefunden. Was das bedeutet.

Von Tim Müller Aktualisiert: 26.04.2024, 10:26
In Oppin im Saalekreis wurde ein sogenanntes "Wiedergänger-Grab" gefunden. Hier wurden Menschen mit schweren Krankheiten begraben - in der Hoffnung, dass sie nicht von den Toten zurückkehren würden.
In Oppin im Saalekreis wurde ein sogenanntes "Wiedergänger-Grab" gefunden. Hier wurden Menschen mit schweren Krankheiten begraben - in der Hoffnung, dass sie nicht von den Toten zurückkehren würden. Foto: dpa/Heiko Rebsch

Oppin/DUR. Nicht erst seit der bekannten TV-Serie "The Walking Dead" oder großen Hollywood Produktionen des Horror-Genres fürchteten sich die Menschen vor Zombies. Archäologen und Historiker können die Angst vor sogenannten "Wiedergängern" bis in das antike Griechenland zurückverfolgen. In Sachsen-Anhalt wurde nun ein besonders altes und unheimliches Grab gefunden.

Früher glaubten die Menschen daran, dass man Menschen, die nicht wiederkommen sollen, unter schweren Gegenständen wie großen Steinen begraben muss. Viele solcher Fälle traten im mittelalterlichen Europa zur Zeit der Pest auf. Forscher fanden in Oppin im Saalekreis nun ein 4200 Jahre altes "Wiedergänger-Grab".

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Wiedergänger-Grab in Oppin eine Sensation in Sachsen-Anhalt

"Es ist ein erwachsener Mann, etwa 40 bis 60 Jahre alt. Er liegt auf der linken Seite mit angewinkelten Beinen und schaut nach Osten", sagte Grabungsleiter Uwe Moos gegenüber der Deutschen-Presseagentur. "Über seinen Unterschenkeln liegt quer ein großer, etwa einen Meter langer, 50 Zentimeter breiter und zehn Zentimeter hoher Stein."

Gräber von Menschen, die nicht wiederkehrend sollten, wurden oftmals mit großen Steinen beschwert. So auch in Sachsen-Anhalt?
Gräber von Menschen, die nicht wiederkehrend sollten, wurden oftmals mit großen Steinen beschwert. So auch in Sachsen-Anhalt?
Foto: dpa/Heiko Rebsch

Wovor hatten die Menschen in Sachsen-Anhalt Angst?

Der Forscher vermutet, dass der Tote möglicherweise ungeliebt war oder unter einer schweren Krankheit litt. "Der schwere Stein sollte das Wiederkommen verhindern", sagte Moos. Der Mann stammt möglicherweise aus der Glockenbecherkultur, eine genaue Datierung müsse dies aber noch belegen. Es wäre das erste derartige Wiedergänger-Grab aus dieser Epoche in Mitteldeutschland und damit eine Sensation.

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"Wir wissen, dass man schon in der Steinzeit Angst vor unliebsamen Wiedergängern hatte. Das wollten die Menschen mit Magie verhindern", sagte die Projektleiterin und Archäologin Susanne Friederich. "Es gibt Gräber, bei denen der Leichnam sogar auf dem Bauch liegt. Damals glaubten die Leute, dass Tote mitunter versuchten, sich aus ihrem Grab zu befreien. Liegt er auf dem Bauch, gräbt er sich immer tiefer ein, anstatt an die Oberfläche zu gelangen. Ebenso gibt es bäuchlings niedergelegte Tote, die zusätzlich mit einer Lanze durchstoßen, also praktisch im Boden fixiert waren", erklärte Friederich.

Untoten-Grab bei Bauarbeiten für Gleichstromtrasse in Oppin gefunden

Das Wort "Wiedergänger" ist die traditionell deutsche Bezeichnung für einen wiederauferstandenen Toten. Das gängigere Wort "Zombie" hingegen wurde erstmals im 18. Jahrhundert von Sklaven auf Haiti geprägt. Untote, sogenannte "Zombi", sind auch in der Vodoo-Religion bekannt. Diese wurde stark durch Zauberpraktiken aus Afrika inspiriert.

Die Grabungen, bei denen das Wiedergänger-Grab gefunden wurde, laufen im Vorfeld des Netzausbaus der Gleichstromtrasse SuedOstLink. Der rund 150 Kilometer lange durch Sachsen-Anhalt verlaufende Teilabschnitt wird noch bis 2025 archäologisch untersucht. Die gesamte 540 Kilometer lange Trasse reicht von Wolmirstedt bis zum Standort Isar bei Landshut in Bayern.